Der programmierte Schmerz (2)

Quelle:  pixabay
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Wer Leid erfährt, weil er zu Jesus gehört hat Anteil an den Leiden des Messias. Das heißt:  Sein Leid ist ein Leid, das Jesus ehrt und Gott verherrlicht. Es ist Leid mit Perspektive, denn im Himmel verwandelt es sich in randlose Herrlichkeit. Jesus erinnert uns daran: (Die Bibel, Matthäusevangelium 5, 11 – 12 NEÜ): Wie beneidenswert glücklich seid ihr, wenn sie euch beschimpfen, verfolgen und verleumden, weil ihr zu mir gehört. Freut euch und jubelt! Denn im Himmel wartet ein großer Lohn auf euch.

 

Wie soll man nun damit umgehen, wenn Leid um Jesu willen kommt? Wie soll man Verletzungen, Bedrohungen, Benachteiligungen und Demütigungen handhaben, die einen treffen, einfach, weil man zu Jesus gehört?

 

Zunächst ist dies Eine von besonderer Bedeutung: Gott hat immer die Kontrolle. Jesus hat immer die Kontrolle, egal wie schlimm die Angriffe sind, denen man ausgesetzt ist. Als Jesus vor dem römischen Prokurator Pilatus stand, versuchte der Jesus einzuschüchtern. Er schnauzte ihn an: "Weißt du nicht, dass ich die Macht habe, dich freizulassen? Ich kann dich aber auch kreuzigen lassen!" (Die Bibel, Johannesevangelium 19,10 NEÜ) Jesus reagierte sehr gelassen auf diese Bedrohung. Er erwiderte: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre.“ (Die Bibel, Johannesevangelium 19, 11 NEÜ) Jesus machte damit klar: Nicht Pilatus hatte die Kontrolle (das glaubte der nur). Aber in Wirklichkeit hatte der Vater im Himmel die Kontrolle. Absolut.

 

Wenn Christen bedroht, bedrängt und gedemütigt werden, nur, weil sie zu Jesus gehören, ist das ganz genauso: Nicht ihre Bedränger und Hasser haben die Kontrolle (das glauben die nur). Sondern Gott die Kontrolle.

Das ist insofern wichtig, als in Phasen der Verfolgung und Bedrohung um Jesu          willen, ein besonderes Gefühl sehr dominant hervortritt: Das Gefühl der         Ohnmacht und der Verlassenheit. Man fühlt sich klein, ohnmächtig, verlassen    und ausgeliefert. Und dieses Gefühl greift das Vertrauen zu Jesus frontal an.            Man hat dann zeitweise den (falschen) Eindruck, dass selbst Gott hier nichts             mehr machen könne. Mutlosigkeit, Verzweiflung und Bitterkeit schwappen       innerlich hoch und überschwemmen die Seele. Dann besteht akut die Gefahr,    dass wir aufgeben, die Segel streichen und uns in falscher Weise anpassen.

 

Darum ist es dann unmittelbar wichtig, sich daran zu erinnern, dass Jesus die Kontrolle hat. Schließlich ist ihm wirklich alle Macht im Himmel und auf Erden             gegeben (Die Bibel, Matthäusevangelium 28, 18). Er ist wirklich der Herr!  Wenn man sich das (erneut)        klarmacht,  lockern Mutlosigkeit, Verzweiflung und Bitterkeit ihren Klammergriff.           Man kann dann innerlich wieder viel freier durchatmen. Oft ist es auch eine Hilfe,             sich in dieser Situation Geschwistern oder einem Seelsorger in der Gemeinde             anzuvertrauen, die es einem bestätigen: Ja, es stimmt wirklich: Jesus ist der      Herr!   Er hat immer die Kontrolle!

Nun kommt ein Zweites hinzu, das entscheidend wichtig ist: Wir müssen unseren Verfolgern vergeben: Immer wieder und möglichst rasch. Machen wir uns klar: Wenn Christen um Jesu willen angegriffen werden, spielen fast immer Herabsetzungen, Verunglimpfungen und Verleumdungen eine Rolle. Die Feinde des Glaubens sind nicht zimperlich und wissen oft recht gut, wo sie uns am empfindlichsten treffen können. Wenn wir verlacht, für dumm erklärt, beschimpft und gemobbt werden, dann verletzt das sehr leicht unsere Gefühle. Klar! Im Handumdrehen lodern dann Gedanken der Rache und der Vergeltung in uns auf. Wir werden bitter und auch innerlich aggressiv. Ändert sich daran nichts, verletzen wir dadurch unsere Seele selbst immer tiefer.  Es hilft nur eines: Immer wieder und möglichst rasch zu vergeben, wenn wir verletzt worden sind. Jesus hat sehr deutlich gemacht (Die Bibel, Matthäusevangelium 18, 21 – 35), dass es für das Vergeben keine Grenze gibt. Damit gilt es, Ernst zu machen.

 

Wie gestaltet sich das praktisch?

 

Wir wenden uns an Jesus und sagen: „Jesus, ich halte meine innere Anklage gegen diese meine Feinde (hier können konkrete Namen genannt werden) nicht aufrecht. Ich übertrage dir jetzt diese Anklage. Du sollst der Richter sein zwischen ihnen und mir, nicht ich. Ich lasse meine Feinde jetzt frei, ganz frei. Ich lasse sie laufen. Du wirst dich um alles kümmern, so wie es richtig ist.“

Wenn wir das tun, fallen große innere Lasten von uns ab. Natürlich werden wir alles daransetzen, uns in Zukunft vor weiteren Verletzungen zu schützen. Aber selbst dann, wenn neue Verletzungen kommen sollten, verfahren wir immer wieder in derselben Weise: Wir halten die Anklage gegen unsere Feinde nicht aufrecht, sondern übertragen Jesus alles. Er ist der Richter.

Das ist enorm wichtig: Wenn wir Verletzungen und Bitterkeiten festhalten, werden sie sich in uns ansammeln. Wir riskieren dann, dass unsere Seele an ihnen krank wird.

 

Schließlich noch ein Drittes: Das Segnen der Feinde. Jesus hat einmal gesagt (Die Bibel, Lukasevangelium 6, 27 – 28 NEÜ): Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen! Betet für die, die euch beleidigen!  Das Vergeben bewältigt die Verletzungen, die oft die negative Folge von Bedrängnissen und Verfolgung sind. Das Vergeben ebnet den Weg für das Segnen der Feinde. Das Segnen der Feinde aber setzt der Verfolgung und dem Leid um Jesu willen etwas Positives entgegen.

 

Wer seine innere Anklage gegen seine Verfolger aufgegeben und Jesus übertragen hat, wird innerlich bereit, diejenigen zu segnen, die ihn hassen, verfluchen und beleidigen. Wer seine Feinde segnet, begegnet ihnen mit Liebe. Das bedeutet nicht, dass er plötzlich liebevolle Gefühle für sie hegt. Er weiß, um ihre bleibende Gefährlichkeit. Sie bleiben (vorerst jedenfalls) auch seine Feinde. Aber: Er kann Gott bitten, ihnen Gutes zu tun und sie auf diese Weise zu segnen.

Wie sieht das konkret aus?

 

Wir wenden uns an Jesus und sagen: „Jesus, ich stelle meine Feinde (auch hier können wieder konkrete Namen genannt werden) in dein Licht und segne sie so. Du siehst sie. Du kennst sie. Du weißt, wer sie sind. Du weißt auch um ihre Verlorenheit und ihre Wut. Bitte tue ihnen Gutes, so wie du mir Gutes getan hast, als ich noch dein Feind war. So segne ich jetzt in deinem Namen die, die mich hassen, verfluchen und beleidigen. Du bist der Herr. Ich will dir weiter nachfolgen. Nichts ist mir wichtiger!"

 

Wer seine Verfolger in dieser Weise segnet, wird selbst wieder von Gott gesegnet werden. Denn Gott segnet die, die seinen Willen tun. Und: Das Ganze  hat auch noch eine schöne Nebenwirkung: Das Böse nämlich, dass seine Feinde möglicherweise weiter gegen ihn planen, trifft seine Seele nun nicht mehr so direkt und schutzlos wie vorher. Denn: Wer seine Feinde segnet, legt eine von Gottes Gegenwart erfüllte Distanz zwischen sich und sie.

 

Wer Leid erfährt, weil er zu Jesus gehört, hat Anteil an den Leiden des Messias. Das ist ein Vorrecht, aber auch eine bleibende Herausforderung. Wer das Vertrauen bewährt, dass Jesus immer die Kontrolle hat, wer seinen Verfolgern vergibt und sie segnet, wird diese Herausforderung bestehen und Gott damit ehren.