Gelegenheit macht Diebe

Quelle:  pixabay
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In der Kantine des sächsischen Landtags – so schrieben die Zeitungen vor ein paar Jahren – droht der Löffel-Notstand. Geschirr und Besteck verschwanden in großem Stil. In wenigen Monaten waren rund 200 Löffel, 60 Messer, 50 Kaffeetöpfe und mehrere Tabletts verschwunden. Die Mahnung der Kantinenleitung, doch bitte verschwundene Bestecke und Geschirr wieder zurückzubringen, verhallte ungehört. Im Gegenteil: Der Geschirr und Bestecke-Klau ging munter weiter.

 

„Gelegenheit macht Diebe!“ Dies Sprichwort stammt ganz eigentlich von einem englischen Philosophen. Der prägte schon um 1600 den oft zitierten Satz: „Die Gelegenheit macht den Dieb!“ „Die Gelegenheit macht den Dieb!“

 

Dieser Satz beschreibt die Lage im sächsischen Landtag ziemlich treffend. Nur: Warum ist das eigentlich so, dass „Gelegenheit Diebe macht“? Was steckt dahinter? Und was fangen wir damit an? Das wollen wir herausfinden.

 

Ein bekannter Privat-Fernsehsender wollte es genau wissen! Er wollte testen, ob und wie schnell die Deutschen ihr Gewissen beiseiteschieben können und ließ einen mit Elektrogeräten beladenen LKW abends auf einem Parkplatz offen stehen. Es dauerte nicht lange, da interessierten sich die ersten Autofahrer für die verführerische Ladung. Schnell zeigte sich hier: Es muss kein Notstand ausbrechen. Die Plünderer leben mitten unter uns.

 

Von dem Ergebnis des Tests ist ein erfahrener Polizeipsychologe wenig überrascht. "Wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass man erwischt wird", sagt er, sinke bei den Menschen die Hemmschwelle sich zu bedienen. Besonders junge Männer seien anfällig. "Sie sind häufig sehr spontan und kalkulieren die Folgen nicht."

 

Auch bei einem zweiten Test mit einem kleineren Transporter bestätigte sich die Erkenntnis. Hier fuhren die Plünderer gleich mit einem PKW vor, um die Beute umzuladen. Andere folgten zu Fuß und trugen die Kartons schnellen Schrittes davon.

 

Je mehr Menschen sich an einer solchen Aktion beteiligten, desto "einfacher wird es für die anderen auch zuzugreifen", sagt der Polizei-Psychologe. Plündern - ein Phänomen mit Eigendynamik. Gelegenheit macht Diebe!

 

Das gilt übrigens auch für Ladendiebstähle: Zwischen 500 und 800 Millionen Euro, so hoch sind die Schäden, die dem Einzelhandel in Deutschland durch so genannte „Inventurdifferenzen“ (gemeint sind schlicht Ladendiebstähle) pro Jahr entstehen. Dabei geht man davon aus, dass 90% aller Ladendiebe "Amateure" sind, also stehlende Normalkunden. Aber auch Mitarbeiter in den Läden und Lieferanten machen beim Wegfinden mit. Auch hier gilt: Gelegenheit macht Diebe!

 

Was folgt daraus? Es folgt daraus, dass jeder Mensch die Grenze zum Unrecht leicht überschreitet, wenn wenigstens eine von zwei Bedingungen gegeben ist: 1. Die Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden ist gering. Und 2. Es machen viele andere mit. Sind diese zwei Gegebenheiten sogar gleichzeitig vorhanden, streben Unrechtsbewusstsein und moralische Bedenken sehr schnell gegen Null.

 

Ganz am Anfang der Bibel findet sich ein Satz, der die Erklärung für diese auffällige Tatsache liefert: Sie lautet (1. Buch Mose 8, 21): Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Sowas hört natürlich keiner gern, insbesondere sogenannte „unbescholtene Bürger“ nicht. Die regen sich gern über prominente Steuerhinterzieher auf, scheuen sich aber gleichzeitig nicht, in aller Ruhe ein bisschen zu plündern, wenn sich ihnen nur Gelegenheit bietet, das ungestraft tun zu können.

 

Das heißt: Diejenigen, die sich eben noch über das üble Verhalten prominenter Zeitgenossen empört haben, tun selbst Unrecht. Eine Gelegenheit, die sich unerwartet bietet, offenbart das Böse auch in ihren Herzen. Das war zwar schon immer da gewesen. Nur vielleicht nicht bewusst. Aber in dem Augenblick, wo die Gelegenheit sich bietet, kommt es hervor. Daraus folgt: Im Herzen sind alle Menschen gleich. Es besteht, so hat es einmal jemand formuliert, die „Solidarität des Bösen“.

 

Viele fordern nun mehr Kaufhausdetektive und mehr Überwachungskameras und mehr Polizei auf Streife und härtere Strafen. Aber: Überwachungstechnik und Polizei und härtere Strafen allein werden es nicht richten. Es muss etwas am Herzen von uns Menschen passieren! Unser Herz muss in die Hände Gottes kommen. Nur dann kann es wirklich verändert und neu gemacht werden. Unser Herz muss in die Hände Gottes kommen. Sonst bleibt alles beim Alten. Unser Herz muss in die Hände Gottes kommen.

 

Genau das bringt der Vers aus dem Buch der Sprüche (Spr 23, 26) auf den Punkt: „Gib mir dein Herz, mein Sohn, und lass dir meine Wege gefallen.“ Das sagt Gott. Zu jedem einzelnen Menschen sagt er das. Und er sagt es voller Ernst und voller Liebe: „Gib mir dein Herz, mein Sohn (meine Tochter), und lass dir meine Wege gefallen.“ Haben Sie es gemerkt: Hier spricht der heilige, ewige Gott eine Bitte aus: Eine Bitte an uns Menschen. Er bittet darum, dass wir unser Herz – also das Zentrum unserer Person – nicht festhalten und zuschließen, sondern es ihm geben, damit er es erneuern und verändern kann.

 

Gott zwingt niemanden. Er bittet uns in Demut. Er reißt nicht unser Herz gewaltsam an sich. Er bittet darum. Und er wartet, dass wir von uns aus zu ihm kommen und ihm unser Herz und unser Leben anvertrauen zur Rettung und zur Heilung. Und bitte: Gott ist ein großer Herzspezialist: Er schafft, was Lehrer und Erzieher, Pastoren und Psychotherapeuten (bei allem Respekt) niemals schaffen: Er nimmt unser altes, böses Herz und wandelt es um.

 

Ja, wie denn? Zuerst so, dass er ihm das Geschenk der Schulderkenntnis macht: Dass wir alte,verdrängte Schuld erkennen und uns schämen und tief erschrecken. Das ist ein Geschenk!

 

Danach geht er weiter und macht uns das Geschenk der Vergebung: Er nimmt alle alte Schuld weg um Jesu willen und macht uns ganz frei davon. Was für eine Befreiung!

 

Und dann? Dann gibt er etwas Funkelnagel-Neues in unser Herz hinein. Etwas, das vorher gar nicht da war: Die Sehnsucht, ihn (Gott) zu lieben. Die Sehnsucht, seinen Willen zu tun.  So macht Gott unser Herz neu. Stück für Stück. Immer weiter, immer tiefer, immer völliger. Es ist ein Wachstumsprozess, der ein ganzes Menschenleben lang nicht aufhört, sondern immer weitergeht ohne Ende.

 

Und ich frage Sie: Ist das nicht großartig, ist das nicht sagenhaft und herrlich, dass Gott so tief rangeht? Er verpasst uns nicht ein bisschen moralische Tünche, die sowieso über kurz oder lang wieder abblättert. Oh nein, er geht ganz tief ran und erneuert uns von innen, vom Zentrum unserer Person her!

 

Wenn ein Menschenherz in die Hände Gottes kommt, dann fängt es irgendwann an und lässt sich die Wege Gottes gefallen und nicht mehr die Wegen des Bösen. Ein Herz, das in die Hände Gottes gekommen ist, das fängt an, das Böse zu verabscheuen und die Wahrheit zu lieben. Ganz innen fängt diese Erneuerung an, aber sie bleibt nicht innen. Sie dringt nach draußen vor. Wo Gott das Herz eines Menschen verändert, da verändern sich zum Beispiel auch die Augen. Die verändern sich mit. Die sehen dann in einem offen herumstehenden LKW mit wertvollen Elektrogeräten nicht mehr die Gelegenheit zu schnellem, ungestraftem Plündern, sondern einfach das, was es in Wahrheit ist: Eine Versuchung zu üblem, ungeschminkten Unrecht.

 

Dreierlei liefert uns die Bibel also, wenn es um unser Herz geht: Als erstes die Diagnose: Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Dann weist sie uns (zweitens) auf den Arzt hin, Gott in Person. Und drittens verrät sie uns auch die Therapie. Sie sagt: Gib ihm einfach Dein Herz. Er bringt alles in Ordnung.