Gott kennt Ihre Lage!

Quelle:  pixabay
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Es geschah vor etwa 20 Jahren, als die kleine Stadt Neftogorsk auf der russischen Insel Sachalin von einer Katastrophe heimgesucht wurde: Binnen weniger Minuten sanken viele Häuser der Stadt durch die Erschütterungen eines Erdbebens in Schutt und Asche  ...

Das Ausmaß der Zerstörungen war riesig. In einem Wettlauf gegen die Zeit versuchten Rettungsmannschaften Überlebende zu bergen und Verschüttete zu finden. Geeignetes Bergungsgerät war nicht sofort zur Stelle. Es musste erst umständlich zu der abgelegenen Stadt hin transportiert werden. Und so gruben und arbeiteten die Suchtrupps mit den bloßen Händen. Unermüdlich. Unbeirrbar. Bis zur Erschöpfung ...

Und wissen Sie, was die Rettungsmannschaften zu dieser schier übermenschlichen Anstrengung antrieb? Es war das Weinen und Klagen der Verschütteten in den zerstörten Straßen der Stadt. Das konnten sie einfach nicht ertragen! - Das russische Fernsehen beschrieb die Situation vor Ort mit den folgenden Worten: >Wenn die Sonne untergeht, beginnt das Stöhnen in der Stadt - das Stöhnen und Klagen der unter dem Schutt Begrabenen.< Viele konnten damals gerettet werden. Und jeder Verschüttete, der lebend geborgen wurde, spornte die Retter an zu neuen Anstrengungen und neuem Einsatz. Sie konnten das Stöhnen und Klagen in den Gassen der Stadt einfach nicht ertragen ...

Das was damals auf der Insel Sachalin geschah, das könnte auch ein Bild sein für die Situation vieler Menschen heute. Es gibt so viele, die sind auch wie verschüttet und gefangen unter Schutt und all den Trümmern, die sich im Laufe der Zeit in ihrem Leben angesammelt haben.

Da sind die, die verschüttet sind von Einsamkeit. Da sind die, die mutlos geworden sind, weil sie keine Zukunft für sich sehen. Sie fühlen sich  überfordert. Da sind die, die irgendeine Krankheit mit sich herumschleppen und nicht wissen, wie alles ausgehen wird. Da sind die, die Fehler gemacht haben in ihrem Leben. Fehler, für die sie sich bittere Vorwürfe machen. Fehler, die auf ihnen lasten, wie Steine und Beton von Zentnergewicht. Und sie wissen nicht, wie herauskommen, aus dem, was auf ihnen liegt.

Und dann sind da die vielen Menschen, die scheinbar alles haben: Ein Haus, eine Wohnung. Familie und Auto und Urlaubsreisen. Und die dennoch enttäuscht sind vom Leben. Und nichts mehr erwarten. Die leiden unter der verborgenen Leere und Sinnlosigkeit ihres Lebens, und innerlich schreien sie um Hilfe.

Es gibt so viele Menschen, die stecken voller Hilferufe, die nicht nach außen dringen. Und wenn wir all die verstohlenen Hilferufe, all die unterdrückten Klagen des Herzens und all die nach innen geweinten Tränen sichtbar und hörbar machen könnten, dann würden  unsere Städte und Dörfer von all den Hilferufen und Klagen widerhallen: Das Rufen und Klagen von Menschen, die unter dem Schutt und den Trümmern ihres Lebens verschüttet liegen.

Und jetzt möchte ich Ihnen etwas sagen: Bitte, Gott will nicht, dass Sie verzweifelt sind. Gott will nicht, dass Mutlosigkeit Ihr Herz füllt. Und er will nicht, dass Sie leiden und klagen müssen unter den Trümmern Ihres Lebens.  Gott will alles andere lieber, als dass Sie hoffnungslos in die Zukunft blicken! Er hört die stummen Hilferufe Ihres Herzens. Er sieht die Traurigkeit in Ihren Augen. Gott kennt Ihre Lage! Und er will alles andere lieber, als dass Sie verzweifelt sind.

Es ist, als ob Gott das Klagen der Menschen nicht ertragen kann. Er kann keinen da liegen sehen unter dem Schutt und den Trümmern seines Lebens. Er muss etwas tun, um uns zu retten. Sein Herz kann nicht ruhig bleiben, wenn er die Klage und die Hilferufe unseres Herzens hört.

Und darum lassen Sie sich sagen: Es ist einer da, der Sie herausholen will unter den Trümmern und dem Schutt Ihres Lebens: Das ist Gott in Person. Jesus.

Nur eines ist wichtig dabei: Geben Sie nicht auf unter den Trümmern und unter dem Schutt Ihres Lebens! Meinen Sie nicht, für Sie gäbe es keine Hoffnung! Meinen Sie nicht, der Schutt Ihres Lebens sei so groß, da könne niemand mehr was machen.  Meinen Sie nicht, für Sie sei doch alles gelaufen. Nein, Gott kennt Ihre Lage!

Und damit ist klar! Es gibt Hoffnung und Zukunft für jeden von uns. Gott sieht uns - längst!  Hat uns, hat Sie längst im Blick!  Er ist längst auf dem Weg zu Ihnen und hat nur  eines im Sinn: Die Trümmer anzupacken, die Sie erdrücken, und den Schutt wegzutragen.

Und darum, machen Sie es doch wie die verschütteten Leute in der Stadt Neftogorsk: Rufen Sie nach ihm! Rufen Sie! Machen Sie auf sich aufmerksam! Gott hört Sie mit Sicherheit! Und er wird handeln! Er verschließt sich nicht, wenn Menschen nach ihm rufen und um Hilfe schreien.

Einer, der das sehr konkret erlebt hat, ist Joe Rahn. Als Teenager wird er vom Leiter einer Jugendgruppe, einem Freund der Familie, sexuell missbraucht. Er schämt sich zutiefst und fragt sich immer wieder: „Warum habe ich mich nicht gewehrt? Warum habe ich das alles zugelassen? Bin ich etwa schwul?“ Fragen, auf die er keine Antwort hat. Immer wieder quälen ihn Alpträume. Er fürchtet jede Form von körperlicher Nähe. Das gemeinsame Duschen nach dem Sport vermeidet er. Joe zieht sich immer mehr zurück und wird zum Einzelgänger.

Dann wieder macht er sich selbst zum Clown und versucht so, sich wieder mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Der Umgang mit Männern fällt ihm schwer, deswegen sucht er den Kontakt zu Frauen. Aber auch das hilft ihm nicht. „Je näher ich einer Frau kam“, erinnert sich Joe, „desto mehr merkte ich, wie sich eine Blockade in mir aufbaute. Sobald sie etwas von mir wollte, bekam ich Angst, dass jemand so weit in mein Leben eingreifen könnte, dass wieder ein unkontrollierbarer Zustand entsteht.“

Jahrelang kann Joe mit niemandem über den Missbrauch reden. Die Vergangenheit lastet auf ihm wie ein Haufen schwerer Trümmer. Als er nach einem Fahrradunfall im Koma liegt, wird ihm bewusst, mit welchem Ballast er durch sein Leben geht. Er hält es nicht mehr aus. Joe berichtet: „Da habe ich geschrien: >Jesus, rette mich!< Und in diesem Moment zerriss diese ganze Geschichte, diese Welt, in der ich mich befand. Als ich zu Jesus um Hilfe schreien konnte, hat er mich da rausgeholt.“

Nachdem Joe aufgewacht ist, erzählt er seiner Frau, was passiert ist. Die Mauer des Schweigens ist gebrochen. Joe wird schon nach kurzer Zeit aus dem Krankenhaus entlassen. Er hört nicht auf über seinen Missbrauch zu reden und darüber, was das mit seinem Leben gemacht hat und welche Rolle Gott dabei spielt.

Heute hält er Vorträge in Jugendgruppen, bietet Seelsorge an und betreut Betroffene via Internet und E-Mail. Er sagt: „Ich ermutige die Leute: Mensch, lass uns drüber reden! Lass es raus! Lass es uns vor den bringen, der es wiederherstellen kann. Das kann nur Gott heilen.“ Von einer Last erleichtert, die ihn fast 30 Jahre bedrückt hat, stellt Joe heute fest: „Ich kann jetzt drüber reden. Es tut mir nicht mehr weh. Es hat keine Macht mehr über mich.“ (Stefan Loß, Ingo Marx, Susanne Hohmeyer-Lichtblau, Hof mit Himmel 4, Wuppertal 2007, S. 31 – 33)

Gott kennt Ihre Lage. Und egal, wie hoffnungslos und düster diese Lage auch aussehen mag: Gott kann und will Sie dort herausholen.