Eine Frage des Vertrauens. (2)

Etwas irritiert hörten wir zu und begriffen dann: Unser Verkehrsclub würde gar nichts tun. „Erst“, so machte die Dame am anderen Ende deutlich, „müsse eine Diagnose des Autohauses her. Erst müssten sie wissen, was genau mit dem Fahrzeug los sei. Für ein eventuelles Mietauto müssten wir uns selbst kümmern. Um alles andere (z.B. eine Unterkunft) desgleichen.“

 

Wir waren wie betäubt. Der Verkehrsclub ließ uns im Stich. Von ihm war keine Hilfe zu erwarten, solange keine „Diagnose“ vorlag. Diese „Diagnose“ würde uns noch lange, lange verfolgen. So schulterten wir das Gepäck, das bisher unser Auto für uns getragen hatte und machten uns auf den Weg.

 

Im nahegelegenen „HyperU“ (ein Einkaufcenter), so hatte es die blonde Mitdreißigerin im Autohaus verraten, gäbe es einen Mietwagen-Service. Genau den brauchten wir jetzt. Erwartungsvoll betraten wir das massive Gebäude, schlenderten an zahllosen Läden vorbei, konnten aber einen Mietwagen-Service nirgendwo ausmachen. Das einzige Geschäft, das überhaupt etwas mit Autos zu tun hatte, war eine Fahrschule. Eine der zwei jungen Frauen hinter dem Tresen sprach ein paar Brocken Englisch. Mit einem kruden Gemisch aus Französisch, Englisch und wildem Gestikulieren machten wir deutlich, wo unser Problem lag. Die junge Frau hörte zu, nickte dann und bedeutete uns, ihr zu folgen. Durch lange Gänge führte sie uns ins Freie und an einer Tiefgarage vorbei, bis wir schließlich vor dem Eingang zum „HyperU Mietwagen-Service“ standen. Ob es wirklich im Sinne ihres Arbeitgebers war, dass sie die Fahrschule verließ, um uns dorthin zu bringen, lasse ich mal dahingestellt. Feststeht, dass diese junge Frau unsere Not erkannte und handelte. Und das ist eine Erfahrung, die sich durch die ganzen nächsten Wochen zog: Wir gingen durch wirklich schwierige Phasen. Aber immer tauchte zur rechten Zeit eine Person auf, die uns weiterhalf. Nie löste diese Person alle unsere Probleme. Aber immer ermöglichte sie den nächsten Schritt. Die Bewährung des Vertrauens auf Jesus war und blieb damit immer eine Herausforderung. Aber wir wurden auch immer wieder auch ermutigt.

 

Ich spähte durch die Glastür des Mietwagen-Service: Innen hing ein Schild, auf dem die bedeutungsvollen Worte „Fermez“ („Geschlossen“) vermerkt waren. Ich holte tief Luft. Musste das jetzt so sein, dass ausgerechnet der Mietwagen-Service an einem Freitagmorgen geschlossen haben musste? Die Zeit rann dahin, und die Fähre wartete nicht. Die junge Frau aus der Fahrschule klopfte. Eine braungebrannte Mitvierzigerin erschien, nahm das Schild weg, öffnete und ließ uns ein. Ich atmete auf. Jetzt würde vielleicht doch noch alles gut werden.

 

Wir schilderten unsere Lage, baten um einen Mietwagen für sofort und mindestens eine Woche. Die Mitvierzigerin verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf, bearbeitete die Tastatur ihres PC´s und schüttelte dann wieder den Kopf: „Nichts zu machen. Alles weg. Aussichtslos.“

 

Die junge Frau aus der Fahrschule sah uns kummervoll an und zuckte bedauernd mit den Schultern. Bevor wir uns verabschiedeten, verriet sie uns noch, dass es eine weitere Autovermietung in der Stadt gäbe. Zu Fuß wäre das allerdings weit. Wir lächelten, so gut wir konnten, bedankten uns sehr für ihre Hilfe und gingen.

 

Draußen lud eine Bank zum Verweilen ein. Wir nahmen Platz. Jetzt dämmerte uns, dass wir in Schwierigkeiten waren. Es fühlte sich an, als habe sich die Welt vor uns verschlossen. Wie konnte es sein, dass wir unversehens in so eine schwierige Lage geraten waren? Und was dachte Gott über dies alles? Schließlich vertrauten wir ihm doch! Wir wussten keine Antwort.

 

Irgendwann kam meine Frau auf die Idee, einen Freund von uns in Deutschland anzurufen. Der hatte bei unserem Verkehrsclub gearbeitet und kannte sich aus. Auf der Bank sitzend riefen wir ihn auf Festnetz und mobil an. Keine Antwort. Handy abgeschaltet. So ging es also auch nicht. Im Gebet legten wir Jesus unsere schwierige Situation vor und baten um Hilfe. Aber wie konnte diese Hilfe aussehen? Wir schulterten unser Gepäck und durchquerten die Stadt. Es war ein langer Weg, und die Sonne brannte immer noch vom Himmel. Wir bissen die Zähne zusammen. Jetzt bloß nicht entmutigen lassen!

 

(Fortsetzung folgt.)