Es geschah an einem herrlichen, klaren Morgen. Eine große Menschenmenge hat sich an den Niagarafällen in den USA versammelt, um einen berühmten Trapezkünstler zu bewundern, der sein Seil über die herabstürzenden Wasserwogen der Niagarafälle gespannt hat. Alles hält den Atem an, als er mit unwahrscheinlicher Geschicklichkeit die verwegensten Kunststücke ausführt. Nur ein unvorsichtiger Tritt, und der grausige Schlund würde ihn verschlingen. Er steigt von dem Seil herunter, und großer Beifall belohnt ihn.
Der Trapezkünstler nimmt hierauf eine Schubkarre und balanciert damit über das Seil. Daraufhin belädt er die Schubkarre mit Steinen und führt sie über das Seil. Als er im Rausch der Begeisterung vom Seil steigt, fragt er einen jungen Mann: „Glauben Sie, dass ich mit der Schubkarre voll Steinen über die Wasserfälle fahren kann?“ – „Aber natürlich!“ – „Wenn Sie das wirklich glauben, dann werden Sie auch wissen, warum.“ – „Weil ich es gesehen habe, dass Sie die Schubkarre hinübergefahren haben.“ – „Nun, das Gewicht jener Steine ist bedeutend größer als Ihr Gewicht. Setzen Sie sich in die Karre. Ich fahre Sie hinüber.“ Das Gesicht des jungen Mannes wird aschfahl als er murmelt: „Ohne mich!“
Wie hätten Sie entschieden, wenn Sie an Stelle jenes jungen Mannes gewesen wären? Auf Nummer sicher gegangen und abgelehnt? Oder sich den überragenden Fähigkeiten des Trapezkünstlers anvertraut und „Ja“ gesagt? Wie hätten Sie entschieden?
Nun, ich weiß das nicht, und ich muss das natürlich auch nicht wissen! Eines aber ist klar: Was in dieser Begebenheit an den Niagarafällen beschrieben wird, das ist ganz genau das, was die Bibel unter „Glauben“ versteht. Also: Mal angenommen, der junge Mann hätte sich in die Schubkarre des Trapezkünstlers gesetzt und hätte sich über das Seil auf die andere Seite fahren lassen, dann hätte er sich mit seinem ganzen Leben dem Seiltänzer anvertraut. Und genau das versteht die Bibel unter "Glauben": Dass ich mich mit meinem ganzen Leben Gott anvertraue! Nochmal? Wenn die Bibel vom "Glauben" spricht, dann meint sie damit, dass ich mich mit meinem ganzen Leben Gott anvertraue!“
An einer Stelle in der Bibel kommt das kurz und knackig zum Ausdruck. Im Hebräerbrief 11, 1 heißt es: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht, auf das, was man hofft und eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.“ Also, Glaube im Sinne der Bibel bedeutet: Ich setze meine ganze Zuversicht auf Gott und hoffe auf sein Handeln. Und ich bin überzeugt, dass Gott sich um mich kümmern wird, auch wenn ich ihn nicht sehe! Das ist Glaube im Sinne der Bibel.
So, und nun möchte ich diesen Glauben ein bisschen näher anschauen. Ich möchte mit Ihnen herausfinden, wie Glaube (im Sinne der Bibel) entsteht, wie er wächst und wie er sich dann im Leben eines Menschen auswirkt.
Und ich möchte das auf eine ganz bestimmte Art und Weise tun. Ich möchte Ihnen einen Mann vorstellen, der überhaupt nicht an Gott glaubte. Der dann in eine ziemlich schwierige Lage geriet und schlussendlich zum Glauben an Gott fand. Wie das zuging bei ihm, das möchte ich mit Ihnen herausfinden. Also, begeben wir uns in Gedanken ins Jahr 1942, mitten in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Begeben wir uns in Gedanken in das Cockpit eines Flugzeugs, das über dem Südpazifik unterwegs ist.
James gehört zur Besatzung dieses Flugzeugs, einer Boeing B-17 der US-Luftwaffe. Der Flugkapitän heißt Rick. Insgesamt befinden sich acht Männer an Bord. Es ist der 20. Oktober 1942, als das Flugzeug von Hawaii abhebt, um etwa 1700 Meilen südwestlich wieder zu landen. Doch zu dieser planmäßigen Landung kommt es leider nie, denn bereits kurz nach dem Start der Maschine, gibt es ein technisches Problem. Das hat zur Folge, dass ein Navigationsgerät ausfällt und sich die Crew verfliegt. Blöderweise geht ihnen dann der Treibstoff aus und sie müssen irgendwo auf dem Südpazifik notlanden.
Das gelingt ihnen irgendwie, doch sie sind außerhalb jeglichen Funkbereichs und können keine Hilfe anfordern. Die Männer retten sich in drei kleine Schlauboote und binden diese aneinander, um sich nicht zu verlieren. Und so schwimmen sie mitten auf dem Südpazifik herum, zwischen meterhohen Wellen inmitten von Haien. Ihr Essensvorrat beinhaltet vier Orangen, nicht gerade viel für acht Männer. Trinkwasser gibt es nur in Form von Regenwasser, wenn es denn mal regnet. Salzwasser aus dem Meer ist bekanntlich eher ungesund. Am Tag brennt ihnen die Sonne auf den Pelz, nachts aber ist es eisig kalt. Die Männer fangen mal eine Seeschwalbe, dann wieder einige Fische. Die Tiere werden geteilt und roh gegessen.
Einer der Männer, er heißt Johnny, liest in der Bibel, die er irgendwie noch retten konnte. Erst liest er nur für sich allein. Aber nach einigen Tagen liest er laut vor allen anderen vor und sie beten auch gemeinsam. James nimmt zwar daran teil (wo soll er auch hin?), aber an Gott glauben tut er nicht.
Die Männer erleben immer wieder Wunder. Einmal beten sie ganz konkret um etwas zu Essen und - schwupps - springen zwei Fische aus dem Meer direkt in eines der Boote. Ein anderes Mal wird ihre Bitte um Wasser erhört, und es fängt prompt an zu regnen. Da kommt James doch tatsächlich ins Zweifeln, ob es nicht doch einen Gott geben könnte.
So, und jetzt überlegen wir mal: Wie kam es bei James dazu, dass er sich fragte, ob es Gott nicht doch geben könnte? Antwort: Er hörte Worte aus der Bibel und er erlebte mit, dass Gebete Wirkung hatten.
Und so ist es oft: Es gibt Menschen, die glauben wirklich nicht an Gott. Aber eines Tages kommen sie irgendwie mit Worten aus der Bibel in Kontakt. Und sie erleben auf irgendeine Weise mit, dass Gott auf Gebet antwortet. Und das ist dann der Punkt, wo sie anfangen zu fragen: Gibt es Gott vielleicht wirklich??
Aber schauen wir, wie es mit den acht Männern in ihrem Schlauchbooten weitergeht.
Nach einigen Tagen sind alle stark geschwächt und am Verdursten. Sie leiden unter Salzwassergeschwüren. Am dreizehnten Tag stirbt einer von ihnen. Die anderen haben immer wieder Wahnvorstellungen und werden zunehmend hoffnungsloser. James, der erst mit Gott und Beten so gar nichts anfangen konnte, fängt plötzlich an, seine Kraft aus Gebeten zu ziehen. Er und Rick glauben an das Unmögliche: an ihre Rettung!
Als die Lage ganz hoffnungslos wird, passiert etwas Erstaunliches: James fängt an und betet konkret für ihre Rettung. Er hat Hoffnung, dass Gott sie retten wird. Und das ist ganz typisch: Wo ein Mensch angefangen hat zu glauben, und sei es auch nur ein kleines bisschen, da fängt er an, mit Gott zu reden und ihn zu bitten. Er bekommt Hoffnung, dass Gott eingreifen wird. Während vielleicht alle anderen um ihn herum längst alle Hoffnung verloren haben, hat er lebendige Hoffnung und erwartet Hilfe von Gott.
Wie ging es bei den Männern in den Schlauchbooten weiter?
Am achtzehnten Tag sehen die Männer plötzlich ein Flugzeug am Himmel, doch es gelingt ihnen nicht auf sich aufmerksam zu machen. Von da an tauchen regelmäßig Flugzeuge auf, woraus die Männer schließen, dass es sich um Patrouillenflüge handeln muss. Sie beschließen ihre Boote zu trennen und in verschiedene Richtungen zu rudern, um die Chance zu erhöhen, entdeckt zu werden.
Am einundzwanzigsten Tag dann erspäht ein Mann, der sich bei James im Boot befindet, am Horizont eine Insel. James beginnt wie wild zu rudern. Mit letzter Kraft und voller Angst schreit und fleht er Gott um Hilfe an und er spürt, wie ihm übermenschliche Kräfte zuwachsen. Wie durch ein Wunder erreicht das Boot die Insel und die drei Männer werden von Eingeborenen gerettet. Zwischenzeitlich werden die anderen von einem Flugzeug entdeckt und aufgenommen, woraufhin Suchflugzeuge gestartet werden, um alle Männer zu bergen. Nach drei Wochen auf dem Ozean kommen die sieben Überlebenden physisch und psychisch völlig erschöpft, aber lebend in Sicherheit.
James und die anderen Männer in den drei Schlauchbooten erlebten eine gewaltige Gebetserhörung. Sie erlebten, dass Gott, den sie nicht sehen konnten, dennoch handelte und ihnen zur rechten Zeit die rettenden Flugzeuge schickte bzw. sie eine Insel finden ließ. Die Zuversicht von James, dass Gott eingreifen und sie irgendwie retten würde, bewahrheitete sich also.
Und so ist es beim Glauben immer: Er fängt immer damit an, dass Menschen irgendwie mit der Bibel in Kontakt kommen. Sie hören oder lesen die Worte der Bibel und werden auf diese Weise ermutigt, sich selbst ganz persönlich an Gott zu wenden. Sie fangen an, mit Gott zu reden, also zu beten. Sie bitten Gott um sein Eingreifen. Und sie erleben Gottes Eingreifen. Sie machen eine handfeste Erfahrung mit Gott.
Und darum möchte ich Sie ermutigen: Lassen Sie doch die Worte der
Bibel auf sich einwirken! Lesen Sie die Bibel oder gehen Sie dorthin, wo die Bibel sorgfältig und liebevoll erklärt wird. Lassen Sie sich durch die Bibel ermutigen und fangen Sie an ganz
persönlich mit Gott zu sprechen. Bitten Sie ihn um seine Hilfe und erleben Sie sein Eingreifen. Machen Sie handfeste Erfahrungen mit Gott. Lassen es zu, dass Gott selbst Ihnen Glauben schenkt und
diesen Glauben in Ihnen wachsen und reifen lässt. Sie werden es nicht bereuen! Denn der Glaube erschließt Ihnen den persönlichen Zugang zu dem Herzen
Gottes. Und dieser Zugang zu dem Herzen Gottes ist mehr wert als alle Reichtümer der Welt.