Der verstoßene Vater. (3)

Quelle:  pixabay
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Schauen wir nun, wie es mit dem jüngeren Sohn weitergeht. Die Beziehung zu seinem Vater hat er zerstört, nachdem er den Todeswunsch ausgesprochen hat. Und jetzt laufen die Konsequenzen mit großer Folgerichtigkeit alle nacheinander ab. Die Bibel informiert uns: 

 

Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. (Die Bibel, Lukasevangelium 15, 13)

 

Was heißt das: Er sammelte alles zusammen? Das heißt: Er machte alles zu Geld. Und zwar sehr schnell. Ausdrücklich steht da, dass er nicht lange danach ... alles zusammen sammelte und wegzog.

 

Konkret bedeutet das: Der jüngere Sohn machte sein Erbe binnen kürzester Frist zu Geld. Und: Schnell verkaufen bedeutet immer billig verkaufen. Dazu muss man wissen: Der Wert eines Hofes damals bestand nicht in Bargeld, sondern in Feldern, Vieh und Gebäuden. Dem jüngeren Sohn stand ein Drittel dieses Besitzes zu. Wenn er nun ein Drittel der Felder, des Viehs und der Gebäude plötzlich zu Geld machte, dann bedeutete das für den Betrieb einen riesigen Verlust, der in der Tat existenzgefährdend war.

 

Und jetzt kommt´s: Dem jüngeren Sohn ist das gleichgültig. Es ist ihm vollkommen gleichgültig. Nach dem Bruch mit dem Vater bricht die Gleichgültigkeit aus ihm hervor. Es ist ihm egal, was aus dem Vater wird. Es ist ihm egal, was aus dem Hof wird. Es ist ihm egal, was aus dem Bruder wird. Nur eines ist ihm nicht egal: Er selbst und das Geld. Er ist radikal selbstbezogen. Und darum ist er auch gleichgültig.

 

Solange ein Mensch in seiner natürlichen Rebellion gegen Gott lebt, ist er auch gleichgültig gegen seinen Schöpfer. Es ist ihm egal, welchen Plan Gott für sein Leben hat. Es ist ihm egal, was Gott über sein Leben denkt. Es ist ihm egal, was Gott ihm zu sagen hat. Nur sein Leben und sein Glück und sein Erfolg und seine eigenen Pläne, die sind ihm nicht egal. Und dabei spielt es keine Rolle, ob er ein Lebemann ist, der nichts anbrennen lässt oder ein sozial engagierter Gutmensch, der hohen Idealen folgt. Die Rebellion ist bei beiden dieselbe , und die Gleichgültigkeit gegen Gott auch.

 

Noch einmal Lukasevangelium 15, 13: Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land.

 

Der jüngere Sohn hält es nicht mehr aus in der Nähe seines Vaters. Er muss eine weite Distanz legen zwischen sich und ihn. Er kann sich nicht vorstellen ein Leben gemeinsam mit seinem Vater und unter dessen Leitung zu führen. Der bloße Gedanke daran, lässt ihn schaudern. Und so zieht er eilig weg. Möglichst weit weg von seinem Vater, den er aus seinem Leben verstoßen hat.  Er gibt die Gemeinschaft mit dem Vater auf, die Sicherheit für sein Leben bedeutete. Er gibt damit auch seine Wurzeln auf, die seinem Leben Halt gaben. Er wird zum Vagabunden, der wurzellos durch sein Leben floatet. Der nur noch sich selbst hat und sein Geld.

 

Der Molekularbiologe und Atheist Jaccques Monod schrieb einmal: "Der Mensch muss aus seinem tausendjährigen Traum erwachen und seine totale Verlassenheit, seine radikale Fremdheit erkennen. Er weiß nun, dass er seinen Platz wie ein Zigeuner am Rande des Universums hat, das für seine Musik taub ist und gleichgültig gegen seine Hoffnungen, Leiden oder Verbrechen."  Das ist die Situation des jüngeren Sohns. Das ist auch die Situation vieler, vieler Menschen heute.

 

Und das ist jetzt noch einmal ein interessanter Punkt: Denn hier wird deutlich, was Sinn und Ziel unseres Lebens ist, und wann wir es verfehlen. Sinn und Ziel unseres Lebens bestehen darin, dass wir unser Leben in vertrauter Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater und unter seiner Leitung leben. Sinn und Ziel unseres Lebens ist es, Ihn unser Leben ausfüllen zu lassen bis in den letzten Winkel. Sinn und Ziel unseres Lebens ist es, in ihm unseren Halt und unsere Sicherheit zu finden. Sinn und Ziel unseres Lebens ist es, ihn mit allem zu ehren, was wir haben und sind. Sinn und Ziel unseres Lebens ist es, alles andere neben ihm als zweitrangig zu betrachten: Auch unseren Ehepartner, auch unsere Karriere, unseren Erfolg, unsere Gesundheit, unser Glück. Sinn und Ziel unseres Lebens ist es, unsere geliebte Selbstbestimmung bewusst aufzugeben und statt dessen unser Leben von dem Vater des Lichts bestimmen zu lassen, bis in die Wurzeln hinein. Der Kleine Westminster Katechismus bringt es auf den Punkt, wenn er formuliert: „Hauptzweck des Menschen ist es, Gott zu verherrlichen und sich für immer an ihm zu erfreuen!“