Die Akte Kain - Eine nicht verjährte Geschichte (1)

Quelle:  pixabay
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Im November 2004 stand er wegen Mordes in Frankreich vor Gericht: Der siebzigjährige ehemalige Busfahrer Emile Louis. Die Schuld des Angeklagten stand nach Angaben von Polizei und Justiz zweifelsfrei fest: Er hatte mehrere Morde begangen. Zwischen Anklage und Verteidigung war aber umstritten, ob die Mordvorwürfe nicht inzwischen verjährt waren. Denn: Dreißig Jahre lagen zwischen Tat und Anklage. Ein Antrag der Verteidigung auf Vertagung des Verfahrens wurde am ersten Verhandlungstag abgelehnt. Die Anwälte klagten aber daraufhin beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Sie beantragten dort, die Verjährung von Louis Taten anzuerkennen und eine weitere strafrechtliche Verfolgung auszuschließen.

Tja, wie ist das? Können Morde eigentlich verjähren? Kann das sein, dass der Mord an einem Menschen nach einer Reihe von Jahren plötzlich sein Gewicht verliert und dann – zu den Akten gelegt werden kann?

Befragt man die Bibel, ist die Auskunft eindeutig: Eine Verjährung gibt es nicht! Denn: Gottes Wort präsentiert einen Bericht über den nachweislich ersten Mord der Menschheitsgeschichte und macht jenseits allen Zweifels deutlich: Es ist nichts verjährt! Es ist nichts vorbei. Es kann nichts zu den Akten gelegt werden ... Schauen wir hinein in Kains Akte.

Doch Kain sprach seinen Bruder an. Und als sie auf dem Feld waren, fiel er über Abel her und schlug ihn tot. (Die Bibel, 1. Buch Mose 4, 8)

Die Geschichte der Menschheit beginnt mit einem Mord. Und leider ist das keine längst überholte, keine längst verjährte Geschichte aus der Kinderstube der Menschheit, keine Familientragödie aus primitiver Vorzeit, kein verstaubtes Relikt aus der Mottenkiste der Vergangenheit! Oh nein, schön wär´s! Aber dem ist nicht so! Sondern: Tatsächlich verhält es sich eben so, dass sehr viele Probleme, die die Menschen im Zusammenleben haben, bis heute immer noch mit Gewalt gelöst werden: Aus welchen Motiven auch immer.

 

Die Geschichte von dem Mörder Kain und seinem Opfer Abel die spielt sich also gewissermaßen zu jeder Zeit und an jedem Ort ab, wo Menschen zusammenleben. Die Kain-und-Abel-Tragödie, die läuft leider „live“,  - auch bei uns in unserm Land. Es ist eine ganz und gar unverjährte Geschichte.

Also: Die Geschichte der Menschheit beginnt mit einem Mord. Sie ist eine einzige Kette von Morden. Und diese Kette reicht bis zu uns. Wir hängen mit drin.

 

Zunächst mal hat dieser Mord unter freiem Himmel aber eine Vorgeschichte. So wie jeder Mord immer eine Vorgeschichte hat, mit der er sich anbahnt. Die  Bibel verrät Näheres ...

 

Die Bibel, 1. Buch Mose 4, 1 - 5: Adam hatte mit seiner Frau Eva geschlafen. Nun wurde sie schwanger und gebar Kain. Da sagte sie: "Ich habe einen Mann erworben mit dem Herrn."  Danach bekam sie seinen Bruder Abel. Abel wurde ein Schafhirt, Kain ein Landwirt. Nach geraumer Zeit brachte Kain vom Ertrag seines Feldes  dem Herrn ein Opfer.  Auch Abel brachte ihm eine Opfergabe, das Beste von den erstgeborenen Lämmern seiner Herde. Der Herr sah freundlich auf Abel und sein Opfer.  Aber auf Kain und seine Opfergabe achtete er nicht. Da geriet Kain in heftigen Zorn und senkte finster sein Gesicht.

Beide Brüder bringen Gott ein Opfer. Jeder baut einen Altar und verbrennt darauf seine Opfergabe. Abels Opfer wird angenommen, Kains nicht. Und natürlich stellt sich sofort die Frage: Welchen Grund könnte Gott gehabt haben, nicht auf Kains Opfer zu achten? Die Antwort ist sehr einfach: Weil Kain nicht mit dem Herzen bei der Sache war. Denn schließlich ist Gott doch kein Despot, der aus reiner Willkür und ohne jeden Grund sich von einem Menschen abwendet. Das würde ja überhaupt nicht zu seinem Wesen passen, das bekanntlich Gerechtigkeit, Liebe, Erbarmen und Licht ist.  Nein, der Grund, warum Gott Kains Opfer damals nicht annahm, liegt darin, dass Kain nicht mit dem Herz bei der Sache war.

 

Von Abel heißt es, dass er das Beste von den erstgeborenen Lämmern seiner Herde als Opfer brachte. Abel setzte also das Beste und Wertvollste ein, das er hatte. Von Kain hingegen heißt es, dass er vom Ertrag seines Feldes ein Opfer brachte. Das heißt: Er griff nach den nächstbesten Feldfrüchten und präsentierte sie vor Gott auf dem Altar. Das Opfer war für ihn eine Pflichtübung – mehr oder weniger. Sein Herz war nicht bei der Sache.

Vielleicht hat Kain geglaubt, dass Gott sich mit seiner Pflichtübung zufriedengeben würde. Vielleicht hat Kain geglaubt, die Beziehung zu Gott liefe auf die Erledigung von Formalitäten hinaus.

Aber: Das tut sie nicht. Und hat sie nie getan. Die Beziehung zu Gott (die Beziehung zu Jesus) ist immer eine persönliche Angelegenheit, nichts Formales. Aus Formalitäten besteht die Religion. Aber das Leben mit Gott besteht aus einer echten Beziehung, die sich sehr persönlich gestaltet.

Gott ist immer zuerst daran interessiert, dass unser Leben ihm gehört. Und wenn unser Leben ihm nicht gehört, dann sind alle Opfer, alle Leistungen, alle Gelübde, alle Anstrengungen vor ihm wertlos. Er achtet nicht auf sie.

Man kann tausend Gottesdienste mitmachen, sich für soziale Belange einsetzen und sich  darin abarbeiten bis zur Erschöpfung. Man kann für Benachteiligte einstehen, für Gerechtigkeit kämpfen und menschliche Nöte lindern helfen bis man  völlig ausgebrannt ist. Wenn aber das eigene Herz, wenn das eigene Leben nicht Jesus gehört, dann ist das alles verloren und wertlos vor Gott.

Eine junge Frau sagte vor ein paar Jahren einmal, als die Frage auf dieses Thema kam: „Ja, wozu habe ich denn im Konfirmandenunterricht all die Gesangbuchlieder und Bibelsprüche auswendiggelernt, wozu habe ich denn all die Mühe aufgewendet, wenn das jetzt vor Gott gar nichts einbringt?“ Sie war der Meinung, Gott müsse doch diese Leistung anerkennen. Sie wollte ein Geschäft machen mit ihm. Und sie war sehr enttäuscht und auch erbittert, als sie hörte, dass Gott als erstes ihr Leben und nicht – ihre Leistung will.

Und genauso war es bei Kain auch: Gott wollte sein Leben und nicht seine Pflichtübung. Und das konnte Kain nicht ertragen. Er wurde zornig. Er wurde finster. Es erfasste ihn ein Neid auf seinen Bruder. Und es kam ein Rachedurst auf in ihm. Und er ging los und erschlug seinen Bruder: Aus Neid. Aus Rache. Aus Hass.

 

Das ist die Kainsgesinnung: Hauptsache, meine Ansprüche werden erfüllt – der Rest ist mir egal. Hauptsache, ich komme zu Zug – alles andere ist gleichgültig. Hauptsache, ich bin am Drücker. Alles andere ist ohne Belang. Das - ist die Kains-Gesinnung: Der Neid. Der Rachedurst. Der Hass.

 

(Fortsetzung folgt)