Eine Frage des Vertrauens. (5)

Quelle:  pixabay
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Am Bahnhof angekommen, sprachen wir einen Fahrkartenverkäufer in der Bahnhofshalle an. Der zuckte mit den Achseln und meinte, für Busse sei er nicht zuständig und er wisse auch nicht, wo und wann Bus 702 abführe.

 

Ich gestehe, dass sich in diesem Moment ein Anflug von Verzweiflung in mir breitmachte. Wieso war es scheinbar unmöglich herauszufinden, wo dieser verflixte Bus sich in Richtung Ault in Bewegung setzte. Immerhin hatten wir für Bus 702 zweimal die gesamte Stadt durchquert. Und was in aller Welt denkt sich Gott eigentlich, fragte ich mich erneut. Er sieht doch unsere Lage und unsere Odyssee. Warum ließ er uns derart schmoren? Was war der Plan dahinter und was das Ziel?

 

Während wir noch ratlos in der Bahnhofshalle herumstanden, kam ein leicht unrasierter Franzose auf uns zu, der ein Handy in der Hand hielt. Dieser Franzose löste all unsere 702-Probleme mit einem Schlag: Er sprach fließend Englisch (eine Seltenheit in Frankreich!) und er wusste alles über Bus 702. Er teilte uns klipp und klar mit, dass Bus 702 draußen vor dem Bahnhof abführe, rief die Abfahrtszeiten in seinem Handy auf und ließ sie uns abfotografieren. Danach verschwand er.

 

Wir waren so erleichtert, dass uns alle Angespanntheit förmlich den Rücken herunterrieselte. Jetzt konnten wir unser Quartier erreichen. Endlich hatten wir die Abfahrtszeiten. Unverzüglich machten wir uns auf den Weg zurück zu Geraldines Haus, wobei wir nun die Stadt zum dritten Mal durchquerten. Aber die müden Füße wurden uns leicht. Endlich, endlich war das Geheimnis um Bus 702 gelüftet. Wir fanden, das müsse gefeiert werden und steuerten nach einer erfrischenden Dusche in Geraldines Haus ein kleines Restaurant an, in dem wir unseren Erfolg gebührend mit einem leckeren Essen feierten.

 

Der nächste Morgen begann in strahlendem Sommerwetter. Zunächst fuhren wir mit dem Stadtbus zum Autohaus (ja, auch die Abfahrtszeiten für diesen Bus hatten wir herausgefunden!). Wir packten die nötigsten Dinge für eine Woche zusammen, verstauten sie in diversen Taschen, schlossen unser Auto ab und gaben die Schlüssel wieder zurück. Von unserem defekten Auto gab es nichts Neues. Keiner der Mechaniker hatte sich unseres defekten Wagens angenommen. So fuhren wir zurück zum Bahnhof, stiegen in Bus 702 um und kamen nach einer Stunde Fahrt in Ault an. Das neue Quartier war einfach, aber gemütlich und gut zu bewohnen. Endlich hatten wir wieder eine Bleibe. Und das auch noch ganz nah am Meer!

 

Die folgenden Tage vergingen mit Warten auf die „Diagnose“. Das hielt uns aber nicht davon ab, schöne Wanderungen in die Umgebung zu unternehmen, ungezählte Male im herrlichen Wasser des Atlantiks zu schwimmen und uns lecker Essen zu kochen. Am Montag meldete sich unser Verkehrsclub und teilte uns mit, die „Diagnose“ werde morgen (Dienstag) erstellt werden. Die Sache zog sich weiter in die Länge. Wir warteten und warteten. Am Dienstag meldete sich der Verkehrsclub erneut per Mobilphone und teilte uns mit, das Autohaus könne die „Diagnose“ nun doch nicht erstellen. Ob wir einverstanden wären, wenn unser Auto in eine weiter entfernte Stadt und zu einer anderen Autowerkstatt geschleppt würde. Wir rollten mit den Augen, erklärten uns aber sofort einverstanden. Wir hätten wohl so ziemlich alles akzeptiert, wenn nur diese unglückselige „Diagnose“ endlich an Land kam.

 

Zehn Minuten später meldete sich der Verkehrsclub erneut. Das Autohaus in Abbeville sei nun doch bereit, die „Diagnose“ zu erstellen. Ober wir damit einverstanden seien. - Wir sagten zu. Ach, wir Unwissenden! Hätten wir bloß dieses Ansinnen abgelehnt! Denn nun - ohne dass wir es hätten ahnen können - segelten wir scharf vor dem Wind in weitere Schwierigkeiten hinein. 

 

(Fortsetzung folgt.)