Raus aus der Krippe! - Unangepasste Gedanken zu Weihnachten. (1)

Quelle:  pixabay
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In Österreich ist eine Studentin vor ein paar  Jahren unfreiwillig im Laderaum eines Fernbusses eingeschlossen worden und dort eine Stunde lang zwischen Koffern und Kisten unterwegs gewesen. Als sie ihr Gepäck verstaute, habe der Busfahrer vom Fahrersitz aus die Klappe des Laderaums verriegelt, wie die Polizei berichtete. Das Klopfen der jungen Frau hörte niemand.

 

In ihrer Not wandte sie sich über eine App an die Internet-Community und fragte um Rat. „Ich bin in einem Bus der Österreichischen Bundesbahn hinten beim Gebäck eingesperrt“, schrieb sie, „weil der schon losgefahren ist, als ich mein Zeug rein tun wollte. Was soll ich tun? Bei der Hotline hebt keiner ab!“ Viele Community-Mitglieder wollten die Geschichte der 21-Jährigen zunächst nicht glauben. Als Beweis schickte die Studentin darum live ein Foto aus dem Laderaum.  Sofort bekam sie einen naheliegenden Hinweis: „Ich würde die Polizei rufen.“ Und so geschah es auch.

 

Der von der Polizei alarmierte Busfahrer konnte die 21-Jährige nach einstündiger Fahrt aus dem Gepäckraum befreien. Sie setzte ihre Fahrt auf dem gebuchten Platz fort. Ein Foto ihres „normalen Platzes“ teilte sie auch mit den gespannten App-Nutzern.

 

Nun meldeten sich auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) in den sozialen Netzwerken zu Wort: „Bevor ihr in den Gepäckladeraum kraxelt, auch wenn ihr es eilig habt - geht zum Buslenker und macht auf euch aufmerksam“, lautete ihr Rat auf Twitter. Als Sofortmaßnahme sollen nun Aufkleber vor dem Hineinklettern in den Laderaum warnen.

 

Tja, das war mit Sicherheit eine reichlich unangenehme Erfahrung für die bedauernswerte junge Frau. Und wahrscheinlich wird sie ihre unfreiwillige Fahrt, eingesperrt zwischen Koffern und Taschen, so schnell nicht vergessen haben. Soweit, so klar.

 

Was hat das mit Weihnachten zu tun?

 

Allerdings fragen Sie sich jetzt natürlich längst und dazu mit vollem Recht, was denn eine unfreiwillige Fahrt im Gepäckladeraum eines Busses mit Weihnachten zu tun haben könnte. Dazu müssen wir eine kleine Gedankenkurve durchfahren. Die stellt den Zusammenhang her.

 

Also, überlegen wir mal: Wie machen wir das denn – alle Jahre wieder – wenn die Geburt des Gottesssohnes am Heiligen Abend feiern? Nun, wir lassen uns berühren davon, dass Gott – und der ist ja nun wirklich nicht irgendwer! – bereit war, seine himmlische Welt zu verlassen, von einer ganz normalen jungen Frau auf die Welt gebracht zu werden und auf diese Weise zu uns ganz normalen Menschen zu kommen. Das ist einfach zum Staunen: Dass Gott dazu bereit war. Er liegt in einer Futterkrippe auf einer Handvoll leerem Stroh.

 

Tja, die Futterkrippe, in der uns der Schöpfer der Welt auf die Pelle rückt, die hat´s in sich. Die ist wirklich zum Staunen. Darum wird sie auch im Bericht des Lukas (Die Bibel, Lukasevangelium, Kapitel 2)  gleich dreimal an prominenter Stelle erwähnt. Und wie gut, dass in jedem Jahr (am 24. Dezember) wieder und wieder an Gott in Krippe und Stroh erinnert wird. Angemessen und genau richtig ist das! Manche werden innerlich davon sehr berührt.

 

Aber: Wie eigentlich geht´s dann weiter? Wenn die Weihnachtstage vorüber sind und der Alltag uns wieder hat? Wie geht´s dann weiter?

 

Zurückgelassen in der Krippe

 

Mein Eindruck ist: Oft genug bleibt Jesus in der Krippe zurück. Wir aber gehen weiter. Ist es nicht so? Ich meine: Nach Weihnachten kommt ja nun mal bald Sylvester. Da müssen die Sektflaschen besorgt und womöglich ein paar Knaller gekauft werden. Wir gehen weiter. Und Jesus? Er bleibt zurück, in der Krippe. Und dann fängt das neue Jahr an. Und der Stress hat uns wieder. Und die Termine. Und die Pflichten. Und der Ärger. Und die Sorgen. Wir gehen weiter. Und Jesus bleibt zurück, immer noch in seiner Krippe. Das Leben geht seinen eigenen Gang. Meist ohne ihn.

 

Und dann kommt der Sommer-Urlaub, der ersehnte. Und wir jetten davon. Oder werfen das Wohnmobil an. Und Jesus ist immer noch in seiner Krippe. Und dann färben sich irgendwann die Blätter bunt. Und wir fischen die warmen Pullover aus dem Schrank. Und dann tauchen die ersten Nikoläuse beim ALDI auf. Und Jesus? Liegt immer noch in seiner Krippe.

 

Und dann kommt der Dezember herbei und der Advent und schließlich der Heilige Abend. Und da treffen wir alle wieder zusammen: An der Krippe. Und Jesus ist immer noch dort. Hat das ganze Jahr brav auf uns gewartet. Vielleicht ganz leicht angestaubt. Und wir finden gar nichts Besonderes dabei. Viele meinen, das müsse so sein und sei völlig in Ordnung.

 

Raus aus der Enge! 

 

Und jetzt komme ich – wie versprochen - auf die Begebenheit mit der Studentin in dem Gepäckraum zurück, die dort in unschöner Enge eingesperrt war: Sie erinnern sich …! Die hatte doch sicher nur einen einzigen Wunsch, nämlich: Raus aus der Enge! Oder?

 

Und bei Jesus ist das nun ganz ähnlich: Der will auch raus aus der Enge! Der will raus aus der Krippe! Endlich! Der will raus aus der Krippe! Der ist ganz und gar nicht einverstanden damit, dass wir ihm jahraus, jahrein die eine, einzige Rolle als Krippenkind zuweisen. Der will raus aus der Krippe! Der will nicht immer klein und süß bleiben (und ungefährlich)! Der will raus aus dem Stroh …, ja, wohin? Hinein in unser ganz normales Leben: In den Stress, in die Termine, in die Pflichten, in den Ärger, in die Sorgen. Er will hinein in unsere Ehen und Familien, hinein in unsere Beziehungen, hinein in unseren Alltag, hinein in die Urlaubswochen. Er will da sein, wo wir sind. Er akzeptiert die Krippe nicht als Dauer-Domizil! Er will raus aus der Krippe!

 

Und er hat auch einen sehr guten Grund dafür. Ich nennen Ihnen diesen Grund: Jesus will uns retten. Nicht weniger! Sie und mich will er retten. Darunter läuft zu Weihnachten nichts! Und darum will Jesus auf keinen Fall in der Krippe bleiben!

 

(Fortsetzung folgt)