„Oh, if I had the stars of he darkest night,
and the diamonds from the deepest ocean:
I´d forsake them all for your sweet kiss.
For that´s all I´m wishin´ to be ownin´.“
„Wenn ich die Sterne der dunkelsten Nacht besäße
und die Diamanten aus den tiefsten Tiefen des Meeres:
Alle würde ich bereitwillig hergeben für einen Kuss von dir,
denn das ist alles, was ich mir wirklich wünsche.“
(Bob Dylan über seine Freundin Echo, nach dem Zerbruch ihrer Liebe.)
Sehnsucht ist mehr als ein Gefühl. Sie ist auch mehr als ein ungestilltes Verlangen. Sehnsucht deckt die Tatsache auf, dass wir unvollständig sind.
Ein Mensch kann all seine Gaben und Fähigkeiten entwickeln. Er kann an seiner Persönlichkeit arbeiten und sie in Top-Form bringen. Er bleibt dennoch unvollständig.
Einige Zeit kann er vielleicht darüber hinweggehen und das Leben anfüllen mit Arbeit und Betriebsamkeit, mit Erfolgen, Aktivitäten und Erfahrungen von Glück. Aber es kommt der Tag, da sieht er SIE (oder sie IHN). Und er kann den Blick nicht mehr von ihr abwenden. Er spürt: Wir beide gehören zusammen. Sie passt zu mir. Ich muss sie wiedersehen!
Und dann ist alles verändert. Er muss den ganzen Tag an sie denken. Überall sieht er sie und ihr Gesicht. In ihm strahlt die Sehnsucht auf, so wie die Sonne sich in der Morgendämmerung über die Horizont-Linie erhebt.
In einem seiner Songs schreibt Bob Dylan darüber:
„I see you in the sky above,
in the tall grass, in the ones I love.
You gonna make me lonesome
when you go.“
„Ich sehe dich am Himmel über mir,
im hohen Gras, in denen, die ich liebe.
Du wirst mich einsam machen,
wenn du gehst.“
Wer sich verliebt, spürt stärker als je zuvor, wie allein und wie unvollständig er bisher gewesen ist.
Wir alle sind unvollständig. Schon auf den ersten Seiten der Bibel ist davon die Rede. Dort wird von der Erschaffung des Universums, der Formung des Planeten Erde, der Entstehung der Vielfalt des Lebens und dem Anfang des Menschen berichtet. Und dann wird die fertige Schöpfung bewertet, und Gott sagt: „Sehr gut!“ (1. Buch Mose 1, 31).
Aber dann – erstaunlich – kommt ein Punkt, wo Gott eine andere Wertung vornimmt. Er sagt „Nicht gut!“: „Es ist nicht gut, dass der Mensch so allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm genau entspricht.“ (1. Buch Mose 2, 18)
Und dann bildet Gott aus der Seite Adams (nicht aus der Rippe!) Eva, die Frau, die ab jetzt an seiner Seite stehen wird. Und als Adam sie entdeckt, jubelt er, denn jetzt ist er nicht mehr unvollständig: „Diesmal ist sie es! Sie ist genau wie ich, und sie gehört zu mir. Sie ist ein Stück von mir! Sie soll Isch-scha heißen, Frau, denn sie kam von Isch, dem Mann. Aus diesem Grund verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter, verbindet sich mit seiner Frau und wird völlig eins mit ihr. (1. Buch Mose 2, 23 – 24)
Und darum steckt in jedem Menschen diese Sehnsucht, die Sehnsucht nach Vollständigkeit. Und die Liebe zwischen Frau und Mann ist die geniale Antwort auf genau diese Sehnsucht.
Mann und Frau sind verschieden und bleiben es auch. Sie sind auch eigenständige Persönlichkeiten und bleiben es. Gleichzeitig aber sehnen sie sich nach dem jeweils anderen und lieben ihn sehr. Darin liegt eine Spannung, und die bleibt ebenfalls: Ein Leben lang. Und darum können Liebe und Sehnsucht zwischen ihm und ihr ein Leben lang wachsen, reifen und sich vertiefen. Es gibt für die Sehnsucht nach einander und die Liebe zueinander keine natürliche Grenze. Sehnsucht und Liebe können wachsen und wachsen und sich vertiefen. Sie sind grenzenlos.
Sehnsucht und Liebe in ihrer Grenzenlosigkeit sind etwas, das so nur der Mensch hat.
Sie sind ein unendlich kostbares Geschenk Gottes.