Ohne Gott - Ein Lebensentwurf mit Risiken. (2)

Quelle:  pixabay
Quelle: pixabay

Ohne Gott.

Ein Lebensentwurf mit Risiken. (2)

 

Menschen, die einem Lebensentwurf ohne Gott folgen, haben ein Problem mit Schuld.

 

Schuld ist etwas Tückisches. Sie hat ein Gewicht, und dieses Gewicht nimmt im Laufe der Jahre zu.

Jede ausgesprochene Unwahrheit zieht Schuld nach sich. Jedes harte Wort, jede Beschimpfung, jede Beleidigung, jeder Hass-Ausbruch tragen dazu bei, dass Schuld anwächst. Jedes gebrochene Versprechen, jedes nicht bewahrte Geheimnis, jede Verleumdung, jeder Diebstahl, sie alle vermehren Schuld. Jede Grausamkeit, Treulosigkeit und Unehrlichkeit, jede Täuschung, Arroganz und Lieblosigkeit tragen zum Anwachsen von Schuld bei.

 

„Aber das tun doch alle!"

 

Manche sagen: „Aber das tun doch alle! Das ist doch bei allen so! Wo ist das Problem?“

 

Das Problem besteht darin, dass bei allen das Ausmaß der Schuld wächst und wächst. Und damit nimmt auch das Gewicht zu, das die Schuld auf die Seele jedes einzelnen legt. In einem Lebensentwurf ohne Gott kennt die Kurve der Schuld nur eine Richtung: Nach oben.

 

Sicher, das eine oder andere Unrecht kann wieder gutgemacht werden. Man kann auch um Entschuldigung bitten und (hoffentlich) erhalten. Aber die Erfahrung zeigt: Der allergrößte Teil der Schuld bleibt. Denn viele Verfehlungen können eben nicht wieder gutgemacht werden. Sie sind geschehen und sind nicht rückholbar. Tragisch.

 

In einem Dorf soll sich vor Jahren einmal folgende Geschichte zugetragen haben: Durch üble Nachrede wurde eines Mannes Ruf zerstört. Als dieser irgendwann heraus fand, wer das Gerücht über ihn verbreitet hatte, suchte er ihn auf, ohne ihm gleich zu sagen, warum er ihn sprechen wollte. Er bat ihn, ihn zur Dorfkirche zu begleiten. Mit dabei hatte er außerdem einen Sack voller Daunenfedern.

 

Gemeinsam stiegen sie auf den Kirchturm. Dort schüttete der Verleumdete den Sack voller Federn aus und der Wind trug sie in alle Himmelsrichtungen. Dann stellte er seinem Gegenüber die Frage: „Was meinen Sie? Wird es möglich sein, alle Federn wieder einzusammeln und hier in den Sack zu stecken?“ „Natürlich nicht“, war die Antwort, „aber warum fragen Sie.“ „Nun“ erwiderte ihm der Geschädigte, „so unmöglich wie es ist, die Federn wieder hier in den Sack zu sammeln, so unmöglich wird es sein, meinen guten Ruf wieder herzustellen, den Sie durch eine falsche Behauptung über mich zerstört haben.“

 

Dazu kommt nun noch etwas anderes: Menschen tendieren dazu, eigene Schuld einfach zu leugnen, auf andere abzuschieben oder schlicht zu verdrängen. So sammelt sie sich unaufhörlich an, und ihr Gewicht auf der Seele nimmt kontinuierlich zu.

 

Ein rotes Warnlämpchen

 

Schuldgefühle sind wie ein rotes Warnlämpchen, dass im Armaturenbrett des Autos aufleuchtet. Man kann dann entweder anhalten und die Ursache beseitigen oder man kann das Warnlicht zerstören. Das hört sich verrückt an. Wer sollte so etwas Widersinniges tun? Jeder tut es, der die Wahrnehmung von Schuld in seinem Leben verdrängt.

 

Viele Menschen nehmen zunächst kaum wahr, dass sie das tun. Aber mit den Jahren beginnen sie das Gewicht unbewältigter Schuld zu spüren. Immer wieder einmal müssen sie an hässliche Dinge denken, für die sie die Verantwortung tragen. Der Singer/Songwriter Manfred Siebald beschreibt das in einem seiner Lieder mit diesen Worten:

 

„Längst vergessene Versprechen,

Bitten, kaum noch angehört,

Fehler, die sich spät erst rächen,

Unrecht, das dich nicht mehr stört.

Wo ist nur das Gras,

das dir darüber längst gewachsen schien?

An dem Wintermorgen Gottes muss die Täuschung fliehn.“[1]

 

Schuld hat Gewicht. Und je länger ein Mensch lebt, umso mehr Kraft muss er aufwenden, um dieses Gewicht tagtäglich zu stemmen. In einem Lebensentwurf ohne Gott gibt es keine Möglichkeit, Schuld wirklich zu bewältigen.

 

Das hat Auswirkungen. Ein mit Schuld belastetes Leben wird schwer. Es verliert  seine Beweglichkeit und Leichtigkeit. Ganz allmählich nimmt auch das Zwielicht im Leben zu.

 

Ein beeinträchtigtes Gewissen

 

Dann geschieht noch etwas: Das Gewissen nimmt Schaden. Wenn Schuld dauerhaft geleugnet, versteckt oder verdrängt wird, hat das eine zerstörerische Wirkung auf das Gewissen. Das Empfinden für wahr und unwahr, richtig und falsch, Gut und Böse stumpft ab und erstarrt Schritt für Schritt. Unrecht wird nicht mehr (so deutlich) empfunden. Das wirkt zunächst entlastend, ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich immer mehr Schuld ansammelt. Eine schier ausweglose Situation.

 

Solange Menschen im Berufsleben stehen, gelingt es ihnen oft, durch stete Betriebsamkeit, ihre Schuld zu verdrängen. Aber wenn der Ruhestand kommt und nun viel mehr Zeit zur Verfügung steht, steigt in ihnen das dumpfe, unklare Gefühl auf, dass irgendetwas ganz grundsätzlich mit ihrem Leben nicht stimmt. Oft kommen sie nicht darauf, dass es die Berge unbewältigter Schuld sind, die dieses dumpfe Gefühl bewirken. Sie wissen nicht weiter.

 

In einem Lebensentwurf ohne Gott, gibt es keine Möglichkeit, das Problem der Schuld zu bewältigen. Das ist kein Wunder. In der Religion des Islam wird Schuld von Allah zwar (vielleicht!) übersehen, aber nicht bewältigt. Hinduismus und Buddhismus verschieben die Bewältigung der Schuld in zukünftige Wiedergeburten, bewältigen sie aber auch nicht. Und die westliche Psychologie kennt zwar Schuldgefühle und kann sie bearbeiten, hat aber erst recht keine Lösung für die Schuld an sich. Kein Wunder also, dass Menschen bei der Frage nach der Bewältigung ihrer Schuld ratlos mit den Schultern zucken.

 

Echte Schuldbewältigung

 

Es gibt meines Wissens nur eine einzige Stelle, wo eine echte Bewältigung der Schuld angeboten wird: Bei Jesus. Jesus hat mehr als einmal gesagt, dass er eigens dafür gekommen sei, um sein Leben als Sühneopfer für die Schuld der Menschen zu geben.

Das war alles andere als eine wilde religiöse Spekulation. Jesus war besonders. Seine Person war besonders. Sein Leben war besonders. Er erwies sich vorn den Menschen als der Sohn Gottes. Seine Macht über die Kräfte der Natur, über Krankheit und Tod war legendär und brachten selbst ärgste Zweifler ins Staunen. Viele sahen ihn. Aber er gefiel nicht allen. Manche wurden zu seinen glühenden Feinden. Und dann, am Ende geschah genau das, was Jesus angekündigt hatte: Er gab sein völlig einmaliges Leben als Sohn Gottes. Er starb den fürchterlichsten Hinrichtungstod, der damals zur Verfügung stand: Der Kreuzigung.

Ein ungeheurer Gegenwert

Was war das Leben des Gottesssohnes wert?  Genug, um einen ungeheuren Gegenwert für die Massen von menschlicher Schuld zu schaffen. Jesus sühnte mit seinem Leben Berge von menschlicher Schuld.

Klar, manche Menschen lehnen jede Form von Religion für sich ab und stehen Jesus darum kritisch gegenüber. Das ändert aber nichts daran, dass es nur bei Jesus eine echte Bewältigung von Schuld gibt. Wer dies Angebot zur Schuldbewältigung ablehnt, kann das selbstverständlich tun. Er sollte sich aber bewusst sein, dass er damit das einzig vorhandene Angebot zur Bewältigung seiner Schuld ablehnt. Es bleibt dann nur das Tragen der stetig wachsenden Last der Schuld. Bis zum Schluss.

Was aber passiert, wenn Menschen das sühnende Sterben des Gottessohnes Jesus für sich annehmen und Vergebung (und damit echte Schuldbewältigung) persönlich erfahren?

Gewaltige Befreiung

Es geschieht eine gewaltige Befreiung. Tonnen lastender Schuld heben sich von der Seele und kehren nicht mehr zurück. All die Kräfte, die über Jahre und Jahrzehnte im Tragen von Schuld gebunden waren, werden jetzt mit einem Schlag frei. Das wird besonders dann geradezu körperlich spürbar, wenn die Vergebung von einem anwesenden Seelsorger/in laut zugesprochen wird. Jahrzehntealte Schuld wird bewältigt. Eine massive Erfahrung. Es ist nichts Geringes, von der allerhöchsten Instanz für immer freigesprochen zu werden.

Eine Schwierigkeit allerdings gibt es: Es ist keine Kleinigkeit, eigene Schuld, die sich über Jahre angesammelt hat, vor Gott konkret beim Namen zu nennen. Dieser Augenblick der Wahrheit kann sehr demütigend sein. Man sieht sich dann ungeschminkt, realistisch, ohne Täuschungen. Das kann sehr hart sein. Umso befreiender ist dann aber die Erfahrung der Vergebung.

Und was geschieht dann? Dann geschieht etwas sehr Kostbares: Die Beziehung zu Gott, die bis dahin durch Schuld komplett blockiert war, öffnet sich weit. Gott in Person betritt das Leben und füllt es komplett mit seiner Gegenwart. Das Leben wird ein bewohntes Leben, ein von Gott bewohntes Leben. Das Leben bekommt Sinn und Ziel, nach denen man sich so lange gesehnt hat.

 

[1] https://www.youtube.com/watch?v=TztX0TS9jZk

 

(Fortsetzung folgt)