Es gibt Situationen im Leben, die sind beschwerlich. Sie versetzen einen umgehend in Ärger oder Wut. Sie sehen irgendwie hoffnungslos aus und können tiefe Enttäuschung, aber auch Bitterkeit bewirken. Man wäre sie darum nur zu gerne los. Verständlich. Allerdings haben solche Situationen auch eine positive Seite: Sie stellen nämlich eine Herausforderung zur Bewährung des Vertrauens dar. Eine Bewährung des Vertrauens auf den lebendigen Gott. Die folgende Erfahrung haben meine Frau und ich im Juni des Jahres 2023 gemacht. Es war eine vielschichtige und nicht selten auch irritierende Erfahrung. Trotzdem entschlossen wir uns, das Vertrauen auf Jesus gerade in dieser Situation zu bewähren und nicht wegzuwerfen. Hier ist unsere Erfahrung:
Die Öl-Warnanzeige leuchtete ganz plötzlich auf.
Das kleine Ölkännchen im Display unseres Autos funkelte eine Weile bösartig, verschwand dann aber wieder. Sicherheitshalber füllten meine Frau und ich den Ölstand auf, dann war das kleine Intermezzo schon wieder vergessen. Jedoch: Das böse rote Licht kehrte zurück, und das wenige Tage vor unserem geplanten Urlaub in Frankreich. Rund 1000 Kilometer Fahrstrecke lagen vor uns. Was nun?
Eine freundliche Autowerkstatt warf einen Blick in den Motor, füllte wiederum Öl auf und entließ uns mit den Worten: „Alles ok! Sicherheitshalber etwas Motoröl mitnehmen!“
Wir starteten. Alles lief problemlos. Nach rund 700 Kilometern jedoch wurden wir jäh aus unserer Urlaubsstimmung gerissen! Ein leuchtend rotes Display neben dem Tachometer verkündete: „Sofort anhalten! Ölstand korrigieren!“
Uns fuhr der Schreck in die Glieder. Wir befanden uns mitten in der Pampa, irgendwo in Frankreich. Was denn nun? An der Einmündung eines Feldwegs hielten wir an. Keine Ortschaft, keine Tankstelle, schon gar keine Werkstatt in Sicht. Und das mitten in Nordfrankreich! Wir füllten Öl nach. Wieder mal. „Wo bleibt bloß das ganze Öl?“ fragte ich mich, während die träge Schmiermasse in den Ölstutzen floss. Unten heraus läuft es nicht. Das habe ich gecheckt. Aber irgendwo muss das Zeug doch bleiben!“ Rätselhaft. Die Sonne brannte. Wir zuckten die Achseln. Also weiter! Wir starteten den Wagen. Keine rote Anzeige mehr. Der Motor schnurrte wie immer. Wir fuhren weiter.
Einige Kilometer weiter hielten wir bei einer kleinen Autowerkstatt, die eigentlich gerade Feierabend machen wollte. Die freundlichen Leute schauten in den Motor, schüttelten die Köpfe und beschrieben uns den Weg zu einer Vertragswerkstatt in Abbeville. „Aber langsam fahren! Gaaanz langsam!“ schärften sie uns ein.
Wir machten uns auf den Weg. Leider hatte das große Autohaus schon geschlossen, als wir dort ankamen. Wir fuhren zu unserem Übernachtungsquartier. Was sollte nun werden? Die Fähre zu unserer Urlaubsinsel vor der Atlantikküste ging am Samstagmittag. Jetzt war Donnerstagabend. Würde die Werkstatt es schaffen, unser Auto bis Freitagabend wieder flottzukriegen? Wenn wir dann die Nacht durchfuhren, konnten wir es schaffen.
Am nächsten Morgen standen wir kurz nach Öffnung des Autohauses vor dem Tresen, hinter dem eine blonde Frau in den Dreißigern uns aufmerksam musterte. Wir schilderten unsere Lage und baten um rasche Hilfe. Die Frau nickte, ließ sich Autoschlüssel und Fahrzeugschein geben und versprach, sich um die Sache zu kümmern. „Vor kommendem Montag“, orakelte sie, „werde da aber wohl nichts zu machen sein.“ Wir verließen das Gebäude und riefen unseren Verkehrsclub an. Schutzbrief für´s Ausland hatten wir ja.
Jedoch: Die Dame am anderen Ende der Leitung erwies sich als spröde. Wortreich erklärte sie uns, was der Verkehrsclub nun alles nicht für uns tun werde. Etwas irritiert hörten wir zu und begriffen dann: Unser Verkehrsclub würde gar nichts tun. „Erst“, so machte die Dame am anderen Ende deutlich, „müsse eine Diagnose des Autohauses her. Erst müssten sie wissen, was genau mit dem Fahrzeug los sei. Für ein eventuelles Mietauto müssten wir uns selbst kümmern. Um alles andere (z.B. eine Unterkunft) desgleichen.“
(Fortsetzung folgt.)