Das Geheimnis der menschlichen Seele (5)

Quelle:  pixabay
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3. Die Emotionen.

 

Dritter Bereich der menschlichen Seele sind die Emotionen.

 

Dieser Bereich nimmt innerhalb der menschlichen Seele großen Raum ein, kann sehr positiv, aber auch sehr beschwerlich wirken.

 

Emotionen sind das „Konservativste“ an der Seele. Während der Verstand blitzschnell arbeiten kann und auch das Herz sehr rasch zu Entscheidungen zu kommen vermag, ändern sich die Emotionen in der Regel nur sehr zögerlich. Sie haben ein großes Beharrungsvermögen und setzen dem Wunsch nach rascher Veränderung entschlossenen Widerstand entgegen.

 

Wie hängt das im Einzelnen zusammen? Entscheidend sind die ersten, vielleicht zehn  Lebensjahre. Hier werden Programmierungen vorgenommen, die ein ganzes Leben lang halten und aktiv sind.

 

Jedes Kind wächst in einem unmittelbaren, persönlichen Lebensumfeld auf. Das kann die Familie sein, die Patchwork-Familie, eine Familie mit allein erziehendem Vater oder Mutter, aber auch ein staatlich geführtes Heim, eine Kinderkrippe oder Kinder-Tagesstätte. Die ganz normale emotionale Alltags-Situation in diesem unmittelbaren, persönlichen Umfeld hat eine tiefe prägende Wirkung.

 

Ist das unmittelbare, persönliche Umfeld auch nur einigermaßen intakt, hat das einschlägig positive Wirkungen. Das Kind nimmt die ganz normale, emotionale Alltags-Situation in sich auf wie ein Schwamm. Herrschen dort Respekt, persönliche Nähe, Empathie, innere Struktur (Grenzen) und liebevolle Annahme vor, werden sie den großen Bereich der Gefühle erst oberflächlich, danach immer tiefer und tiefer prägen. Der Bereich der Gefühle lernt zwar eher langsam. Es dauert seine Zeit, bis er nachhaltig geprägt wird. Einmal entstandene Prägungen sind aber ausgesprochen langlebig und widersetzen sich jeder schnellen Veränderung.

 

Wird der Bereich der Emotionen durch die dauerhafte Erfahrung von Liebe, Respekt, Ermutigung, Struktur (Grenzen) und Empathie geprägt, bildet sich dort ein positives Gefühls-Kapital. Es wirkt weit bis ins Erwachsenenalter hinein und ist bei der Bewältigung wechselnder Lebens-Herausforderungen eine große Hilfe.

 

Anders sieht es aus, wenn der Bereich der Emotionen in den Jahren der Kindheit negativ geprägt wird. Wenn ein Kind innerhalb seines unmittelbaren, persönlichen Umfelds immer wieder Ablehnung, Ungerechtigkeit, Strukturlosigkeit (fehlende Grenzen), Einsamkeit, Demütigungen, Gleichgültigkeit, oder gar Gewalt und sexuellen Missbrauch erlebt, wird es auch diese Dinge aufnehmen. Erst oberflächlich, dann immer tiefer wird der Bereich der Gefühle von diesen Alltags-Erfahrungen geprägt. So entsteht ein negatives emotionales Kapital, das ein ganzes Erwachsenenleben lang aktiv sein und massiv stören wird.

 

Der Aufbau eines stabilen Selbstbewusstseins sowie die Entwicklung von Lebensmut und Zielstrebigkeit werden so enorm erschwert. Der Bereich der Emotionen ist nachhaltig negativ geprägt und sendet entsprechende Signale aus. Menschen kämpfen dann mit diesem negativen Kapital ein Leben lang und verbrauchen dabei viel Kraft und Energie, die dann anderswo fehlen.

 

Das Tückische dabei ist, dass der Bereich der Emotionen auf Impulse zur Veränderung nur langsam und träge reagiert. Er verhält sich in etwa wie eine zähe Karamell-Masse im Kochtopf auf der Herdplatte.

 

Viele erhoffen sich in dieser Lage Hilfe durch eine Psycho-Therapie. Tatsächlich kann ein Psychotherapeut insofern helfen, als er negative Prägungen bewusst machen kann. Wirkliche Veränderung vollzieht sich aber quälend langsam. Die einmal eingedrungenen emotionalen Prägungen sind zählebig. Sie können zwar mit einiger Geduld im Laufe der Jahre verändert werden, verschwinden aber leider niemals ganz. Sie bleiben Teil der Lebensgeschichte.

 

Wie geht Gott eigentlich mit dem negativ geprägten emotionalen Bereich einer menschlichen Seele um?

 

Grundsätzlich wäre es kein Problem für ihn, diese Prägungen einfach auszulöschen und durch positive zu ersetzen. Die Erfahrung zeigt aber: Er tut das in aller Regel nicht. Zwar kommt es zu Veränderungen im emotionalen Bereich, wenn ein Mensch sich Jesus gegenüber öffnet und für die Ewigkeit gerettet wird. Aber in aller Regel bleiben die negativen Prägungen in ihren Grundstrukturen erhalten. Sie werden in das neue Leben mit Jesus einbezogen, hier und da gibt es auch Heilung oder zumindest Besserung. Grundsätzlich aber bleiben die alten Prägungen erhalten. Gott löscht die Lebensgeschichte eines Menschen (und die Spuren, die sie hinterlassen hat) also nicht einfach aus. 

 

Für viele Menschen, die Hilfe in emotionalen Konflikten bei Gott suchen, ist das zunächst eine große Enttäuschung. Sie haben sich mehr von ihm erhofft. Aber Gott geht einen anderen Weg mit ihnen. Er gebraucht sie so wie sie sind – mit allen Einschränkungen – zu seiner Ehre. Und er gibt ihnen noch etwas. Er gibt ihnen eine Zukunftsperspektive, die es ihnen ermöglicht, mit bestehenden Einschränkungen zu leben, ohne zu verzweifeln und zu verbittern: Den Himmel. Denn dort werden alle Beeinträchtigungen und Verletzungen der Seele vollständig aufgehoben werden.