Begegnung mit Gott (1)

Quelle:  pixabay
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Begegnung mit Gott ist nicht planbar.

 

Es gibt zwar ein paar Grundbedingungen, die erfüllt sein müssen, damit es zur Begegnung mit Gott kommen kann. Planbar ist sie aber trotzdem nicht.

 

Mein Tag ist eigentlich ein fortlaufendes Gespräch mit Gott. Das heißt nicht, dass ich den ganzen Tag im Gebet verbringe. Es bedeutet eher, dass in den Stunden und Minuten jeden Tages eine Offenheit zu ihm besteht. Jeder Tag und jedes Erleben jeden Tages hat eine Offenheit zu ihm.

 

Jeder Tag bringt für mich die unterschiedlichsten Erfahrungen und Begegnungen mit sich. Manche sind schön, andere weniger schön, manche auch hässlich und verletzend. Durch all diese, manchmal sehr rasch aufeinander folgenden Erfahrungen laufen bei mir innere Fragen mit:

 

„Siehst du mich jetzt gerade, Vater im Himmel?“

 

„Wie schätzt du die Erfahrung von eben ein?“

 

„Warum habe ich diese Erfahrung gerade jetzt gemacht?“

 

„Was denkst du darüber?“

 

„Was hast du mit mir vor?“

 

Meistens laufen diese Fragen nur halb- oder viertelbewusst mit. Aber immer ist diese fragende Offenheit zum Vater im Himmel, zu Jesus da. Und nicht nur das. Innerlich warte ich immer auf Antwort von ihm. Sehne mich nach Antwort von ihm. Sehne mich danach, ihm selbst in seiner Antwort zu begegnen.

 

Allerdings: Nur sehr selten kommt die Antwort so, wie ich sie ersehne. In den allermeisten Fällen kommt zunächst gar keine Antwort, obwohl ich doch so sehr darauf warte.

 

Warum ist das so? Eine rundum befriedigende Antwort auf diese Frage habe ich nicht. Aber ich habe im Lauf vieler Jahre gelernt, damit zu leben. Gott antwortet, wie und wann er will. Ich kann ihn weder zur Eile antreiben noch nötigen. Er ist souverän.

 

So bleibt meine Offenheit zu ihm. Läuft weiter durch Tage und Tage und Tage. Und indem ich weiter in dieser Offenheit lebe, passiert etwas: Ich lerne mein Vertrauen auf Jesus durchzuhalten, obwohl er mit seiner Antwort auf sich warten lässt.

 

Vielleicht ist dies der Grund, warum Gott nur selten sofort antwortet: Er will, dass ich zunächstmal mein Vertrauen bewähre. Bewährtes Vertrauen wächst, vertieft sich, wird stärker und belastbarer. Indem ich unbeirrt in der Offenheit zum Vater im Himmel bleibe, bewähre ich das Vertrauen zu ihm. Bewährtes Vertrauen ist Gott sehr wertvoll.

 

Oft denke ich an Hiob, den geplagten Mann aus der Bibel. Er hatte so viele wuchtige Fragen an Gott und hat sie ihm mit aller Kraft entgegen geschleudert. Aber Gott antwortete ihm (zunächst) nicht. Fast sah es so aus, als ließe er Hiob mit all seinen Fragen und Anklagen allein.

 

Hiob ging nicht zimperlich mit Gott um. Manche seiner Anklagen machen einen sprachlos, wenn man sie liest. Aber: Hiob gab nie sein Vertrauen zu Gott auf. Im Gegenteil: Er bewährte es. Und darauf kam es Gott an. Hiobs bewährtes Vertrauen in schwieriger Zeit war vor ihm sehr, sehr wertvoll.

 

Am Ende hat Gott Hiob geantwortet. Es kam zu einer sehr direkten Begegnung zwischen den beiden. Aber obwohl die Antwort darin bestand, dass Gott nun seinerseits Hiob mit Gegenfragen bombardierte, war Hiob sofort getröstet. Hiob begriff, dass Gott ihn die ganze Zeit gesehen und gehört hatte. Nie war er auch nur einen einzigen Moment allein und verlassen gewesen. Und das brachte für Hiob alles ins Lot.

 

 

(Fortsetzung folgt)