Ruf mich an!

Quelle:  pixabay
Quelle: pixabay

Unter der Überschrift "Kühler Kopf auf dümpelnder Eisscholle" berichteten die Zeitungen vor ein paar Jahren den folgenden Vorfall:

 

Einen kühlen Kopf bewahrte ein norwegischer Angler, dessen Angelplatz, eine Eisscholle, sich gelöst hatte und vom Festland weg auf das offene Meer hinaus trieb. Der beherzte 55-jährige griff daraufhin flugs zum Mobiltelefon und informierte die nächstgelegene Feuerwache in der südnorwegischen Stadt Frederiksstad. Die Feuerwehr verständigte die Polizei, die wiederum die Luftwaffe alarmierte. Nach einer halben Stunde knatterte ein Hubschrauber über dem Kopf des Anglers und befreite ihn aus seiner misslichen Lage.

Der Mann hat wirklich einen kühlen Kopf bewahrt. Und er ist mit seinem Verhalten auch ein gutes Bild für wirksames Gebet: Das, was der Mann auf seiner Eisscholle machte, lässt sich nämlich sehr genau auf die Anrufung Gottes, also das Gebet, übertragen. Punkt für Punkt. Vier Punkte sind es im Ganzen!

Erstens: Er kannte den Helfer.

Eines ist klar, und ich weiß nicht, ob Sie daran gedacht haben: Der Mann hatte zwar ein Handy dabei, aber er hatte nicht viel Zeit. Schließlich trieb er aufs offene Meer hinaus. Dort gibt es kein Mobilfunk-Netz mehr. Dort würde ihm sein Handy nichts mehr nützen. Aber: Dieser Mann wusste die rettende Nummer. Er wusste, wo die Hilfe zu bekommen war.

Es gibt Menschen heute, und das sind gar nicht wenige, die  ohne persönliche Beziehung zu Gott leben. Sie haben ihm ihr Leben niemals ganz anvertraut. Sie haben vielleicht die ganze Palette kirchlicher Versorgung durchlaufen (von Kindertaufe über Konfirmation und Trauung in Weiß) Aber ihr Alltag läuft praktisch ohne Gott ab. Sie kennen ihn nicht.

Und dann kommt irgendeine Not: Eine Krankheit vielleicht, eine Depression, eine Arbeitslosigkeit. Und vielleicht schicken sie sogar ein Stoßgebet zum Himmel. Aber sie sind unsicher, ob sie überhaupt jemand hört. Sie kennen Gott nicht und wissen nicht, wer er wirklich ist. Und viele geben bald auf.

Wir müssen Gott kennen, sonst  werden wir ihn nicht anrufen, wenn plötzlich Not da ist. Und Gott kennen, das heißt: Ihm ganz gehören zu wollen. Verbindlich zu werden mit ihm. Und dann …

Zweitens:  Er rief an in der Not.

Der Angler auf der Eisscholle wusste eines ganz genau: Meine Verbindung zum Festland (Mobiltelefon) bringt die Rettung. Ich muss nur anrufen, dann kommt die Hilfe. Und er schritt zur Tat. Er rief an! Er jammerte nicht. Er klagte nicht. Er lamentierte nicht. Er schüttelte nicht drohend die Faust. Er rief an. Mit der Gewissheit: Die Hilfe wird kommen: Denn der am anderen Ende ist verlässlich.

Es gibt Menschen, die rufen Gott nicht an, wenn die Not kommt. Sie tun etwas anderes: Sie klagen ihn an. Sie beschweren sich, dass überhaupt eine Not da ist. Sie sagen: >Ach, Gott meint es böse mit mir. Oder ich bin ihm gleichgültig. Und überhaupt: Er kann sicher auch nicht helfen!< Und so bleiben sie sitzen und trauern, dass sie in so eine Not gekommen sind. Und sie setzen Gott auf die Anklagebank. Oder sie beneiden andere, denen es scheinbar immer gut geht. Und wenn sie beten, tun sie´s einmal, höchstens zweimal und geben dann auf.

Wie schade! Denn wirkliches Gebet bleibt dran an Gott. Wirkliches Gebet breitet die Not vor Gott aus und spricht mit ihm darüber. Wirkliches Gebet ist hartnäckig und bittet immer wieder um Gottes Eingreifen. Wirkliches Gebet geht gemeinsam mit Gott durch die Not hindurch. Bis er die Not beendet. Auf seine Weise. Wirkliches Gebet bleibt immer dran an Gott, und lässt ihn niemals los. Und damit sind wir schon beim nächsten wichtigen Punkt:

Drittens: Er wartete auf Hilfe.

Immerhin: Eine halbe Stunde musste der Mann auf der Eisscholle ausharren. Auf einer kleinen, zerbrechlichen Eisscholle mitten auf dem offenen Meer kann eine halbe Stunde eine ganz schön lange Zeit sein. Aber: Er hat diese Wartezeit tapfer durchgestanden. Er wusste: Ich habe angerufen. Die Hilfe ist unterwegs. Ich muss nur noch warten, bis sie kommt. Und bitte: Die Hilfe war wirklich unterwegs! Seit dem Anruf des Anglers bei der Feuerwahrwache von Frederiksstad lief die Hilfsaktion an. Nur sah der Mann nichts davon: Die Feuerwehr telefonierte mit der Polizei. Die Polizei mit der Armee. Die Armee mit dem Flugplatz usw. Es geschah alles Mögliche. Aber davon merkte der Mann auf der Eisscholle nichts. Er sah nur Wind und Wellen und Gefahr. Aber die Hilfe war schon im Kommen. Er sah sie nur noch nicht. Er musste darauf warten.

Bei Gott ist es ganz genauso: Wenn wir ihn anrufen, dann setzt er die Hilfe in Bewegung. Er reagiert sofort und pünktlich und ergreift alle erforderlichen Maßnahmen, um uns die nötige Hilfe in unserer Not zu geben. Aber: Nicht immer sehen wir gleich, wo und wie und wie stark Gott am Werke ist. Oft haben wir den Eindruck: Es geschieht gar nichts. Wir sehen nur Wind und Wellen und Gefahr. Und meinen, Gott täte nichts.

Und das stimmt nicht! Gott handelt immer, wenn wir ihn rufen. Aber wir müssen warten können, bis seine Hilfe bei uns eintrifft. Oft sind Gottes Vorbereitungsmaßnahmen etwas umfangreicher und brauchen etwas Zeit. Und darum ist es wichtig, dass wir das Warten lernen und Gott weiter vertrauen. Nur wer warten kann, und das Vertrauen nicht wegwirft, bekommt am Ende auch die Hilfe des Allmächtigen. Und damit kommt der letzte Punkt in den Blick …

Viertens: Er erlebte die Hilfe.

Unser Angler auf der Scholle wurde mittels einer Seilwinde (so stelle ich mir das jedenfalls vor) einfach von seiner zerbrechlichen Scholle weggeholt. Gerade noch rechtzeitig kam die Hilfe von oben. Vielleicht wäre wenig später die Scholle schon zerbrochen. Wer hätte ihn dann noch gefunden im weiten Meer? Der Mann  hatte wirklich Glück.

Wer Gott kennt, hat mehr als Glück. Denn Gottes Hilfe kommt immer rechtzeitig! Sie sieht möglicherweise etwas anders aus, als man es erwartet hätte. Aber sie kommt immer rechtzeitig! Gott macht keine Fehler!

Und darum: Rufen Sie Ihn an, wenn Sie in Not kommen! Aber tun sie es richtig! Denken Sie immer an den Angler auf seiner Scholle: Er kannte den Helfer. Er rief an in der Not. Er wartete geduldig auf Hilfe. Und er erlebte die Rettung.

Und noch etwas: Bei Gott brauchen Sie kein Mobiltelefon: Er hört Sie an jedem Punkt der Erde. Er hört Sie am Tag und in der Nacht. Und er ist immer für Sie zu sprechen. Also: Rufen Sie an! Nicht nur, wenn Sie in Not sind. Auch so. Er wird Sie hören!

In der Bibel gibt es ein Versprechen Gottes. Das lautet (Psalm 50, 15): "Rufe mich an in der Not. So will ich dich retten, und du sollst mir voller Freude danken."  Ich möchte Sie ermutigen, dieses Versprechen Gottes in Anspruch zu nehmen: Heute und morgen und immer wieder. Sie werden nicht enttäuscht werden!