Hucke-Pack

Quelle:  pixabay
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Vor ein paar Jahren versuchte eine Frau aus der Tschechoslowakei ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen. Sie spannte sich mit einem speziellen Zuggeschirr vor einen Omnibus, der mit 53 Personen voll besetzt war und versuchte, das Fahrzeug über eine Distanz von mehreren Metern zu ziehen. Der Versuch gelang. Sie erreichte ihr Ziel. Natürlich erschien ihr Name wenig später auf den Titelseiten der Zeitungen. Und doch waren all ihre Anstrengungen umsonst. Sie hatte nämlich vergessen, einen Notar zu bestellen, der das Ereignis juristisch beglaubigen konnte. Und so wurde ihr Rekord von der Guinness-Jury nicht akzeptiert.

 

Ich bin sicher: Die junge Frau war furchtbar enttäuscht und verärgert, als sie ihren Fehler bemerkte. Aber alles in allem war ihr Versagen nicht so schlimm: Wenn sie wollte, konnte sie es noch einmal versuchen. Wenn sie wollte, konnte sie den Misserfolg doch noch in einen Sieg verwandeln.

Im Leben insgesamt sieht das anders aus: Wenn die Anstrengungen unseres ganzen Lebens umsonst gewesen sind, dann haben wir verloren. Wenn das Leben vorbei ist, können wir nicht später noch einmal von vorn anfangen. Es ist dann keine Zeit mehr da. Und das ist ernst.

Es kann geschehen, dass unser Leben mit all seiner Mühsal und Unruhe umsonst gewesen ist. Es kann geschehen, dass das Endergebnis unseres Lebens einfach „umsonst“ lauten wird. Es besteht sehr real die Gefahr, dass dieses deprimierende Wort „umsonst“ schlussendlich als Ergebnis unter unserm Leben steht. Die Bibel warnt uns, diese Gefahr nur nicht zu unterschätzen. Dreimal warnt uns Psalm 127, 1 – 2 dass die Gefahr „umsonst“ (also vergeblich) gelebt zu haben sehr real ist:

„Wo der Herr nicht das Haus baut, da arbeiten umsonst, die daran bauen;

 

Wo der Herr nicht die Stadt behütet, da wacht der Wächter umsonst.

 

Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und euch spät niederlegt und esst euer Brot mit Sorgen.“

 

Es kann geschehen, dass unser Leben umsonst gewesen ist. Und das wird genau dann der Fall sein, wenn wir unsere Zeit und unsere Energie in Projekte investieren, die nur unsere, aber nicht Gottes Projekte sind. Wenn wir unsere Zeit und Energie in Vorhaben stecken, die nutzlos sind in Gottes Augen. Wenn wir unsere Zeit und Energie in Pläne und Ziele stecken, an denen Gott überhaupt nicht interessiert ist, dann wird am Ende alles umsonst gewesen sein.

 

Jeder von uns hat nur ein bestimmtes, begrenztes Maß an Zeit zur Verfügung. Und das kann er gebrauchen. Das Maß an Zeit und Energie erscheinen in der Regel über die Maßen groß, wenn wir starten ins Leben. Aber es ist von vornherein begrenzt. Und wenn es verbraucht ist, bleibt nichts mehr! Es gibt Leute, die haben scheinbar unbegrenzte Mengen von Geld zur Verfügung. Aber ihr Maß an Zeit und Energie ist doch begrenzt. Und wenn sie das verbraucht haben, können sie nicht weiter. Es ist Schluss dann!

Wenn man Kinder beobachtet, hat man den Eindruck, dass sie schier unbegrenzt Zeit und Energie haben. Ihr ganzes Leben liegt noch vor ihnen. Sie haben keine Vorstellung davon, wie begrenzt ihre Zeit ist und die Energie, die ihnen zur Verfügung steht. Aber irgendwann werden sie erwachsen. Und irgendwann werden sie sogar vierzig Jahre alt. Und dann beginnen sie die Grenzen zu fühlen: Die Grenzen zur Verfügung stehender Zeit und Kraft. Sie beginnen plötzlich ihr Leben von seinem Ende her zu messen und nicht mehr vom Anfang her. Sie fragen nicht mehr: Wann werde ich achtzehn sein? Wann werde ich erwachsen sein? Wann werde ich meinen Führerschein machen? Wann werde ich endlich mein eigenes Geld verdienen? Wann werde ich endlich in der Lage dies oder das zu tun? Nein, sie fragen jetzt eine andere Frage! Sie fragen: Wie viel Zeit und Kraft bleiben mir noch? Und wofür soll ich sie nutzen? – Und dann, noch später, mit sechzig fragen sie immer noch dieselbe Frage, aber jetzt noch viel unruhiger und noch viel drängender: Wieviel Zeit bleibt mir noch? Und wofür soll ich sie verwenden?

Die Bibel greift diese einfache, aber ernste Frage auf: Was sollen wir tun mit dem Rest unsres Lebens? Was sollen wir tun mit dem begrenzten Maß an Zeit und Energie, die uns noch zur Verfügung stehen? In welche Vorhaben sollen wir die Zeit und Kraft stecken, die uns noch bleiben?

Und dies ist die Antwort, die die Bibel in Psalm 127 gibt: Wenn wir uns in Vorhaben stürzen, die nutzlos sind und reine Zeitverschwendung in Gottes Augen, dann werden wir eines Tages zurückschauen und sagen: „Mein Leben war umsonst. Es ist nichts von bleibendem Wert darin. Es ist nichts von bleibender Bedeutung darin. Es war einfach eine Zeitverschwendung!“

Mit andern Worten: Unser Leben wird nur dann eine bleibende Bedeutung und bleibende Wichtigkeit haben, wenn wir da arbeiten, wo Gott am Werk ist. Unser Leben wird nur dann bleibende Bedeutung und bleibende Wichtigkeit haben, wenn wir Gottes Pläne und Gottes Ziele verfolgen! Denn nur er ist ewig. Und nur, wenn wir ihm ganz gehören, wird das Siegel der Ewigkeit auf unserm Leben sein.

Und jetzt schauen wir noch ein bisschen genauer in diesen Psalm. Da heißt es weiter:

 

„Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und euch spät niederlegt und esst euer Brot mit Sorgen. Denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.“

  

Seinen Freunden gibt er es im Schlaf ... Beim ersten Hören könnte man denken, dies sei ein Lob der Faulheit. Aber das ist nicht gemeint! Dieser Psalm der Bibel lädt nicht dazu ein, die Hände in den Schoß zu legen und Däumchen zu drehen. Wir sollen arbeiten! Wir sollen uns anstrengen und unser Bestes geben. Aber wir sollen das an der richtigen Stelle tun. Das ist der Punkt, um den es hier geht! Wir sollen an der richtigen Stelle arbeiten. Und wenn wir das tun, dann wird Gott es seinen Freunden sogar im Schlaf geben.

Nun ist natürlich die Frage: Wie genau läuft das ab, wie funktioniert das, wenn Gott es uns sogar im Schlaf gibt?

Wenn wir genau hinschauen, finden wir die Antwort: Das hebräische Wort für „Freunde“ ist yadid. Und das heißt eigentlich: "Die von Gott Geliebten". Oder, noch etwas genauer: Diejenigen, die Gott lieben und von ihm geliebt werden. Das ist die Bedeutung von yadid: "Geliebte". Und nun ist interessant, was die Bibel an anderer Stelle über die yadid, die Geliebten Gottes sagt. Im fünften Buch Mose 33, 12 heißt es: Der Geliebte des Herrn wird sicher wohnen. Denn Gott hält die Hand über ihm allezeit. Ja, der Geliebte des Herrn ruht zwischen seinen Schultern.

Der Geliebte Gottes ruht zwischen seinen Schultern ... Erkennen Sie, wovon die Rede ist? Der Geliebte Gottes wird „huckepack“ getragen! Das ist hier gemeint! Zumindest diejenigen von Ihnen, die Kinder haben, wissen genau, was es heißt, jemanden „huckepack“ zu tragen: Zum Beispiel, wenn Sie früher mal einkaufen waren mit Ihrer Familie oder irgendwo im Wald spazieren gingen, dann geschah es zuweilen, dass Ihr kleiner Sohn oder Ihre kleine Tochter müde wurden und weinerlich. Und dann hoben Sie ihn (oder sie) empor und trugen sie „huckepack“. Und dann ruhte ihr kleiner Sohn (ihre Tochter) zwischen Ihren Schultern. Vielleicht schlief er (sie) sogar. Und doch kam er voran! Und warum das? Nun, ganz einfach: Darum, weil Sie vorwärtsgingen und dafür Sorge trugen, dass er (oder sie) ebenfalls vorankam, obwohl er (sie) doch ruhte und schlief.

Wer „huckepack“ getragen wird, kommt voran, auch wenn er schläft.

Und genau dies ist die Botschaft von Psalm 127: Gott gibt es seinen Geliebten sogar im Schlaf. Sogar, wenn wir ruhen, sogar, wenn wir schlafen, kommen wir dennoch voran, machen wir dennoch Fortschritte: Denn der himmlische Vater trägt uns und trägt Sorge dafür, dass wir vorankommen.

Und darum: Wenn wir unsere Zeit, unsere Energie und unser ganzes Leben Gott zur Verfügung stellen ... Wenn wir seine Ziele zu unsern Zielen und seine Pläne zu unsern Plänen machen ... Wenn wir hart arbeiten für seine Projekte und uns ganz einsetzen für seine Vorhaben, dann werden wir erleben, dass sogar, wenn wir ausruhen, unsere Arbeit vorankommt und sich entwickelt und Frucht bringt. Wir werden erleben, dass Gott uns segnen und voranbringen wird, selbst wenn wir schlafen. Und dann eines Tages, wenn unser Leben sich dem Ende zuneigt, werden wir zurückschauen in tiefer Dankbarkeit, weil unser Leben nicht umsonst gewesen ist.

Wir können also wählen. Nein, wir müssen wählen: Entweder (erste Möglichkeit): Wir arbeiten für unsere eigenen Projekte und Ziele und Vorhaben: Dann wird unser Leben voller Arbeit und Anstrengung sein: Voll vergeblicher Arbeit und voll vergeblicher Anstrengung! Es wird im Endeffekt umsonst gewesen sein. Oder (zweite Möglichkeit): Wir gehören (durch die Hinwendung zu Jesus) zu den Geliebten Gottes. Wir arbeiten für seine Projekte und verfolgen seine Ziele! Dann wird unser Leben auch voller Arbeit und Anstrengung sein. Aber eben nicht umsonst! Nichts wird umsonst sein! Und wir werden selbst dann noch vorankommen und Fortschritte machen, wenn wir schlafen und ruhen. Denn Gott selbst wird uns zwischen seinen Schultern tragen.