Trockene Flüsse

Trockenes Flussbett  bei Lauchar / Spanien  -  Copyright - (c) Rudolf Möckel
Trockenes Flussbett bei Lauchar / Spanien - Copyright - (c) Rudolf Möckel

Durchstreift man das spanische Andalusien mit dem Auto oder dem Motorrad, stößt man unweigerlich auf ein rätselhaftes Phänomen: Trockene Flüsse.

 

Auf den Straßenkarten, im Navi oder GPS erscheinen die Flüsse hübsch in Blau. Nähert man sich diesen selben Gewässern aber in der Realität, bietet sich ein anderes Bild: Die Flüsse sind trocken, und zwar komplett. Kein noch so kleines Rinnsal schlängelt sich die breiten Flussbetten entlang. Keine Fische, keine Muscheln, noch nicht einmal ein paar kümmerliche Wasserpflanzen überleben an tiefen Stellen und Gumpen. Hier gibt es überhaupt kein Leben mehr, nur Staub, Sand und Steine, über die einst das Wasser schoss. Hier herrscht die Wüste. Höchstens ein paar stachelige Pflanzen, die praktisch ohne Wasser auskommen, fristen ein grau-grünes Dasein. Und so sieht das nicht nur bei einzelnen Flüssen aus. Überall, wo früher breite Gewässer dem Land Feuchtigkeit gaben, sind nur die Flussbetten geblieben. Es gibt kein Wasser mehr.

Höhepunkt dieses seltsamen Phänomens sind Häuser, die jetzt in den breiten Flussbetten entstehen. Statt Wasser schlängeln sich nun Wohnhäuser in lockerer Folge durch die Landschaft. Kein Mensch rechnet mehr damit, dass eines Tages das Wasser zurückkehren könnte.  Man hat die Flüsse aufgegeben. Sie wurden zu Bauland. Und der Boden vertrocknet. Er versteppt. Er wird zur Wüste. Weit und breit gibt es schon keine Bäume mehr. Es ist einfach zu trocken.

Das ist rätselhaft, denn eigentlich gibt es genug Wasser. Die umliegenden Höhenzüge, zum Beispiel die Sierra Nevada, liefern Wasser in Fülle. Aber das Wasser erreicht die Bäche und Flüsse nicht mehr.

Gemüse-Plantagen in Südspanien (Nähe Almeria) Copyright - (c) Rudolf Möckel
Gemüse-Plantagen in Südspanien (Nähe Almeria) Copyright - (c) Rudolf Möckel

Des Rätsels Lösung sind die Plastikmeere Andalusiens. Über ungezählte Kilometer hinweg ist das Land von Plastikplanen bedeckt: Riesige Flächen, die bis zum Horizont reichen. Unter den grauweißen Plastikplanen verstecken sich gigantische Gemüseplantagen. Hier wachsen Tomaten, Paprika, Auberginen und Gurken in verschwenderischer Fülle. Illegale Einwanderer aus Marokko schuften in den stickig-heißen Plastik-Plantagen für drei Euro die Stunde, ohne Steuerkarte, ohne Kranken- und Rentenversicherung. Nach zehn Stunden harter Arbeit nehmen sie magere 30 Euro in Empfang und kehren in ihre armseligen und stets überfüllten Unterkünfte zurück. Unfassbare Mengen der geernteten Früchte gelangen per Frachtflugzeug in die nördlichen Regionen Europas, wo sie zu Billigpreisen angeboten werden.

 

Natürlich ist klar: Das Gemüse, das unter den Plastikplanen heranreift, braucht Wasser zum Gedeihen. Viel Wasser! Sehr viel Wasser! Unfassbare Mengen von Wasser. Wasser, das aus den Bergen kommt. Wie ein riesiger Riegel, legen sich die Plastik-Plantagen um die Füße der Berge. Sie verschlucken gierig alles, was flüssig von den Höhen kommt. Für Bäche und Flüsse bleibt nichts mehr. Sie vertrocknen. Ein Land vertrocknet sich selbst.

Aber was wird aus den Menschen, die in diesem Landstrich leben? Woher kommt das dringend benötigte Trinkwasser für Dörfer und Städte? Die Antwort überrascht: Große Meerwasser-Entsalzungsanlagen (zum Beispiel in Valencia und Almeria) verwandeln salziges Meerwasser in trinkbares Süßwasser. Aber das so gewonnene kostbare Nass riecht nicht gut, ist stark gechlort und taugt zum Duschen und Kochen. Wasser zum Trinken holen die Bewohner aus den Supermärkten  und schleppen es in ihre Wohnungen.

Die trockenen Flüsse Andalusiens liefern ein treffendes Bild für das menschliche Leben. Jedes Land braucht Wasser um nicht zur Wüste zu werden, Genauso braucht jedes Menschenleben die Ströme des Heilige Geistes, um nicht innerlich zu vertrocknen.

Als Menschen sind wir so gemacht, dass wir die Ströme von Gottes Gegenwart in unserm Leben brauchen. Fließen sie nicht durch unser Leben, nimmt unser Leben Schaden. Es vertrocknet. Es entstehen innere Wüsten. Wir brauchen die Ströme des Heiligen Geistes, die unser Leben bewässern.

Leider ist es so, dass Menschen von Natur aus Blockaden gegen Gottes Gegenwart in sich tragen. Diese Blockaden wirken wie die Plastik-Plantagen in Andalusien: Sie lassen die Ströme des Heiligen Geistes gar nicht erst in ihr Leben kommen. Das Leben vertrocknet sich selbst.

Viele spüren das. Sie versuchen ihr Leben künstlich zu bewässern mit Dingen, die nicht Gott sind: Spaß, Erfolg, Ruhm, Macht, Geld, Anschaffungen, Sex, Alkohol, Drogen … Aber all diese Dinge können die innere Vertrocknung des Lebens nicht aufhalten. Am Ende verschlimmern sie sie sogar.

Jesus kannte dies Problem. Er wusste um die inneren Wüsten in den Menschen. Darum hat er einmal sinngemäß gesagt: „Wenn jemand an mich glaubt, werden Ströme lebendigen Wassers aus seinem Inneren fließen.“ (Die Bibel, Johannesevangelium 7, 38)

Im Kontakt mit Jesus kann die innere Austrocknung des Lebens gestoppt werden. Wer sich Jesus öffnet, erlebt, dass Ströme des Geistes Gottes sein vertrocknetes Lebens erreichen. Er erlebt, wie sich das Leben von Grund auf ändert. Es wird wieder fruchtbar. Es kann etwas wachsen. Es kommt wieder Leben ins Leben.

Wenn Sie jemand sind, der die innere Austrocknung seines Lebens spürt, dann lassen Sie sich sagen: Es muss nicht dabei bleiben! Ströme der Gegenwart Gottes können durch Ihr Leben fluten. Der Schlüssel dazu ist die kraftvolle Hinwendung zu Jesus und die Aufgabe der Blockaden gegen Gottes Gegenwart in der Mitte und Weite des Lebens. Dann können Ströme lebendigen Wassers durch Ihr Leben fließen.