Ohne Gott - Ein Lebensentwurf mit Risiken. (1)

Quelle:  pixabay
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Ohne Gott.

Ein Lebensentwurf mit Risiken. (1)

 

Ein Internet-Blogger schreibt: „Vor vielen Jahren sagte mir eine Bekannte, dass sie sich nicht vorstellen könne, Christ zu werden. Dadurch wäre man völlig eingeschränkt, müsste regelmäßig beten oder Gottesdienste besuchen, könnte sich nicht mehr frei entfalten und das tun, was man gerade will.“ [1]

 

Viele Menschen würden diesem Statement unumwunden zustimmen. In ihrem Lebensentwurf ist Gott nicht vorgesehen. 

 

Nicht immer ist aber denen, die sich so positionieren, von vornherein klar, auf was sie sich bei diesem Lebensentwurf einlassen. Oft zeigt sich erst nach Jahren, dass ein Lebensentwurf ohne Gott schwieriger ist, als es sich zu Beginn darstellte. Tatsächlich hält dieser Lebensentwurf eine Reihe von Rätseln bereit, deren Lösung schwierig ist. Zusätzlich enden einige seiner Wege unversehens irgendwo im Nirgendwo. Es lohnt darum, diesen Lebensentwurf etwas genauer ins Auge zu fassen.

 

Menschen, die einem Lebensentwurf ohne Gott folgen, haben ein Sinn-Problem.

 

Ultimative Sinnlosigkeit

 

Der bekannte Psychologe Viktor Frankl schrieb einmal: „Die Krankenhäuser sind überfüllt mit Menschen, die an einer neuen Form von Neurose erkrankt sind: Der Wahrnehmung von totaler und ultimativer Sinnlosigkeit in ihrem Leben.“[2]

 

Natürlich können Menschen Erfüllung im Beruf erleben und in liebevollen Beziehungen geborgen sein. Sie können sich künstlerisch betätigen (zum Beispiel in Musik, Handwerklichem und Malerei). Sie können ausgedehnte Reisen unternehmen, die Welt entdecken und dabei aufregende Abenteuer erleben. Sie können sportlich aktiv sein, sich sozial oder politisch engagieren und dabei positive Erfahrungen machen, die ihrem Leben (zumindest zeitweise) einen Sinn geben.

 

Allerdings sind diese Erfahrungen nicht in der Lage, ihrem Leben dauerhaft einen tragenden Sinn zu vermitteln. Sie erweisen sich als brüchig. Der Berufsalltag ist keineswegs immer erfüllend. Beziehungen, die mit der großen Liebe begannen, versanden allzu oft und allzu schnell im Alltag. Reisen sind von begrenzter Dauer, soziales und politisches Engagement hält vielerlei Frustrationen bereit, und selbst Sport und Kunst haben ihre Grenzen. Immer wieder erhebt die Sinnlosigkeit ihr graues Haupt.

 

Bohrende Fragen

 

Selbst wenn alles gerade mal optimal läuft, klopft sie unüberhörbar an die Tür und stellt bohrende Fragen:

 

  • Was ist die Bedeutung deines einmaligen, einzigartigen und so nicht wiederkommenden Lebens?
  • Was ist der Sinn deines Lebens, wenn es doch nach sieben oder acht Jahrzehnten endet und endgültig verschwindet?
  • Was ist der Sinn deines Lebens, wenn doch der Planet Erde eines Tages definitiv ein Ende finden und nicht mehr existieren wird, ohne dass „das Universum ihm auch nur eine Träne nachweinen wird“ (Albert Einstein)?
  • Was ist die Bedeutung deines kleinen Lebens, das neben Milliarden anderer Menschenleben auf der Erde zu schierer Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpft?
  • Wie sinnvoll kann dein Leben sein, von dem im Endeffekt nichts, aber auch gar nichts bleibt?

Ein begrenztes Leben in einer begrenzten Welt kann nur begrenzte Sinnangebote liefern. Jeder Mensch trägt aber die Sehnsucht nach einem Lebenssinn in sich, der über alle Begrenzungen hinausweist. Jeder Mensch fragt nach einem Lebenssinn, der über sein begrenztes irdisches Dasein definitiv hinausreicht.

 

Seit einigen Jahren ist es nun aber aus der Mode gekommen, nach einem wirklich tragenden Sinn  des Lebens zu fragen. Menschen, die es wagen, nach einem umfassenden Sinn ihres Lebens zu suchen, werden oft genug etwas mitleidig belächelt.

 

Woran liegt das?

 

Viele Menschen haben die Suche nach einem Sinn, der über ihr begrenztes Leben hinausweist, längst aufgegeben. Vielleicht haben Sie im Alter von 15 - 20 Jahren intensiv nach dem Sinn ihres Lebens gefragt. Aber sie kamen zu keinem Ergebnis. Dann kamen die Ausbildung, der Beruf, die Familie, das Häuschen, die Kinder. Sie waren nun vollauf beschäftigt und hatten keine Zeit mehr, über den Sinn ihres Lebens nachzudenken. Aber dann, mit Anfang Fünfzig vielleicht, kommt die lange vernachlässigte Frage zurück.  Allerdings sind sie nun überzeugt, dass es einen umfassenden Lebenssinn nicht gibt und nicht geben kann. Sie setzen auf kurzfristige und kurzlebige Sinnerfüllungen oder schlicht auf die Erfahrung von Spaß. Aber die Suche nach dem großen Lebenssinn haben sie aufgegeben. Sie haben resigniert und schauen darum mitleidig auf die, die noch immer auf der Suche sind.

 

Aber sie kommen nicht wirklich zur Ruhe.

 

Eine alte Sehnsucht

 

Tief in ihnen wühlt die alte Sehnsucht nach dem großen Sinn für ihr Leben. Sie haben diese Sehnsucht in sich verschlossen. Sie haben sie für sich selbst tabuisiert. Sie haben - bildlich gesprochen - schwere Betondeckel auf diese Sehnsucht gewälzt, um sie niederzuhalten. Aber je länger sie das tun, umso stärker drängt die Sehnsucht nach oben. Vielleicht machen sie dann eines Tages eine dramatische Erfahrung der Sinnlosigkeit: Sie stehen am offenen Grab des Menschen, den sie am meisten geliebt haben. Dann kann es geschehen, dass die geknebelte Sehnsucht plötzlich die schweren Betondeckel abwirft und mit ungeheurer Wucht ins Bewusstsein drängt. Dann ist sie wieder da, größer und stärker als jemals zuvor.

 

Die Frage: Wozu in aller Welt lebe ich? Was ist die Bedeutung meines einmaligen, einzigartigen Lebens? stellt sich dann neu und bedrängender als je zuvor. Aber sie haben keine Antwort. Haben sie nie gehabt. Sie stehen vor einem dunklen Rätsel, und sie verzweifeln.

 

Der bekannte Schriftsteller Mark Twain schrieb einmal: „Unzählige Menschen werden geboren. Sie arbeiten und schwitzen und kämpfen. Sie streiten und schimpfen und zanken. Sie rangeln um kleine, bedeutungslose Vorteile. Dann schleicht das Alter an sie heran. Gebrechen folgen. Diejenigen, die sie lieben, werden ihnen genommen und die Freude des Lebens wandelt sich in Trauer. Am Ende verschwinden sie aus dieser Welt, in der sie nichts von Bedeutung bewirkt haben. Die Welt wird sie einen einzigen Tag betrauern und dann für immer vergessen.“[3]

 

Menschen, die einem Lebensentwurf ohne Gott folgen, haben ein Sinn-Problem. Wie sieht das aber nun in einem Lebensentwurf mit Gott aus? Was wird dort mit der Sinnfrage?

 

Eine besondere Beziehung

 

Ein Lebensentwurf mit Gott gestaltet sich so, dass es zu einer persönlichen Beziehung des einzelnen zu Gott in Person kommt. Sie ist geprägt von Vertrauen, Ehrfurcht und Liebe.

Was aber ist das Besondere an dieser Beziehung? Sie gestaltet sich so, dass jeder, der sich auf diese Beziehung einlässt, auf die Größe, Schönheit, Güte und Freundlichkeit Gottes reagiert. Er fängt an und ehrt Gott mit seinem Leben. Er gestaltet seinen ganz normalen kleinen Alltag so, dass Gott in allem geehrt wird.

Der Kleine Westminster Katechismus[4] fasst es in diese Worte: „Hauptziel des Menschen ist es, Gott zu verherrlichen und sich für immer an ihm zu erfreuen.“

Der Sinn eines Lebens mit Gott besteht darin, dass der Mensch, also ein begrenztes, geschaffenes Wesen, eine Beziehung der Liebe und des Vertrauens zu einem unbegrenzten, nicht geschaffenen, unsagbar machtvollen, ehrfurchtgebietenden und liebenden Wesen bekommt: Gott. Die Beziehung zu ihm findet nicht in irgendeinem abgehobenen Bereich statt, sondern im Klein-Klein des Alltags. Jedes noch so kleine Detail seines Lebens bekommt einen klaren Sinn, weil es in der Beziehung zu Gott eine Rolle spielt.

Damit ist klar: Der Lebenssinn, der sich aus der Beziehung zu Gott ergibt, ist nicht von beruflichem Erfolg, Wohlstand, Gesundheit oder Besitz abhängig. Er ist allein von Gott in Person abhängig. Je länger die Beziehung besteht und je weiter sie sich entwickelt, umso tiefer wird auch der Lebenssinn. Er durchdringt und erfüllt immer mehr und immer tiefere Bereiche der menschlichen Persönlichkeit. Misserfolge im Beruf, Armut, Krankheit oder bittere Niederlagen können diesen Lebenssinn zwar belasten, aber niemals zerstören.

Ein unzerstörbarer Lebenssinn

Das bedeutet: Wer eine persönliche Beziehung zu Gott eingegangen ist, wird zwar möglicherweise auch Phasen des Leids erleben, aber nicht den Sinn seines Lebens verlieren. Denn der, von dem dieser Lebenssinn allein abhängt, der bleibt immer. Selbst wenn die Zeit des Alters heranrückt und Einschränkungen und Krankheiten kommen, bleibt das Leben durch ihn dennoch sinnerfüllt.

Jeder Mensch sehnt sich im Tiefsten seines Herzens nach einem Lebenssinn, der über die Grenzen seines irdischen Lebens hinausreicht. Genauer: Jeder Mensch braucht einen Lebenssinn, der über die Grenzen seines irdischen Lebens hinausreicht. Braucht ihn dringend. Denn das begrenzte, irdische Leben allein kann immer nur begrenzte Sinnerfüllung auf Zeit bieten. Mehr nicht. Der Mensch aber ist ein Lebewesen, das mehr will und mehr ersehnt. Er ist auf die Beziehung zu dem ewigen und unendlichen Gott angelegt und kommt darum auch nur in der Beziehung zu Gott innerlich zur Ruhe. Ein bekannter Theologe des 4./5. Jahrhunderts hat einmal gesagt: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott.“[5]

 

Ohne persönliche Beziehung zu Gott kann das Leben eines Menschen nicht dauerhaft mit tragendem Sinn erfüllt werden.

 

(Fortsetzung folgt)


[2] http://www.sermonillustrations.com/a-z/m/meaninglessness.htm

[3] http://www.sermonillustrations.com/a-z/m/meaninglessness.htm

[4] https://www.bucer.org/fileadmin/_migrated/tx_org/mbstexte061.pdf

[5] https://www.zitate.eu/autor/hl-aurelius-augustinus-zitate/117286