Manchmal kommt ihr alles vor wie ein böser Traum. Manchmal wacht sie morgens auf und will los und erst dann fällt es ihr wieder ein. Manchmal ist ihr das alles unendlich peinlich. Manchmal ist in ihr nur noch eine tiefe, grenzenlose Enttäuschung.
Sie hatte ihre Arbeit, sie hatte ihre Kinder, die geliebte Wohnung im elften Stock mit Blick über die Plattenbauten von Hohenschönhausen in Berlin, und den Dauercampingplatz, auf dem sie ihre Freizeit verbrachte. Fristlos gekündigt wurde sie wegen des Verdachts, sie habe zwei Leergut-Bons eingelöst, im Wert von einem Euro und dreißig Cent. Nach 31 Jahren wurde die Kassiererin einer bekannten deutschen Lebensmittelkette im August 2008 gekündigt. Beweisen ließ sich das nicht mit den Leergut-Bons. Musste auch niemand. Für eine Kündigung reichte der Verdacht. Zurück blieben zerstörte Träume, deren spitze Scherben schmerzhaft stachen.
Wollte man all die zerstörten Träume zählen, die im Leben von Menschen aufbewahrt werden, man käme wohl nie an ein Ende. Ich glaube, dass jeder Mensch (auch die scheinbar vom Erfolg verwöhnten!) in irgendeiner Weise mit zerstörtenTräumen zu tun hat und unter zerstörten Träumen leidet. Tatsächlich können zerstörte Träume einen erheblichen Einfluss auf unser Leben haben und – wenn´s schlecht läuft - unser Leben sogar beherrschen.
Wie viele Menschen gibt es heute, die mit zerstörten Träumen herumlaufen? Ich vermute, es sind viele! Vielleicht haben sie einen Menschen verloren, mit dem sie doch alt werden wollten. Und nun sind sie ganz allein. Vielleicht haben sie geackert und gerackert, um ihren Traumberuf zu erreichen, aber es wurde nichts daraus. Vielleicht haben sie Begabungen und Fähigkeiten, die nie erkannt wurden und die nun in ihnen verkümmern. Vielleicht haben sie eine Behinderung, die es ihnen verwehrt, das Leben zu leben, von dem sie träumen. Vielleicht haben sie von Glück und Lebenserfüllung in Ehe und Familie geträumt, aber sie erlebten Scheidung und Streit. Vielleicht haben sie in einem Augenblick maßloser Wut Dinge getan, die ihr Leben auf Abwege führten und die sie bald schon bitter bereuten. Und es gilt für sie alle: Aus der Traum!
Was geschieht eigentlich im Leben eines Menschen, der mit zerstörten Träumen leben muss? Nun, er trauert! Es ist, als ob er am Grab all seiner zerstörten Träumen sitzt und trauert. Es kann sein, dass er am Grab all seiner zerstörten Träume sitzt und weint und weint und weint. Zerstörte Träume führen immer in tiefe Trauer. Wir Menschen sehen dann auf unser Leben. Wir wissen (oder ahnen zumindest!), dass sich diese Träume nicht mehr erfüllen werden. Wir sehen, wie die Zeit unseres Lebens dahin rinnt. Und wir trauern um so viel zerstörte Träume, die sich nie mehr erfüllen werden.
Die Trauer um zerstörte Träume ist immer tief und bitter und ernst. Sie nimmt uns sehr leicht gefangen. Es gibt Menschen, die bringen Jahre, Jahrzehnte, vielleicht sogar den Rest ihres Lebens mit dieser Trauer zu! Sie sitzen am Grab ihrer zerstörten Träume und erheben sich nicht mehr. Mit stumpfen Augen schauen sie auf die Trümmer ihrer Träume und können sich nicht lösen. Sie trauern und trauern. Die Trauer überschattet ihr ganzes Leben. Sie weicht nicht. Sie bleibt. Ja, sie nimmt mit den Jahren sogar zu. Und vielleicht merken sie nach 20 oder 30 Jahren, wie viel Zeit sie mit Trauern nutzlos verbracht haben. Und dann trauern sie auch noch um die verflossene Zeit. Aber sie erheben sich nicht! Sie bleiben sitzen am Grab zerbrochener Träume. Sie erliegen der Sogwirkung zerstörter Träume.
Gibt es zerstörte Träume in Ihrem Leben? Und sitzen Sie innerlich am Grab dieser Träume und trauern? Vielleicht schon jahrelang? Und können Sie sich gar nicht lösen?
Wenn das so sein sollte, dann bitte: Erheben Sie sich innerlich! Wenden Sie den Blick vom Grab ihrer Träume ab und wenden Sie sich Gott zu. Er ist wirklich da. Und er weiß um Ihre Lage. Sprechen Sie Ihn an und sagen Sie Ihm: „Herr, viel zu lange sitze ich schon hier und trauere. Viel zu viel Zeit ist vergangen. Aber die Trauer weicht nicht! Jesus, ich lege jetzt all die zerstörten Träume in Deine Hände. Ich lasse sie jetzt los. Ich lasse sie bei Dir. Du wirst schon richtig mit ihnen umgehen. Und ich danke Dir jetzt, dass ich mit Dir und bei Dir immer Zukunft habe! Lebenswerte Zukunft! Ich verlasse jetzt das Grab meiner Träume. Ich lasse es hinter mir. Ich schaue nicht zurück! Ich gebe dir jetzt mein Leben. Bitte mach du etwas daraus und geh mit mir in eine neue Zukunft!“
Wenn Sie das tun, werden Sie sehr bald merken, dass der tückische Sog der Trauer weicht. Und wie ganz neu Licht und Luft und neue Hoffnung in Ihr Leben strömen. Es ist, als könne Ihr Leben noch einmal beginnen.
Es ist hart, aber keine Katastrophe, wenn die Träume unseres Lebens zerbrechen. Denn: Wo die Träume unseres Lebens zerbrechen, da wird unser Blick frei für das, was Gott mit unserm Leben vorhat. Und: Wenn wir dazu „Ja“ sagen können und uns auf den Weg machen, dann hat unser Leben Zukunft! Dann können Gottes Pläne in unserem Leben zum Zug kommen. Und die sind tausendmal besser als alle noch so schönen Träume, die wir in unserm Herzen tragen.