Erstkontakt (1)

Quelle:  pixabay
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Mein Erstkontakt mit Gott kam auf denkbar einfache, sehr natürliche Art und Weise zustande.

 

Ich war zu der Zeit etwa 12 Jahre alt, verschwendete keinen Gedanken an Religion und hielt von Kirchen und sonstigen religiösen Vereinen gar nichts. Sie wirkten auf mich wie skurrile Überbleibsel einer längst vergessenen Zeit – religiöse Dinosaurier – die längst ausgestorben sein sollten.

 

Trotzdem kam es genau in dieser Phase meines Lebens zu einem Erstkontakt mit Gott, den ich allerdings nicht als solchen einordnete.

 

Ich war damals ziemlich viel als Mitglied einer Jugendgruppe unterwegs, die – auf manchmal ziemlich gewagten Wegen – outdoor unterwegs war. Sämtliche Nahrungsmittel für 10 - 12 Tage schleppten wir mit uns. Gelaufen wurde sommers wie winters im Harz, in Schweden, Lappland, den Karpaten usw. Übernachtet wurde in sogenannten „Rauch-Kothen“, zerlegbaren schwarzen Zelten, in denen man Feuer machen und auch  kochen konnte. Wasser holten wir aus Quellen und Seen. Nachts schlief man ums Feuer, das bei kühlen Temperaturen bis zum Morgen am Brennen gehalten wurde.  

 

Die Touren bewegten sich auf Straßen, Wegen, Pfaden und manchmal auch querfeldein. Sie vermittelten uns ein sehr direktes, sehr intensives Erleben der Natur mit all ihren Fassetten. Wir tauchten förmlich in die Natur ein. Das waren manchmal abenteuerliche, aber immer sehr unmittelbare und kraftvolle Erfahrungen.

 

Dazu kam noch etwas anderes, das die intensive Natur-Erfahrung weiter verstärkte: Musik.

Der Gruppenleiter war ein sehr musikalischer Mensch, der uns viele Lieder in den unterschiedlichsten Sprachen beibrachte: Deutsch, englisch, schwedisch, jiddisch. Viele dieser Lieder beschrieben die Natur.

 

Wir hatten auf unseren Touren auch immer Instrumente dabei (ich lernte damals Mandoline) und haben (vor allem abends) viel gesungen. Die Musik hat uns nicht nur als Gruppe verbunden. Sie führte uns alle tiefer in die Wahrnehmung der uns umgebenden (oft ziemlich wilden) Natur hinein.

Dies alles hatte auf mich eine tiefgreifende Wirkung: Ich begann wahrzunehmen, dass über der – oft sagenhaft schönen – Natur so etwas wie ein Geheimnis lag. Dieses Geheimnis berührte mich sehr und zog mich unwiderstehlich an.

 

 

Ich erinnere mich noch gut, wie wir manchmal abends nach Essen und Abspülen noch draußen zusammen saßen und sich ein Lied an das andere reihte. Ich ließ dann meinen Blick über Birken und Kiefern, See und Felsen in Schweden gleiten, sah die langsam sinkende Sonne und den Wind in den Bäumen. Und dann spürte ich es, stark und groß und sehr direkt: Über all dem, was sich vor meinem Blick in verschwenderischer Fülle ausbreitete, lag ein großes, schweigendes Geheimnis. Ich konnte dieses Geheimnis wahrnehmen. Ich hatte ein Sensorium dafür. Und es bewegte mich sehr unmittelbar. Über und hinter der Weite und Schönheit der Natur lag ein Geheimnis, etwas, das alles zusammenhielt und ihm eine Richtung, ein Ziel und einen Sinn gab. Ich konnte dies Geheimnis intensiv spüren. Aber ich konnte es nicht auflösen.

 

Es blieb Geheimnis.