Ohne Gott. Ein Lebensentwurf mit Risiken. (5)

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Ohne Gott.

Ein Lebensentwurf mit Risiken. (5)

 

Menschen, die einem Lebensentwurf ohne Gott folgen, haben ein Problem mit verlorenen Idealen.

 

Viele junge Menschen haben klare, hohe Ideale und setzen sich auch konsequent für sie ein. Sie haben oft einen scharfen und sehr klarsichtigen Blick für das, was in der Gesellschaft schon sehr lange sehr falsch läuft.

 

In bekannten Bewegungen wie „Fridays For Future“, „Extinction Rebellion“, „Ende Gelände“, „Climate change is about power“, „PETA“ oder „Aktion Tier“ sind vorrangig junge Menschen aktiv. Dasselbe gilt für die Hippie- und Anti-Vietnamkrieg-Bewegung in den USA in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts.

 

Es scheint so zu sein, dass im Lebensalter von 15 – 25 Jahren die Bereitschaft für Ideale einzustehen,  bemerkenswert hoch ist. Manche gehen dabei so weit, dass sie sogar einen Hungerstreik zur Durchsetzung ihrer Ziele riskieren.[1]  Das beeindruckt.

 

Anpassung verlangt

 

Beunruhigend ist aber, was später geschieht. Es zeigt sich, dass vielen mit zunehmendem Lebensalter ein Durchhalten der als richtig erkannten Ideale immer schwerer fällt. Spätestens mit dem Start ins Berufsleben (manchmal auch schon früher), wird Anpassung von ihnen verlangt. Besonders am Arbeitsplatz, aber auch in der Familie, in Beziehungen und in den sozialen Medien geraten sie unter erheblichen Konformitätsdruck.

 

Eine Weile gelingt es manchen, ihren Idealen von einst treuzubleiben und dem Anpassungsdruck Widerstand entgegenzusetzen. Aber es wird schwieriger. Es zeigt sich: Wer sich dem Mainstream ernsthaft und langfristig widersetzt, zahlt immer einen Preis. Er muss Nachteile, auch im Beruf, hinnehmen. Er muss damit rechnen, ausgegrenzt, gemieden oder einfach nicht ernst genommen zu werden. Mit andern Worten: Er leidet.

 

Je länger das Leiden andauert und je höher der Preis für die nicht geleistete Anpassung ausfällt, umso größer wird die Versuchung, dem Druck nachzugeben und Schritt für Schritt Kompromisse einzugehen.

 

Ein beunruhigendes Experiment

 

Em Griffin beschreibt in seinem Buch „The Mindchangers“ ein Experiment von Solomon Asch mit Gruppen von 12 Personen. Sie wurden in einen Raum gebracht, in dem vier Zeilen ungleicher Länge gezeigt wurden. Sie mussten entscheiden, welche zwei gleich lang waren und öffentlich für ihre Wahl stimmen. Person nach Person nach Person (insgesamt 11) stimmten für die falsche Linie - weil sie alle im Voraus entsprechend informiert wurden. Die eine Person, die im Dunkeln tappte, konnte sich nicht vorstellen, wie um alles in der Welt all diese scheinbar normalen Menschen die falsche Linie wählen konnten. Als er an der Reihe war, abzustimmen, musste er sich entscheiden: "Gehe ich mit dem, was mir meine Sinne sagen, oder gehe ich mit der Menge?" 1/3 der Getesteten gaben dem Gruppendruck nach und änderten ihre Stimme, um mit ihren Kollegen zuzustimmen.[2] 

 

Zermürbter Widerstand

 

Je länger Menschen dem Anpassungsdruck ihrer Umwelt ausgesetzt sind, umso mehr verblassen die Ideale von früher. Es erscheint ihnen immer schwieriger und sinnloser, ihnen treu zu bleiben. Die Nachteile, die sie  in Kauf nehmen müssen, durchlöchern und zermürben ihren inneren Widerstand, bis er irgendwann zusammenbricht. Nur spärliche Restbestände überleben. Kostbare Ideale gehen verloren. Immer fremder wird ihnen die weit zurückliegende Zeit, als die Ideale noch klar und zwingend waren.

 

Manche sagen jetzt: „So einfach ist das halt alles nicht. Ich habe mir die Hörner abgestoßen und bin Realist geworden. Meine Sturm- und Drangzeit ist vorüber.“ Tatsächlich aber wissen sie, dass sie ihre kostbaren Ideale verraten haben.

 

Verratene Ideale 

 

Später, nach dem Eintritt in den Ruhestand, blicken sie zurück, und es bricht eine innere Unruhe in ihnen auf. Sie sehen jetzt schärfer, dass es einen unguten Bruch in ihrem Leben gegeben hat. Sie haben dem Anpassungsdruck irgendwann nachgegeben und etwas getan, das sie eigentlich niemals tun wollten. Sie waren nicht bereit, den Preis für die Treue zu ihren Idealen zu zahlen. Sie haben Ruhe, Bequemlichkeit, beruflichem Aufstieg und Konsum den Vorzug gegeben. Sie haben genau das getan, was sie als junger Mensch an den Älteren bemängelten.

 

Dafür schämen sie sich jetzt. Aber ihr gelebtes Leben legt sie unbarmherzig fest. Sie können nichts mehr ändern. Das Leben ist ja zu mindestens vier Fünfteln vorüber. Manche werden jetzt zu Zynikern. Sie verachten sich selbst, weil sie ihre Ideale verraten haben.  Sie verachten sich, weil sie dem Anpassungsdruck nachgegeben haben, obwohl sie ihm nicht hätten nachgeben müssen. Aber sie können nichts rückgängig machen. Und mit Schrecken sehen sie jetzt , dass ihre Kinder im Begriff stehen, denselben unheilvollen Weg einzuschlagen, den auch sie gegangen sind.

 

Menschen, die einem Lebensentwurf ohne Gott folgen, haben ein Problem mit verlorenen Idealen

 

In einem Lebensentwurf mit Gott kann das anders laufen. Es muss nicht zum Verlust hoher Ideale kommen.

 

Wie läuft das ab?

Wer Gott die Tür zu seinem Leben öffnet und eine persönliche Beziehung zu ihm eingeht, beginnt zu lieben, was Gott liebt. Er verabscheut, was Gott abscheulich findet und findet schön, was Gott schön findet. Gottes Maßstäbe für richtig und falsch, Gut und Böse, schön und hässlich, werden seine Maßstäbe. Wie sollte das auch anders sein, wenn Gott selbst in seinem Leben wohnt?

Dann geschieht etwas Bemerkenswertes: Sein Gewissen bindet sich im Laufe der Zeit mehr und mehr an Gottes Maßstäbe. Es signalisiert: „Wenn du dem Gott, den du liebst, mit deinem Leben entsprechen willst, dann setze seine Maßstäbe für richtig und falsch, Gut und Böse, schön und hässlich in deinem Leben um!“

Starke Motivation

Auf diese Weise entsteht eine starke Motivation, die Maßstäbe Gottes im eigenen Leben zu bewähren. Es ist jetzt etwas Absolutes da: Gott in Person. Man weiß: Seine Maßstäbe sind auf jeden Fall wahr und gut und verlässlich. Es entsteht die Sehnsucht, an diesen Maßstäben festzuhalten, auch wenn die Umwelt sie möglicherweise gering achtet oder sogar für falsch hält.

In einem Lebensentwurf ohne Gott hat man nur sich selbst und seine Ideale. In einem Lebensentwurf mit Gott ist aber Gott mit im Boot. Man ist darum hochmotiviert, ihm mit dem eigenen Tun zu entsprechen und an seinen Maßstäben auch unter gesellschaftlichem Druck festzuhalten. Das ist eine ganz andere Konstellation. Mit ihr ist es viel leichter, an den Maßstäben für richtig und falsch dranzubleiben und sie nicht aufzugeben, auch wenn man unter Druck gerät.

Dazu kommt nun noch etwas anderes: Wenn Gott in Person das Leben eines Menschen erfüllt, ist es völlig natürlich und selbstverständlich, dass seine Kraft in diesem Menschen zu wirken beginnt. Der ist dann nicht mehr allein auf seine begrenzten menschlichen Kraftreserven angewiesen. Er wird gerade in Drucksituationen Gottes Bewahrung, Stärkung und Ermutigung erfahren. All dies bewahrt ihn davor einzuknicken und seine Werte und Maßstäbe zu verraten. Wenn er später irgendwann einmal auf sein Leben zurückblickt, wird er zwar nicht alles richtig gemacht haben. Aber wird voller Freude und Dankbarkeit wahrnehmen, dass er den Maßstäben Gottes treugeblieben ist. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Leben.

Kein Spaziergang

An dieser Stelle wird nun noch etwas anderes deutlich: Ein Lebensentwurf mit Gott ist kein Spaziergang. Er hat auch Risiken. Eine Gesellschaft, die Gott als Konkurrenten und Bedrohung ihrer Freiheit ansieht und sich von ihm abgrenzt, wird nicht selten ablehnend auf diejenigen reagieren, die einem Lebensentwurf mit Gott folgen. Das ist ein Risiko, das nicht unterschätzt, vor allem aber nicht verschwiegen werden sollte. Es gehört zu einem Lebensentwurf mit Gott dazu.

Andererseits muss niemand, der sich auf eine persönliche Beziehung zu Gott eingelassen hat, diesem Risiko allein standhalten. Er kann sich auf Gottes Bewahrung und Leitung verlassen. Unterstützend kommt hinzu, dass andere, die demselben Lebensentwurf folgen, an seiner Seite stehen.

Das Allerwichtigste aber ist dies: Egal, wieviel Risiken es gibt: Wer einem Lebensentwurf mit Gott folgt, hat immer Zukunft, egal, wie sich sein Leben im Detail gestaltet. Ein Lebensentwurf mit Gott füllt das Leben mit Sinn, bewältigt das Schuldproblem, beendet die innere Leere, befähigt dazu, die eigenen Werte und Maßstäbe nicht zu verraten und öffnet eine Zukunft ohne Ende und Begrenzung.

Jeder Mensch entscheidet, welchem Lebensentwurf er folgen will. Jeder kann entscheiden. Es gibt immer eine Wahl.

 

 (Fortsetzung folgt)


[1] https://www.zeit.de/2021/47/klimaaktivisten-hungerstreik-olaf-scholz-klimakrise-treffen

[2] Em Griffin, The Mindchangers, Tyndale House, 1976, p. 193ff.