Durst!

 Am 20. November 1820 wird das unter amerikanischer Flagge fahrende Walfang-Schiff „Essex“ von einem Pottwal angegriffen und zerstört. Die Besatzung verlässt mit ihrem Kapitän das Wrack ihres Schiffes in drei kleinen Fangbooten. Sie setzen Behelfssegel und versuchen, die 3000 Kilometer entfernten polynesischen Inseln zu erreichen. Gerade einmal sechs Tage sind sie auf See, da wird eines ihrer Boote von einem Orca angegriffen, einem Killer-Wal. Überschlagendes Meerwasser verdirbt daraufhin einen großen Teil des Schiffszwiebacks. Jeder Bissen wird salzig und verschlimmert nur noch den quälenden Durst. In der dritten Woche geht die Verpflegung zur Neige. Sengende Sonne dörrt die Männer aus. Nach einem Monat qualvoller Fahrt, sind nur noch ein paar Krümel Schiffszwieback übrig. Aber endlich ist Land in Sicht: Henderson-Island, ein winziges Korallen-Atoll: 50 Quadratkilometer Sand- und Buschland. Sie fangen Seevögel, sammeln Krabben und Muscheln und glauben sich im Schlaraffenland. Aber die Glückseligkeit scheint nur vorgegaukelt. Wenn sie nicht schnell Wasser finden, ist ihr Schicksal besiegelt. Aber: Selbst nach gründlichster Suche kann kein Wasser gefunden werden. Niedergeschlagen kehren die Männer zum Lager zurück und verbringen voller Angst die Nacht. Am nächsten Morgen – endlich – machen sie eine wunderbare Entdeckung: Einer halbe Stunde gibt die Flut jeden Tag eine Süßwasser-Quelle frei. Was mag das für ein Gefühl gewesen sein, als die verdurstende Mannschaft der Essex endlich ihren Durst  stillen konnte. Der erste Offizier gibt uns einen Eindruck. Er schreibt in sein Tagebuch: „In diesem Augenblick hatte ich das Gefühl, niedersinken und Gott für diese wundersame Rettung danken zu müssen.“

Um Durst geht´s jetzt auch hier: Um Durst, der uns Menschen Beine macht. Um Durst, der uns zu Suchenden macht. Der Durst nach Leben steckt in jedem von uns. Und er macht uns Beine. Er setzt uns in Bewegung. Jeder von uns ist beständig auf der Suche nach irgendwelchen Dingen, die den Durst nach Leben stillen könnten.

Und – das ist meine Behauptung - wir machen alle immer wieder denselben Fehler dabei: Wir suchen regelmäßig an der falschen Stelle! Checken wir mal durch: Wie und auf welche Weise versuchen denn wir, unsern Durst nach Leben in den Griff zu bekommen? Was unternehmen wir, um diesen Durst in uns zu stillen?

Manche versuchen es mit Elektronik: Den neuesten PC, den edelsten I-Pod, das aufwendigste I-Pad, den elegantesten Laptop, die neuesten DVD´s, die teuerste Digital-Kamera, das komfortabelste Smartphone usw. Sie meinen, wenn sie all diese Dinge besäßen, würde der Durst nach Leben sich schon legen. Aber das tut er nicht, oder doch höchstens nur kurzfristig.

Andere  setzen auf Beziehungen: Sie warten auf den Traumprinzen oder die Traumprinzessin. Manchmal denken Sie: Jetzt habe ich sie! Jetzt habe ich ihn! Aber dann, spätestens nach ein paar Wochen, entpuppen sich Traumprinz und Traumprinzessin als sehr normale Leute mit Fehlern und Macken. Und dann trennt man sich und sucht weiter. Und dann kommt der nächste Traumprinz und die nächste Traumprinzessin, aber die entpuppen sich auch wieder als höchst unvollkommen und haben auch wieder Macken. Und dann trennt man sich wieder und so weiter und so weiter. Und irgendwann mit Ende Vierzig dämmert´s auch dem Letzten, dass es den Traumprinzen und die Traumprinzessin nicht gibt. Und dann machen sich Frust und Ratlosigkeit breit. Was nun?

Wieder andere (das ist die überwiegende Mehrheit) setzen aufs Geld. Sie glauben, dass das große Geld auch den großen Durst nach Leben stillt. Das Problem ist nur: Ans große Geld kommen die wenigsten wirklich ran. Die meisten müssen mit einem im Vergleich eher mickrigen Gehalt auskommen. Der Werbeslogan: „Mein Haus, mein Auto, mein Boot!“ wird bei den meisten niemals wahr! Und die paar, die es tatsächlich schaffen zum großen Geld, die bemerken nur zu schnell und voller Schrecken: Auch das luxuriöseste Essen, die schickste Yacht, die wunderbarsten Klamotten und das der blitzendste Ferrari werden ziemlich schnell langweilig. Der Durst nach Leben meldet sich trotz all dieser Dinge mit bohrender Hartnäckigkeit zurück.

Und genauso geht´s denen, die auf Familie und Kinder gesetzt haben und Häuschen im Grünen. Die merken: Ein Zuckerschlecken ist das Leben in der Familie nicht. Und der Durst nach Leben geht davon auch nicht weg. 

Und nicht anders ist es bei denen, die auf Karriere setzen und ganz nach oben wollen.  Die stellen fest: Wer ganz nach oben will, trifft auf andere, die das auch gern wollen. Und die sind nicht zimperlich. Da geht´s mitunter zu wie im Haifischbecken. Und wenn sie schließlich ganz oben angekommen sind, treffen sie dort einen alten Bekannten, der schon auf sie gewartet hat: Den Durst nach Leben.

Ergebnis: Die Suche nach etwas, das den Durst nach Leben stillt, endet regelmäßig in Enttäuschung. Und irgendwann sind die Leute alt und grau. Und dann schlägt die Enttäuschung in Verbitterung um. Dann sagen sie: Das Leben hat mich enttäuscht. Ich bin nie auf meine Kosten gekommen. Der Durst nach Leben wühlt in mir. Er wurde nie gestillt. Aber jetzt bin ich zu alt und zu klapprig, um mich noch mal auf die Suche zu machen. Es war alles eine große Enttäuschung!

Und so sitzen sie da und fragen sich eine große Frage. Die Frage lautet:  „Warum werde ich nicht satt?

Nun sollte man denken, dass die Menschen doch eigentlich lernen müssten aus so viel schlechten Erfahrungen. Ich meine: Es läge doch eigentlich nahe, dass die Leute irgendwann drauf kommen und sagen: „Also, ich versuch´s gar nicht erst mit den alten Rezepten. Ich versuche gar nicht erst, den Durst nach Leben  mit Mikro-Elektronik, Beziehungen, Geld, Karriere und dergleichen zu stillen. Denn das hat ja schon bei 80 Millionen anderen nicht geklappt. Ich suche jetzt woanders!“

 

Das läge doch eigentlich nahe, oder? Aber es passiert im Allgemeinen nicht! Die Leute versuchen es immer wieder mit den alten Rezepten, die noch nie funktioniert haben. Sie machen alle immer wieder denselben Fehler. Sie suchen voller Hunger nach dem Leben. Aber sie suchen an Orten , wo es offensichtlich nicht zu finden ist und wo vor ihnen  schon Millionen von anderen gescheitert sind. Ist das nicht verrückt? Wir machen die Fehler der anderen immer wieder nach. Immer und immer wieder. Wie die Lemminge.

Wie schade! Denn der Durst nach Leben kann gestillt werden! Bei jedem  von uns! Und es ist auch völlig klar, wo!

Jesus hat einmal gesagt (Joh 7, 37): „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke.“ Merken Sie was? Ganz offensichtlich ist es so, dass Jesus (Gott) unseren Lebensdurst kennt. Er kennt sich aus mit dem Problem. Er weiß, wie sehr der Durst nach Leben uns antreibt. Und er sagt: Wer zu mir kommt, kann seinen Durst nach Leben stillen. Das heißt: Das große, tiefe, herrliche Leben, nach dem wir Menschen uns so sehr sehnen, ist real! Ist vorhanden! Ist zugänglich! Man kann es ergreifen! Es kann unser werden! Es kann unser Dasein sogar völlig bestimmen.

Fragt sich nur, was eigentlich genau gemeint ist, wenn Jesus vom „Leben“ spricht. Nun, man kann es ganz einfach auf den Punkt bringen: Wenn die Bibel vom Leben spricht, dann meint sie immer eine persönliche Beziehung zu dem Lebendigen Gott. Genauer: Sie meint eine persönliche Beziehung zu Jesus. Nichts sonst.

Wenn wir diese Beziehung haben (oder bekommen), dann füllt sich unser Leben mit der persönlichen Gegenwart Gottes. Und darauf sind wir Menschen angelegt. Dafür sind wir gemacht. Unser Leben soll gewissermaßen „bewohnt“ werden: Von Gott bewohnt werden. Und wenn das geschieht, wenn Gott persönlich  in unser Leben kommt, dann füllt sich unser Leben mit Leben.

Natürlich kann man Jesus ignorieren, übersehen. Man kann behaupten, dass alles, was nur entfernt mit Religion zu tun hat, unwissenschaftlich sei. Man kann seine alten Vorurteile pflegen und am Ende seines Lebens enttäuscht feststellen, dass es das Leben nicht gebracht hat. Kann man alles tun!

Man kann aber auch sagen:  Was verliere ich eigentlich, wenn ich den Worten von Jesus über den Lebensdurst mal nachgehe? Ich verliere nichts! Aber vielleicht finde ich bei Ihm tatsächlich das Leben. Dann hätte ich einen fetten Gewinn gemacht!

Ohne Gott bleiben wir immer durstig. Ohne Gott ist der Durst unser Schicksal.