Ein Gefühl von Verlassenheit. (4)

Quelle:  pixabay
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Die letzte Phase in der Bewältigung der Verlassenheit ist die verheißungsvollste. Denn hier geht es darum, (erneut) die Zukunft zu gewinnen. Wer durch die Erfahrung des Verlassenwerdens hindurchgeht, kann es sich kaum vorstellen, dass es für ihn noch eine echte, lebenswerte Zukunft geben könnte. Die Zukunft scheint verschlossen und verriegelt zu sein. An eine lebenswerte Zukunft zu glauben, erscheint als unlösbare Aufgabe, als schiere Überforderung. Und doch muss die Aufgabe angepackt werden, wenn die Verlassenheit bewältigt werden soll.

 

Die entscheidende Hilfe in dieser Lage ist die Tatsache, dass es mit Gott immer Zukunft gibt. Gott allein ist ewig. Das bedeutet, dass es mit ihm immer Zukunft gibt. Genauer gesagt: Er selbst in Person ist diese Zukunft. Niemand, der durch die verstörende Erfahrung des Verlassenwerdens hindurchgegangen ist, muss seine Zukunft allein auf sich gestellt neu gewinnen. Lebenswerte Zukunft kommt von Gott direkt auf ihn zu.

 

Hier eröffnet sich nun eine große Chance: Wer durch die Erfahrung des Verlassenwerdens hindurchgegangen ist, hat in der Regel nichts mehr zu verlieren. Er hat ja bereits alles verloren. Das bedeutet: Er hat jetzt die (vielleicht einmalige) Chance, sein Leben grundsätzlich neu zu orientieren und neu zu ordnen. Er kann sein Leben auf ein neues, besseres Fundament stellen. Das ist verheißungsvoll.

 

Aber auch hier gibt es Arbeit zu tun. Die neue Zukunft mit Gott öffnet sich nicht  einfach so. Wer sie bekommen will, steht oft genug vor der demütigenden Erkenntnis, dass er sein bisheriges Leben komplett ohne Gott gelebt hat. Vielleicht  hat er Gott die Rolle eines Zaungastes aufgezwungen. Vielleicht hat er auch (höchst kaltschnäuzig) so gelebt, als wäre Gott Luft. Das zu erkennen und anzunehmen, ist schwer! Man hat das Leben komplett an Gott vorbeigelebt und das für komplett normal gehalten. Viel Zeit ist darüber vergangen, Lebenszeit vergeudet worden. Das ist bitter, bietet aber auch die Chance, die noch verbleibende Lebenszeit nun richtig zu leben und Gott den Platz zur Verfügung zu stellen, der ihm selbstverständlich zusteht: Den Platz in der innersten Mitte des Lebens. Was darum jetzt ansteht, ist der praktische Schritt der Lebens-Übergabe an Jesus. Getan wird dieser Schritt in der Zwiesprache mit Gott, im Gebet:

 

„Jesus, an diesem Tiefpunkt meines Lebens komme ich zu dir. So viele Jahre habe ich an dir vorbeigelebt. So viele Jahre habe ich den Platz in der Mitte meines Lebens allein für mich beansprucht. Ich bin durch schreckliche Erfahrungen gegangen in letzter Zeit. Du weißt das ja. Aber all diese Erfahrungen haben mich auch an den Punkt gebracht, wo ich weiß: Ich will nicht mehr so weiterleben wie bisher. Ich will mein Leben mit dir leben und so in deine Zukunft eintauchen. Und darum, Jesus, gebe ich dir jetzt mein Leben. Bitte komm jetzt in die innerste Mitte meines Lebens, um dort zu wohnen und dort zu bleiben. Bitte vergib mir, dass ich so lange so total an dir vorbeigelebt habe. Mein Leben ist sehr falsch gelaufen. Aber das soll jetzt anders werden. Ich bekenne dich jetzt als den Herrn und König meines Lebens.“

 

Viele Menschen kämpfen einen heftigen inneren Kampf, bevor sie bereit sind, diesen Schritt zu tun. Sie kämpfen mit sich, weil sie spüren, dass sie im Begriff stehen, einen sehr grundsätzlichen und auch radikalen Schritt zu tun. Kein Wunder, dass sie mit sich kämpfen!

 

In dieser Situation ist es eine große Hilfe, wenn sie einen Menschen an ihrer Seite haben, der diesen Schritt bereits getan hat und ihnen jetzt beistehen kann. Er kann ihnen versichern, dass sie das Richtige tun und sie ermutigen, jetzt nicht auszuweichen. Letztlich gehen müssen sie diesen Schritt aber aus eigenem Entschluss und eigenem Antrieb.

 

 

Ist das geschafft, sind die Weichen für eine neue, lebenswerte Zukunft richtig gestellt. Gottes Zukunft mit ihnen hat begonnen. Völlig neue Perspektiven eröffnen sich. Denn jetzt ist der lebendige Gott in der Mitte ihres Lebens dabei. Mit ihm ist eine neue, lebenswerte  Zukunft greifbar und lebbar. Das bedeutet: Aber jetzt zieht wieder Hoffnung ins Leben ein.