Die Wahrheit hat keine Alternative. (2)

Natürlich  ist es nichts Neues, wenn ich feststelle, dass viele Menschen diesen  Anspruch der Bibel, die Wahrheit zu sein, rundweg ablehnen. Schon eine Umfrage aus dem Jahr 1991 ergab dazu Folgendes: 

 

Die Leute wurden gefragt: Stimmen Sie der folgenden Aussage vollständig oder teilweise zu, oder lehnen sie sie teilweise oder vollständig ab? Die Aussage lautet: „Es gibt keine absolute Wahrheit. Verschiedene Menschen können Wahrheit völlig unterschiedlich definieren und trotzdem kann jeder recht haben.“ Nur 28% der Befragten gaben an, zumindest teilweise an so etwas wie eine absolute Wahrheit zu glauben. 72%  dagegen lehnten diese Vorstellung für sich ab.

 

Nein wirklich, die Wahrheit steht in keinem guten Ruf hierzulande. Wer das Wort „Wahrheit“ gebraucht, setzt sich schnell dem Verdacht aus, ein rückständiger, verbohrter, engstirniger und womöglich sogar potenziell gewaltbereiter Mensch zu sein. Maximal gibt es Wahrheiten (Plural!): Meine Wahrheit und deine Wahrheit und die Wahrheiten anderer. Aber auf keinen Fall die Wahrheit! Die, so sind viele überzeugt, gibt es gar nicht, oder zumindest kennen wir sie nicht und haben auch keine Möglichkeit sie zu finden.

 

Die Wahrheit hat ausgespielt, so scheint es. Während zurzeit Martin Luthers Menschen ihr Leben für die Wahrheit riskierten (und es oft genug auch verloren!), ist das bei uns in Westeuropa  heute eigentlich undenkbar. Es gibt keine Wahrheit mehr, für die man sein Leben riskieren könnte. Es gibt Meinungen und Trends und Ansichten und vielleicht auch noch persönliche Wahrheiten. Aber die eine, verbindliche, umfassende Wahrheit, die uns fordert, und die zwischen den zwei Buchdeckeln der Bibel zu finden ist, die gibt es nicht mehr, meinen viele. Sie ist gewissermaßen in die Rente verabschiedet worden. Alles ist beliebig geworden. Gerade auch, was Gott und das Leben mit ihm angeht.

 

Ein Pastor erzählte einmal einem Freund, in welcher Weise er den Anfang seines Konfirmanden-Unterrichts für Erwachsene gestalte. „In der ersten Unterrichtsstunde bringe ich immer einen großen Glas-Krug mit, der mit Bohnen gefüllt ist“, sagte er. „Dann lasse ich die  Teilnehmer schätzen, wie viele Bohnen sich wohl in dem Glas-Krug befinden. Auf einem großen Blatt Papier notiere ich die verschiedenen Schätzwerte. Dann frage ich die Teilnehmer nach ihrem Lieblingslied aus den Charts und notiere ihre Antworten auf einem weiteren großen Blatt Papier.

 

Wenn die Listen vollständig sind, verrate ich den Teilnehmern, wie viele Bohnen sich wirklich in dem Glas-Krug befinden. Dann schauen alle auf der Liste nach, wer von ihnen der  richtigen Zahl nächsten gekommen ist. Danach nehme ich die Liste mit den Lieblingsliedern zur Hand und frage, welches dieser Lieder wohl das Richtigste sei. Die Teilnehmer protestieren dann sofort und weisen darauf hin, dass es hier kein Richtig oder Falsch geben könne. Das sei ja wohl Geschmacksache!

 

Ich frage dann zurück: Wenn ihr darüber entscheidet, was ihr glauben sollt, ist das mehr wie das Schätzen von Bohnen in einem Krug oder mehr wie die Auswahl eures Lieblingsliedes? Und alle sagen (ohne Ausnahme!): >Es ist mehr wie die Auswahl meines Lieblingsliedes. Es ist eine Frage des Geschmacks!<

Der Freund holte tief Luft. „Und – konfirmierst du sie, wenn sie dabeibleiben?“, fragte er. Der Pastor lächelte und erwiderte: „Ich versuche sie davon zu überzeugen, es lieber bleiben zu lassen.“

 

Eine skurrile und übrigens wahre Geschichte. Und sie zeigt eines sehr deutlich: Viele, übrigens gerade auch religiöse Menschen haben Probleme mit der Wahrheit. Denn wo es die eine, umfassende, verbindliche Wahrheit gibt, und die sich womöglich auch noch zwischen den zwei Buchdeckeln der Bibel befindet, dann ergibt sich daraus zwingend eine Konsequenz: Wir müssen uns dieser Wahrheit stellen und uns ihr unterordnen. Wir können sie nicht mitgestalten oder formen nach unserem persönlichen Geschmack. Sondern: Wir müssen ihr umfassend den Zugriff auf unser Leben gestatten.

 

Und das wiederum heißt: Wir müssen unser Leben verändern lassen und es konsequent auf die Wahrheit ausrichten. Wir müssen uns fordern lassen von der Wahrheit. Wir müssen unter Umständen Liebgewordenes aufgeben und eingefahrene Wege verlassen. Vor allem aber müssen wir uns der Autorität Gottes und seinem Wort in der Bibel unterordnen. Genauer: Wir müssen uns Jesus unterordnen. Denn er ist die Wahrheit in Person. 

 

(Fortsetzung folgt)