Kesse Biene.

Copyright (c) Rudolf Möckel
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Ich traute meinen Augen nicht.

 

Das summende Insekt, das sich mir näherte, hatte ein Päckchen dabei. Das Päckchen war grün und sorgfältig verpackt.

 

Ich sah näher hin. Was da um mich herumschwirrte und sich nicht sonderlich für mich interessierte, war eine Biene, etwas kleiner als normale Honigbienen, also wahrscheinlich irgendeine Wildbiene.

 

Sie war mir auf Anhieb sympathisch.

 

Aber warum hatte dieser summende Flugkünstler ein Paket dabei?

 

Das Paket entpuppte sich als ein sorgfältig zusammengerolltes frisches grünes Blatt, Teil eines Klee-Blättchens. Aber: Wozu schleppte die kesse Biene dieses Blatt mit sich herum? Rätselhaft!

 

Dann ging alles sehr schnell: Die Biene mit dem Päckchen landete auf einem meiner ausladenden Blumentöpfe und verschwand unversehens samt Päckchen in einem dunklen Loch. Weg war sie.

 

Jetzt war ich neugierig geworden. Was hatte dieses ungewöhnliche Geschöpf in meinem Blumentopf zu suchen?

 

Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, tat sich was in meinem Blumentopf. Die sympathische Biene krabbelte aus dem Loch, setzte sofort zum Steil-Flug an, um nur wenig später mit einem weiteren grünen Päckchen, einem weiteren Blatt, wieder aufzukreuzen.

 

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Jetzt kamen mir Bedenken. Die fleißige Bienen-Dame schien sich in meinem Blumentopf häuslich einzurichten. Was würde geschehen, wenn sich Nachwuchs einstellte? Ich bin zwar mit dem Liebesleben der Wildbienen nicht sonderlich vertraut, aber Nachwuchs war auf keinen Fall auszuschließen. Was würde aus meiner sorgsam gepflegten kleinen Kiefer werden, die in dem Topf wurzelte? Auch Bienen brauchen schließlich Platz!

Nein, beschloss ich, so konnte es nicht weitergehen. Schweren Herzens – der kleine Brummer war mir bereits ans Herz gewachsen – nahm ich einen Kieselstein und verschloss den Eingang zur Bienen-Wohnung damit.

 

Jetzt wurden die Dinge dramatisch. Wenig später näherte sich die Paket-Biene (wieder mit Blatt!) und fand den Eingang zur Wohnung versperrt vor. Jetzt wurde die Dame wütend, sehr wütend sogar. Erbost warf sie das grüne Päckchen weit weg  und untersuchte den Stein. Dann ging sie sofort – bienenfleißig – daran, einen Nebeneingang zu graben. Es war unfasslich, wie viel Erde die wütende Biene bewegte. Sie grub wie ein Mini-Bulldozer. Nein wirklich, die packte zu!

 

Am nächsten Tag fand ich zwei neue Eingänge vor, die in der Zwischenzeit entstanden waren. Mehrere Kumpane der kessen Biene waren mittlerweile in den Bautrupp integriert worden. Und weiter schleppten sie Blätter herbei.

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Nun verfiel ich auf eine – wie ich fand – listige Idee: Ich schnappte mir den Blumentopf und stellte ihn an anderer Stelle in meinem Garten auf. Na, dachte ich, da können die Paket-Bienen aber schön lange suchen! Dachte ich ...

 

Jedoch, ich hatte mich getäuscht. Ruck-Zuck waren die blätterbegeisterten Bienen wieder da und bauten unverdrossen weiter. Seufzend schleppte ich den Topf wieder an seinen ursprünglichen Standort zurück. Und auch jetzt dauerte es nur Minuten, bis die fliegenden Damen mit den Blätter-Polstern wieder da waren.

 

Ich gab auf.

 

Diese klugen und noch dazu bienenfleißigen Tierchen waren nicht zu schlagen. Außerdem hatten sie mittlerweile mein Herz endgültig gewonnen.

 

Wikipedia verriet mir, dass es sich bei blätterverliebten Bienen um sogenannte „Blatt-Schneide-Bienen“ handelte. Die bauen behagliche Höhlen in die Erde und polstern sie sorgfältig mit Blättern aus. Sie sind sagenhaft tatkräftig und haben mich sehr beeindruckt. Sie sind ja nun wirklich nicht groß, haben aber viel Power und viel Verstand. Und das alles kriegen sie hin, obwohl sie noch nicht mal 1 Gramm  auf die Waage bringen.

 

Für mich sind die kessen Blatt-Schneide-Bienen ein charmanter Hinweis auf den genialen Designer, der sich solche faszinierenden Winzlinge erst ausgedacht, dann konstruiert und schließlich - rundum perfekt ausgestattet – geschaffen hat.

 

Mit meiner Handy-Kamera habe ich ein paar Aufnahmen gemacht.

 

Schöne Grüße von den kessen Bienen. 😊