Sehnsucht nach Gott

Es war eine kalte, stockfinstere Nacht, als ein Schiff mit 22, 5 Seemeilen pro Stunde durch den Atlantischen Ozean pflügte. Dann bemerkte einer im hoch oben im Krähennest etwas, das noch dunkler war als die Nacht. „Ein Eisberg, genau vor uns“, rief er. Von diesem Moment an trennten nur noch 37 Sekunden mehr als 2. 200 Menschen von der Katastrophe. Als der erste Offizier das Kommando gab: „Ruder hart backbord, Maschinen äußerste Kraft zurück!“, war es bereits zu spät. Der Rumpf des Schiffes wurde von dem Eisberg über eine Länge von 100 Metern aufgerissen. Drei Stunden später lag die stolze >Titanic< am Meeresgrund.

 

73 Jahre ruhte sie dort unentdeckt und vielleicht würde sie immer noch verborgen dort liegen. Aber da gab es einen  Menschen, den hatte eine Sehnsucht gepackt: Robert Ballard wollte die gesunkene >Titanic< und ihre Schätze unbedingt finden. 13 Jahre lang suchte er nach dem gesunkenen Luxusliner. 13 Jahre voller Arbeit und harter Bemühungen. 13 Jahre voller diplomatischer Schachzüge und technischer Perfektionierung seines Unterwasser-Equipments. 13 Jahre voller Rückschläge und Lichtblicke. Aber dann, am 1. September 1985 entdeckte Ballard in 4000 Metern Tiefe die >Titanic<. In seinem Bericht schreibt er: „Es war mein lebenslanger Traum, dieses große Schiff zu finden, und während der letzten 13 Jahre hat mich diese Sehnsucht nie losgelassen.“

 

„Die Sehnsucht stillen …“, diese Überschrift könnte man über diese Ballards Suche setzen. Es war  Sehnsucht, die ihn trieb. Es war Sehnsucht, die ihn Mühen und Rückschläge ertragen ließ. Es war Sehnsucht, die ihn den langen Weg vom Suchen zum Finden zurücklegen und nicht aufgeben ließ.

 

Die Erfahrung von Robert Ballard könnte auch ein Bild sein für die Suche eines Menschen nach Gott. Im Buch des Propheten Jeremia (29, 13 – 14) ist von dieser Suche die Rede. Dort gibt Gott folgendes Versprechen:

 

„Ihr werdet mich suchen und finden, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir verlangen werdet, und ich werde mich von euch finden lassen“, spricht der Herr.

 

Die Voraussetzung, dass ein Mensch sich auf die Suche begibt nach Gott, ist die Sehnsucht nach Gott. Wenn ihr von ganzem Herzen nach mir verlangen werdet,  dann werdet ihr mich suchen und finden.  Also: Das Verlangen nach Gott von ganzem Herzen – die Sehnsucht nach ihm – ist die Voraussetzung für jede Suche nach Ihm. Ohne Sehnsucht nach Gott keine Suche und kein Finden!

 

Wie kommt diese Sehnsucht in unser Herz? Antwort: Sie ist immer schon da. Jeder Mensch trägt sie in sich. Jeder Mensch ist mit seinem ganzen Wesen auf Gott hin angelegt. Ohne Gott sind wir nicht komplett, sind unvollständig.  Gott hat aber seinen Fingerabdruck auf unserem Herz hinterlassen. Und darum ist eine Sehnsucht nach ihm in uns allen. Das ist ganz natürlich!

 

Allerdings: Man kann diese Sehnsucht unterdrücken, zuschütten, knebeln, tabuisieren! Und viele Menschen tun das auch! Sie unterdrücken ihre Sehnsucht nach Gott mit dem Gedanken, dass Gott eine Illusion sei. Sie schütten sie zu mit Arbeit und Anschaffungen. Sie knebeln sie mit der Sucht nach Erfolg und Aufstieg und Karriere. Und sie tabuisieren sie mit der Behauptung, dass man Gott – wenn es ihn denn gäbe – sowieso nicht finden könne.

 

Trotzdem können sie die Sehnsucht nach ihrem Schöpfer nie ganz wegbekommen. Sie meldet sich immer wieder einmal und macht sie unruhig: In einer schlaflosen Nacht, im Moment großen Glücks oder am offenen Grab eines Angehörigen. Dann haben sie zu kämpfen, um die aufkommende Sehnsucht wieder zu bändigen. Und oft gelingt das. Und so begeben sie sich nie auf die Suche nach Gott und finden ihn natürlich auch nie.

 

Dann gibt es die, die die Sehnsucht nach Gott durchaus – wenigstens zeitweise - in sich zulassen. Aber sie sind zu träge, zu bequem, um sich auf die Suche zu machen. Sie wollen die Mühen der Suche – die Gott uns in der Tat zumutet – nicht auf sich nehmen. Sie wollen Gott frei Haus geliefert bekommen und sich keinen Zentimeter bewegen. Sie ahnen dabei, dass sie sich falsch entscheiden. Sie ahnen, dass sie die Zeit ihres Lebens in fahrlässiger Weise verplempern. Aber die Trägheit siegt. Und so kommt es auch bei ihnen nie zum Finden.

 

Und dann gibt es die, die sie verzehrende Sehnsucht nach Gott in sich spüren und losgehen und aufbrechen und sagen: „Es ist mir egal, wie lange es dauert. Es ist mir gleich, wie viel Mühen es mich kosten wird. Ich muss Gott suchen und finden! Ich muss! Denn dies ist die wichtigste Aufgabe meines Lebens. Und solange die nicht gelöst ist, ist alles andere sinnlos!“ So sagen sie und gehen los. Ihre Sehnsucht macht ihnen Beine!

 

Wie sieht diese Suche nach Gott aus?

 

Am Anfang steht für die allermeisten das Gebet, also das Reden mit Gott. Vielleicht haben sie nie gebetet in ihrem bisherigen Leben. Vielleicht drücken sie sich holprig und ungeschickt dabei aus. Vielleicht versuchen sie es zunächst mit einem lange vergessenen Kindergebet oder einem Vaterunser. Aber bald werden sie kühner. Sie wagen es, die innersten Gedanken ihres Herzens direkt vor Gott auszusprechen. Sie sagen: „Herr, wenn es dich gibt da draußen, dann möchte ich dir sagen, dass ich mich nach dir sehne!“ Oder: „Jesus, wenn du wirklich da bist: Mein Leben ist so leer ohne dich!“ Oder: „Vater, wenn du mich jetzt hörst, ich möchte dich so gerne kennen lernen. Aber ich weiß beim besten Willen nicht, wie. Du scheinst so fern!“

 

Erste tastende Gebete sind das. Und sie werden sehr wohl von Gott gehört. Auch wenn er vielleicht nicht gleich antwortet, sondern erst der Sehnsucht die Chance gibt, noch stärker zu werden.

 

Dann wird die Suche stärker, zielgerichteter: Der Suchende beginnt, sich zu bewegen. Er besucht Gottesdienste. Und er hört dort sehr genau hin, ob er mit seiner Suche womöglich hier weiterkommt. Er sucht Menschen, die seine Suche ernst nehmen und ihn darin unterstützen. Er sucht Menschen, die womöglich schon vom Suchen zum Finden gekommen sind, und er fragt sie aus, wie sie das gemacht haben? Vielleicht bittet er sie, mit ihm zu beten und ihn so auf seiner Suche zu unterstützen. Er spürt, dass es ein Finden geben muss. Und seine Sehnsucht nimmt weiter zu.

 

Sein Leben ändert sich: Die Suche nach Gott füllt sein Leben mehr und mehr aus. Er gibt liebgewordene Dinge und Aktivitäten auf, um mehr Zeit für seine Suche zu haben. Sein Reden mit Gott wird drängender, wuchtiger, sicherer und sehr ehrlich. Manchmal fragt er Gott unter Tränen, warum er sich nicht endlich finden lässt.  Aber noch ist die Zeit nicht da.

 

Irgendwann beginnt er die Bibel zu lesen. Er will mehr wissen über den Gott, den er sucht. Das treibt ihn an! Vieles ist ihm fremd an diesem Buch, unverständlich oder schlicht langweilig. Anderes aber, das er liest, berührt ihn wie Feuer! Er spürt hinter den Worten der Bibel die Wirklichkeit Gottes.

 

Dann geschieht etwas Neues: Er beginnt und schämt sich für sein Leben. Er schämt sich, dass er so viele Jahre seines Lebens Gott mit äußerster Kaltschnäuzigkeit behandelt hat, so als wäre der Luft. Immer öfter gibt es dunkle Dinge aus der Vergangenheit, die ihm bewusst werden und die er voller Scham vor Gott bekennt. Dinge, für die er verantwortlich ist.

 

Und dann – eines Tages – dreht sich etwas in ihm: Er erkennt, dass nicht er selbst der Mittelpunkt seines Lebens sein kann. Er erkennt, dass das ein gänzlich unnatürlicher, unhaltbarer  Zustand ist. Er begreift, dass Gott selbst der Mittelpunkt seines Lebens sein muss. Er begreift, dass Gott Gott ist, und dass ihm allein der Platz im Mittelpunkt zusteht.

 

Er beginnt zu verstehen, dass er sich auf seiner Suche nach Gott selbst im Wege gestanden hat: Dass nicht Gott verborgen und fern war, sondern sein Herz von Ichhaftigkeit beherrscht. Er beginnt darüber zu staunen, dass Gott das so lange ausgehalten hat und ihm dennoch immer noch mit Liebe begegnet. Zum ersten Mal füllt das Staunen über die unfassliche Geduld und Güte Gottes sein Herz. Und zum ersten Mal spürt er, dass er jetzt vom Suchen zum Finden kommt.

 

Und dann, wenn er vielleicht am allerwenigsten damit rechnet, lässt Jesus ihn vom Suchen zum Finden kommen. Der norwegische Theologe Ole Hallesby beschreibt dieses Ereignis so:

 

"Eines Tages, unerwartet und plötzlich, geschieht das Wunder an dir wie an Millionen vor dir. Meistens ist es ein kleines Wort der Bibel, das der Seele plötzlich >lebendig< wird. Wie durch ein kleines Fenster siehst du durch dieses Wort hinein in die unsichtbare Welt, und alles liegt klar vor deinem inneren Auge: Den Erlöser, das Kreuz, Gottes ewige Liebe siehst du nun in ganz neuem Licht. Alle deine Zweifel und Schwierigkeiten sind wie weggefegt. Du erkennst nun, was du in deinem Erlöser besitzt. Alle deine Sünden und dein böses Herz verschwinden im endlosen Meer der Gnade. Sie bedeuten nicht mehr als ein Funke, der in den Ozean fällt. Nun bist du überzeugt, dass deine Sünden vergeben sind, dass du von Gott geliebt wirst und sein Kind bist. - Das Ganze ist nun sonnenklar für dich. Du begreifst nicht, wie du die ganze lange Zeit hindurch nicht fassen konntest, was so einfach ist, dass Christus an deiner Stelle hingegangen ist und für alle deine Sünden gesühnt hast, damit du frei bist."

 

Haben Sie Gott schon gefunden? Sind Sie womöglich auf der Suche nach Ihm? Falls ja, nehmen Sie heute dieses Versprechen Gottes mit. Es wird sich an Ihnen genauso sicher und zuverlässig  erfüllen, wie an Millionen Suchenden vor Ihnen:

 

„Ihr werdet mich suchen und finden, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir verlangen werdet, und ich werde mich von euch finden lassen“, spricht der Herr.