Suche (3)

Quelle:  pixabay
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Jeder Mensch ist auf der Suche.

 

Der Beginn der Suche nach Ziel und Bestimmung des Lebens ist ein Schritt in eine sehr weites Feld. Wohin soll man sich jetzt wenden? Die Möglichkeiten sind verwirrend und kaum überschaubar.

 

Wer sich auf die Suche gemacht hat, wird zunächst probeweise in viele verschiedene Richtungen gehen. Zaghaft wird er einige Sinn-Entwürfe (religiös, meditativ, politisch, sozial engagiert) ausprobieren, allerdings mit einiger innerer Distanz. Er will sich auf keinen Fall vorschnell festlegen. Er spricht mit Menschen, die sich bereits auf einen der vielen Sinn-Entwürfe eingelassen haben und fragt nach ihren Erfahrungen. Gleichzeitig versucht er, ihre Glaubwürdigkeit einzuschätzen. Sind sie persönlich überzeugend in dem, was sie sagen und leben? Viele Fragen bleiben offen. Alles erscheint eher verwirrend. Er weiß, dass er ganz am Anfang seiner Suche steht und hat bereits das Gefühl, kaum weiterzukommen. Die Suche gestaltet sich von Beginn an mühselig.

 

Trotzdem vollziehen sich bereits jetzt einige allererste Klärungen.

 

Beispiel: Ein Mann, der in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu Baghwan Shree Rajneesh  nach Oregon (USA) reiste, reagierte zunächst mit Begeisterung auf Baghwans Philosophie. Dann allerdings entdeckte er nach und nach, dass Baghwans Ashram sehr hierarchisch organisiert war. Von den Sanyasins wurde unbedingte Gefolgschaft erwartet. Wer sich dem nicht beugte, wurde rasch aus der Gemeinschaft gedrängt. Ziemlich schnell wurde ihm klar, dass er so nicht leben konnte und wollte. Er verließ den Ashram, um nicht mehr zurückzukehren.

 

Wer auf der Suche nach Ziel und Bestimmung seines Lebens ist, wird ähnliche Erfahrungen in anderen Bezügen machen. Er entdeckt, dass sich hinter einem zunächst verheißungsvoll erscheinenden Sinn-Entwurf autoritäre Strukturen verbergen können, die seine Gefolgschaft erzwingen wollen, ihn aber auf seiner Suche allein lassen. Über kurz oder lang wird er sich von solchen Sinn-Entwürfen (und den Gemeinschaften, die dahinterstehen) distanzieren. Zusätzlich entwickelt er ein Gespür für solche vereinnahmenden Strukturen und hält sich von ihnen fern. Das – so spürt er – kann es nicht sein!

 

Er setzt seine Suche fort. Er trifft auf Sinn-Entwürfe, die zu klein und zu begrenzt sind, um als Ziel und Bestimmung seines Lebens in Frage zu kommen. Er lässt sie bald hinter sich. Jeder vergebliche Vorstoß nervt. Aber er führt seine Suche trotzdem weiter. Längst sucht er nicht mehr überall. Das Feld, das er beackert, wird überschaubarer. Auch echt und unecht, real und fake kann er jetzt besser unterscheiden.

 

Er sieht jetzt auch die Menschen genauer an, denen er in religiösen, beziehungsweise in politisch oder sozial engagierten Gruppierungen begegnet. Er versucht herauszufinden, wie sie mit anderen umgehen und wie sie sich in Konfliktsituationen verhalten. Er will wissen, wie weit Reden und Leben bei ihnen zur Deckung kommen. Er schaut genau hin, wie ehrlich, geradlinig, mutig, liebevoll und mitfühlend sie sind und ob sie zu ihren Schwächen und Grenzen stehen können. Er richtet seinen Blick verstärkt auf menschliche Echtheit (Authentizität).

 

Und wieder engt sich das weite Feld seiner Suche ein. Seine Suche wird nun ernster, wuchtiger, zupackender und kompromissloser.