In den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat Klaus S. alles, wovon andere nur zu träumen wagen: eine eigene Firma, eine Villa, eine Yacht und einen schnellen Sportwagen. Seinen rasanten Aufstieg hat er einer sprudelnden Idee zu verdanken, dem „Soda-Stream“ – ein Haushaltsgerät zur Herstellung von Sprudelwasser. Aus gesundheitlichen Gründen steigt er aus seiner Firma aus, lässt sich auszahlen, hat plötzlich fünf Millionen Mark in der Tasche.
Doch nach einigen Wochen stellt er fest, dass seinem Leben »der Kick« fehlt. „Ich lag auf meinem Schiff und machte die Beine lang. Und das mit 49“, erzählt er im Redaktionsgespräch. Ein sorgloses Leben mit viel Geld, aber auch ohne Freunde: „Die mussten ja den ganzen Tag arbeiten.“
Eines Tages geht er aus reiner Neugier in eine Spielbank und findet am Roulette-Tisch den „Kick“ wieder: Aus dem Spiel wird Sucht. Sechs Tage in der Woche sitzt er bis in die Nacht im Kasino. Eines Tages lässt er sich sperren, doch da sind schon zwei Millionen weg. Doch die Mitarbeiter der Spielbank lassen ihn wieder rein, schließlich ist der Soda-Stream-Millionär eine sprudelnde Geldquelle. Am Ende macht er sein Schiff, sein Haus und sein Auto „flüssig“, um weiter spielen zu können. Er setzt wieder alles aufs Spiel – und verliert. Es ist alles aus. Fünf Millionen sind weg. (Baden online: https://www.bo.de/lokales/kehl/vom-millionaer-zum-armen-poeten)
Der Mann machte Karriere. Stimmt. Aber umgekehrt: Von oben nach unten. Vom Reichtum zur Armut. Vom Millionär zum Tellerwäscher.
Der Mann, um den es jetzt hier gehen wird, hat eine ganz ähnliche Karriere hinter sich gebracht. Wie viele Millionen er sein Eigen nennen konnte, ist nicht bekannt. Aber dass er ein sehr reicher Mann war, und dass seine erfolgreiche Karriere ganz plötzlich endete, das - geht aus dem biblischen Bericht mehr als deutlich hervor.
Wir werden diesen Mann und seine bemerkenswerte Karriere jetzt kennen lernen. Und die ist wirklich interessant: Denn sie sagt eine Menge darüber aus, wer wir sind, wer Gott ist, wie Gott denkt und fühlt, wie er uns Menschen sieht und wie er mit uns umgeht.
Lukasevangelium 5, 27 – 32
27 Und danach ging er hinaus und sah einen Zöllner mit Namen Levi am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach!
28 Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach.
29 Und Levi richtete ihm ein großes Mahl zu in seinem Haus, und viele Zöllner und andre saßen mit ihm zu Tisch.
30 Und die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten und sprachen zu seinen Jüngern: Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?
31 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.
32 Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.
Hier begegnet er uns: Der Zöllner Levi. Zweitname: Matthäus. Und „Matthäus“, das bedeutet: „Geschenk Gottes“. Ausgerechnet dieser Name: „Geschenk Gottes“. Sehr wahrscheinlich haben sich die Bewohner Kapernaums mehr als einmal über diesen Namen kaputtgelacht und ein paar sarkastische Bemerkungen folgen lassen. Denn dieser Mann war alles andere als ein „Geschenk Gottes“ für die Leute. Er war eine Plage. Denn Levi-Matthäus war ein Zöllner.
Umso erstaunlicher ist, dass eines unserer vier Evangelien tatsächlich aus seiner Hand stammt: Das Matthäusevangelium. Wir könnten auch sagen: Das Levi-Evangelium. Von Levi-Matthäus als Person ist nur wenig bekannt: Kein einziges Wort sagt er in den Evangelien. Er ist einfach der Zöllner, der Jesus begegnet, der dann die Roll-Läden in seinem Zoll-Häuschen runterlässt, die Tür verschließt und anschließend dort nicht wiedergesehen wird. Bestimmt hat Levi-Matthäus mit Jesus gesprochen, an diesem besonderen Tag, als er ein für alle Mal Schluss machte mit der Zöllnerei. Bestimmt sind da etliche Worte gewechselt worden. Aber Levi-Matthäus hat sie nicht aufgeschrieben. Sie waren ihm nicht wichtig. Er hatte Jesus im Focus, nicht sich selbst! Aber - schauen wir genau hin, was an jenem Tag passierte, als Jesus am Kassenhäus-chen von Levi-Matthäus vorbeikam …
Ein krasser Abschied.
Lukasevangelium 5, 27 – 28: Und danach ging er hinaus und sah einen Zöllner mit Namen Levi am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach.
Und danach … Mit diesen Worten beginnt der Lukas-Bericht. Wann ist das gewesen – „danach“? Nun, es war kurz nachdem Jesus einen gelähmten Mann geheilt hatte, den man durch ein aufgebrochenes Dach zu ihm heruntergelassen hatte. Jesus hatte diesem Mann die Sünden vergeben bevor er ihn heilte. Und danach – irgendwann kurz danach - ist Jesus aus dem Haus des Petrus hinaus- und durch die Stadt Kapernaum hindurchgegangen. Und dort irgendwo, an einer Straßenecke, hat er dann eine schillernde Gestalt getroffen: Den Zoll-Eintreiber Levi-Matthäus.
Wie funktionierte das damals mit der Zöllnerei? Also: Israel war damals ein besetztes Land. Römisches Militär an allen wichtigen Stellen im Land. Und nun lief das so: Der Kaiser in Rom legte einen Betrag fest, was an Steuern aus dem Land Israel kommen musste. So bekam also zum Beispiel ein Herodes Antipas, der im Norden Israels, in Galiläa, das Sagen hatte, einen Betrag genannt, den er einzubringen hatte. Und bei dem römischen Prokurator, der im Süden Israels, in Judäa, die Fäden zog, war das ganz genauso. Der bekam auch die Summe genannt, die er beizubringen hatte. Und dann ging das los: Dann boten der römische Prokurator oder eben auch Herodes Antipas Konzessionen zur Erhebung von Zöllen an. Diese Konzessionen wurden versteigert. An den Meistbietenden. Da kamen sehr hübsche Sümmchen zusammen. Und die steckten die Regenten gern ein.
Und dann – wie ging´s dann weiter? Dann waren die sogenannten gabbai am Zug. Das waren die Ober-Zöllner. Zachäus (Lukasevangelium 19, 1 – 10) ist einer von ihnen gewesen. Die ersteigerten die Konzessionen zur Erhebung von Zöllen. Ersteigerten sie für teuer Geld. Dabei schmierten und bestachen sie auch ganz munter. Und diese teuer ersteigerten Konzessionen, die verkauften sie dann noch teurer weiter an die sogenannten mokus, die normalen Zöllner. Das war – wiederum - ein gutes Geschäft.
Von den mokus gab´s nun zwei „Sorten“: Die großen und die kleinen mokus. Die großen mokus kauften die Konzessionen von den gabbai und teilten sie dann – natürlich auch gegen Cash - auf die kleinen mokus auf. Und die kleinen mokus, das waren dann endlich die ganz normalen, kleinen Zöllner, die in einem Zoll-Häus-chen an der Schlagbaum saßen und den Menschen den Zoll berechneten. Leute wie Levi-Matthäus.
Und die kleinen mokus, die packten nun richtig zu. Die wollten schließlich auch verdienen. Und so belegten sie sehr Vieles mit Zöllen: Es gab Zölle für die Waren, die in die Stadt gebracht wurden. Es gab Zölle für die Waren, die die Stadt verließen. Es gab Zölle für die die Wagen, auf denen die Waren transportiert wurden. Es gab Zölle für die Straßen und Tore, die beim Warentransport benutzt wurden. Es gab Zölle für alles Mögliche und Unmögliche. Und - bei der Berechnung dieser Zölle wurde selbstredend schamlos betrogen. Die kleinen mokus wollten schließlich auch ihren Schnitt machen!
Konnte jemand nicht zahlen, waren sofort ein paar nette Kredithaie zur Stelle, die komplikationslos das Geld vorstreckten und dann – halten Sie sich fest – 50% Zinsen berechneten. Wehrte sich jemand gegen die massiv überhöhten Zölle, waren umgehend durchtrainierte Schlägertrupps bei der Hand, die dafür bekannt waren, dass sie ihren Kontrahenten einfach die Beine brachen. Jeder wusste das. Jeder fürchtete das. Und darum zahlte auch jeder. Es war so brutal! Aber so arbeitete das System. Das ganze große Netzwerk der gabbai und der mokus war hochkriminell. Wir würden heute von mafiösen Strukturen sprechen.
Und die Menschen hassten diese Zöllner-Mafia! Die Zöllner waren für sie einfach der Abschaum. Die Zöllner waren der Bodensatz der Gesellschaft. Die Zöllner waren das Letzte. Wer einmal ein Zöllner geworden war, konnte nicht mehr zurück. Er wurde fortan von allen gemieden (auch von seiner Verwandtschaft ) und zutiefst verachtet. Er durfte keine Synagoge mehr betreten. Die Synagoge wäre danach unrein gewesen. Und er durfte betrogen werden. Der Talmud sagt ausdrücklich, dass man einen Zöllner jederzeit und zu jeder Gelegenheit anlügen dürfe. Und damit ist klar: Die Zöllner waren finanziell sehr erfolgreich, aber menschlich total isoliert.
Und dann geht Jesus auf seinem Weg durch die Stadt an dem Kassenhäus-chen des Zöllners Levi-Matthäus vorbei. Und er sagt ausgerechnet zu diesem Mann: Folge mir nach! Die Passanten, die es mitbekommen, verfallen in Schnapp-Atmung. Das war ja das Allerletzte: Rabbi Jesus berief ausgerechnet einen Zöllner, also einen von der Mafia! Das war der Tabu-Bruch aller Tabu-Brüche! Das war ein Schlag ins Gesicht der ehrlichen Leute! Das war einfach himmelschreiend. Das – ging gar nicht!
Und Levi-Matthäus? Denn der tut etwas wirklich Aufsehenerregendes: Er macht die Fenster seines Kassenhäus-chens zu, lässt die Rollläden runter, stellt die Stühle hoch und schließt die Tür ab. Und dann geht er weg. Um nicht mehr wiederzukommen. Weil Jesus ihn berufen hat, sein Jünger zu sein. Und das war ein krasser Abschied. Das war ein endgültiger Abschied.
Verstehen Sie: Wenn ein kleiner mokus, ein kleiner Zöllner so etwas tat – seine Zollstelle aufgeben – dann konnte er nicht mehr zurück. Dann wurde sein Platz sofort von einem anderen besetzt. Und der würde weder wanken noch weichen. Seine Zollstelle verlassen – das machte man nur einmal. Danach war Schluss. Man bekam sie nie, nie wieder. Und Levi-Matthäus wusste das, als er die Tür abschloss. Er wusste es. Trotzdem ging er. Er führte einen massiven Bruch mit seinem alten Leben herbei. Er vollzog einen sehr, sehr krassen Abschied von seinem alten Leben. Warum?
Weil er begriffen hatte, dass er ein Sünder war und Rettung brauchte. Und dass Jesus ihm diese Rettung anbot. Darum vollzog er diesen krassen Abschied von seinem alten Leben. Woher wissen wir das? Wir wissen es aus Vers 32 in unserem Lukas-Bericht. Da werden folgende Worte von Jesus berichtet: Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße. Ja, welche Sünder meinte Jesus da wohl? Von welchen Sündern, die er zur Buße gerufen hatte, sprach Jesus denn da? Na klar, er sprach zuallererst von Levi-Matthäus. Da war das ja gerade erst abgelaufen. Der hatte Buße getan über seinem Leben, und deswegen hatte ihn Jesus auch als seinen Jünger berufen.
Also: Bei Levi-Matthäus ist ganz viel passiert. Dem hat vor Augen gestanden, wieviel Unrecht sein Leben füllte. Der wusste, wie oft er Menschen betrogen, übervorteilt und über´s Ohr gehauen hatte. Der wusste, wie viele Familien er mit seiner Habgier ins Unglück gestürzt hatte. Der wusste auch, für wie viele Gewalttaten er verantwortlich war, als er die Schlägerkommandos gerufen hatte. Levi-Matthäus stand in einem Sumpf von Schuld. Und er wusste: Ich bin ein verlorener Mann. Ich habe vor Gott schon längst verspielt.
Und dann muss er irgendwann, irgendwo mit Jesus in Kontakt gekommen sein. Und Jesus sah nicht in erster Linie den gerissenen Kriminellen und Betrüger in Levi-Matthäus. Er sah in erster Linie einen in Sünde verlorenen Menschen auf dem Weg in die Hölle. Und er bot ihm Rettung an. Rettung für die Ewigkeit. Und der Weg dazu war die Buße: Der krasse Abschied von seinem alten Leben. Und Levi-Matthäus griff zu. Und er verließ sein Zollhäus-chen für immer. Er brach vollständig mit seinem alten Leben. Und das bedeutet: Levi-Matthäus hat damals seine Karriere vernichtet. Aus dem Millionär wurde ein Niemand, ein „Tellerwäscher“, wen sie so wollen. Seine Karriere war wirklich bemerkenswert: Sie ging (finanziell gesehen) von ganz oben nach ganz unten. Aber von Gott her gesehen ging sie von ganz unten nach ganz oben. So eine Karriere war das.
Und das scheint mir sehr wichtig zu sein: Wer das neue Leben mit Jesus haben will (das ewige Leben!), der muss mit seinem alten Leben brechen! Es geht nicht anders! Wer Vergebung und Rettung haben will von Jesus, der muss einen krassen Abschied von seinem alten Leben vollziehen. Man kann das neue Leben mit Jesus niemals mit dem alten Leben in Sünde kombinieren. Wer das dennoch versucht, bleibt in seinem alten Leben hängen und verpasst das neue Leben, die Rettung, die Vergebung. Es geht immer nur das eine oder das andere! Denn in unserm alten Leben, da waren wir die Mitte. Aber im neuen Leben, da ist Jesus die Mitte. Konkurrenzlos die Mitte! Und da muss sich einfach Vieles ändern!
Manchen ist dieser Preis zu hoch. Sie sagen: „Na, wenn es so steht, dann kann ich das nicht akzeptieren! Ich bin einfach nicht bereit, mit meinem alten Leben zu brechen. Ich finde, Gott ist gut bedient, wenn er meine Ziele und meine Pläne und mein Glück voranbringen darf. Aber wenn Gott solche Ansprüche stellt, dann bin ich nicht bereit dazu! Ein Gott, der solche Ansprüche stellt, den will ich nicht!“
Aber: Gott stellt solche Ansprüche. Und er rechtfertigt sich nicht mal dafür uns gegenüber. Er stellt sie einfach. Denn: Das ewige Leben besteht nun mal darin, dass Jesus konkurrenzlos die Mitte unseres Lebens wird. Und da hat das alte Leben in Sünde und ichhafter Selbstverwirklichung nun wirklich keinen Platz mehr. Es muss verabschiedet werden! Hier ist ein Beispiel:
Viele Jahre lebt Gerhard S. ausschließlich für die Karriere. Bis ihm eines Tages bewusst wird, dass es im Leben um mehr geht. Er trifft eine Entscheidung, die seinen alten Lebensstil völlig auf den Kopf stellt. Er berichtet:
Einige Jahre nach meinem Studium kam ich zu meinem Traumjob in einer der größten deutschen Investment-Gesellschaften. Ich wurde zu unserer Tochterfirma ins Ausland geschickt und hatte dort die Aufgabe, frischen Wind ins Fonds-Management zu bringen, was mir gelungen ist. Danach kam ich zurück nach Frankfurt und sollte eine verantwortungsvolle Stelle übernehmen. Karriere war mein großer Antrieb.
Obwohl es beruflich perfekt lief, fühlte ich mich nicht erfüllt. Jetzt wieder in Frankfurt zu sein, der Ort, an dem meine Karriere begann und nun auch weiter gehen sollte, wühlte mich auf. Am Tag des Einzugs warf ich mich auf mein Bett und fing fürchterlich an zu weinen. Vor mir lief mein Leben mit seinen sinnlosen Zielen und wertlosen Verhaltensweisen ab. - Ich sah, was ich alles gemacht hatte und realisierte, dass ich nur Beziehung zu Menschen pflegte, die mich in meiner Karriere voranbrachten. Beruflich gesehen gab es nur Freund oder Feind. Auch meine Familie musste unter meiner Karriere leiden. In vier Jahren waren wir dreimal umgezogen. Da erst merkte ich, wie zerstörerisch ich gelebt hatte und welch hohen Preis meine Karriere forderte. Mein gesamtes Lebenskonstrukt brach in diesem Moment in mir zusammen. Mir wurde klar, dass ich so nicht mehr weiter machen wollte. Ich wollte das alles nicht mehr. Jetzt schrie ich in meiner Not zu Gott und bat ihn um Vergebung. Und augenblicklich erfüllte mich ein tiefer innerer Friede.
Dann traf ich den Entschluss, mir eine Arbeit zu suchen, bei der Karriere nicht mehr an vorderster Stelle steht. Der Mittelpunkt meines Lebens sollte jetzt die Beziehung zu Gott und zu Jesus sein. Das war nicht einfach, aber nach und nach veränderte ich mich. Heute bin ich glücklich, dass ich diesen Weg gegangen bin. Gott ist besser als Karriere, weil Jesus meinem Leben einen Sinn gibt, der außerhalb von mir ist. Es ist ein Sinn, den nicht ich, sondern den er gibt. Es war nicht immer leicht, aber es war die richtige Entscheidung. (https://www.jesus.ch/themen/people/erlebt/274806-karriere_war_mein_grosser_antrieb.html)
Ein umstrittenes Fest.
Lukasevangelium 5, 29 – 30: Und Levi richtete ihm ein großes Mahl zu in seinem Haus, und viele Zöllner und andre saßen mit ihm zu Tisch. Und die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten und sprachen zu seinen Jüngern: Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?
Direkt nach seiner Berufung in die Nachfolge Jesu hat Levi-Matthäus einen Empfang gegeben. Er hat ein Fest organisiert, in dem Jesus der Mittelpunkt war. Lukas berichtet, dass es ein großes Mahl gewesen sei und dass viele Zöllner und andere mit Jesus am Tisch saßen. Wer waren diese anderen.
Der Parallelbericht im Matthäusevangelium (Matthäusevangelium 9, 10) verrät es: Es waren andere Sünder. Na, da war also ein ganz nettes Trüppchen zusammen bei Levi-Matthäus. Sehr wahrscheinlich hatte er ein großes Haus, sonst hätte er ja all die Besucher gar nicht unterbringen können. Aber was für Gäste waren das? Oha, das waren viele kleine Zöllner (mokus)und große Zöllner. Da waren viele der gabbai zugegen, die Oberzöllner. Auch die netten Kredithaie mit ihrem Wolfslächeln aßen mit und natürlich all die Kerle mit Schultern wie Schränke und Händen wie Klosettdeckel so groß: Die Schlägertrupps von den Inkasso-Unternehmen. Sie waren alle da. Andere kannte Levi-Matthäus ja auch gar nicht. Tja, und die anderen (Sünder), das waren Gauner und Verbrecher in allen Schattierungen, grell geschminkte Prostituierte, Hochstapler und Betrüger. Sie alle kamen in Levi-Matthäus´ Haus zusammen: Eine ganz allerliebste Truppe. Und Jesus mitten drin. Jesus mit der Mafia an einem Tisch. Und ein Levi-Matthäus an seiner Seite, der nur ein brennendes Anliegen hat: Alle seine Gauner-Zöllner-Mafia-Kumpane sollen Jesus sehen, sollen Jesus kennenlernen. Levi-Matthäus gibt diesen Empfang, um sie alle möglichst nahe an Jesus heranbringen. Warum nur? Warum dieser Riesen-Aufwand? Nun, Levi-Matthäus wollte, dass auch all seine schrägen Kollegen das bekommen sollten, was er schon bekommen hatte: Vergebung ihrer Sünden und Rettung für die Ewigkeit. Darum dieses Fest.
Offen gestanden, ich würde mich auf diesem Fest wahrscheinlich höchst unwohl gefühlt haben. Es ist keine Kleinigkeit, sich mit der Unterwelt an einen Tisch zu setzen. Ich wäre wahrscheinlich ziemlich unsicher gewesen und wohl auch etwas eingeschüchtert. Aber Jesus konnte das. Und ich bewundere ihn dafür. Er konnte sich mit all diesen finsteren, aalglatten und nicht selten auch brutalen Typen an einen Tisch setzen, ohne sich von ihnen vereinnahmen zu lassen, aber auch ohne sie vor den Kopf zu stoßen. Jesus hatte eine Liebe für diese Leute. Und seine Liebe ließ ihn unter die Oberfläche und hinter die Kulissen schauen.
Bei Levi-Matthäus hatte er das auch getan: Hatte unter die Oberfläche geschaut und hinter die Kulissen. Und was hatte er gesehen: Einen stinknormalen Sünder, der Rettung brauchte. Einen reichen, armen Mann, der an seinem Unrecht, seiner Schuld litt und nicht weiterwusste. Einen verlorenen Menschen, der sich nach Vergebung und einem neuen Leben sehnte. Jesus sah unter die Oberfläche und hinter die Kulissen. Er ließ sich nicht abschrecken von einem abstoßenden Äußeren. Er ließ sich nicht beeindrucken von Massen von Geld. Er ließ sich nicht blenden von Arroganz, Gewalt, Bosheit und Niedertracht. Er stellte sich der Welt und den Menschen, wie sie nun einmal waren. Und er sah tiefer. Er hatte so viel Liebe für die Menschen. Es ist schier unfasslich, wie viel Liebe er hatte. Aber keine sentimentale Liebe, sondern: Zupackende Liebe.
Und dann kommt es, wie es kommen muss: Pharisäer und Schriftgelehrte kreuzen auf vor Levi-Matthäus´ Villa und haben wieder mal eine Frage auf der Pfanne. An Jesus wagen sie sich nicht heran mit dieser Frage, aber an die Jünger schon: Warum - so fragen sie - esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?
Man spürt förmlich, wie sie die Nase rümpfen bei dieser Frage. „Jesus ist in schlechte Gesellschaft geraten“, sagen sie sinngemäß. „Und schlechte Gesellschaft verdirbt gute Sitten! Wie kann sich Jesus nur mit solchen Mafiosi einlassen, Schlägern, Verbrechern, Prostituierten? Denen kann doch kein Mensch mehr helfen. Das sind doch alle miteinander hoffnungslose Fälle! Einmal auf der schiefen Bahn, immer auf der schiefen Bahn! Wozu sich mit ihnen befassen! Lohnt doch nicht! Schade um die Zeit! Jesus sollte sich lieber an die guten Leute halten. An uns zum Beispiel. Aber er scheint diese Dreckskerle ja vorzuziehen.“ Warum in aller Welt esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?
Pharisäer und Schriftgelehrte konnten´s nicht fassen. Dass Jesus so ganz anders war, als sie es erwarteten. Für sie war die Welt ganz klar eingeteilt: In gute Leute und schlechte Leute. Und gute Leute hatten mit schlechten Leuten nichts zu tun. Das war ihre Sicht. Aber Jesus hatte eine andere. Für ihn gab es nur Sünder: Offensichtliche Sünder und nicht so offensichtliche Sünder. Moralisch verkommene Sünder und moralisch hochanständige Sünder. Sünder mit schlechtem Benehmen und Sünder mit vollendeten Manieren. Sünder mit Lebensart und Stil und Sünder, die völlig verludert waren. Kultivierte Sünder und unkultivierte. Aber alle, alle waren Sünder. Sünder, die verloren waren und Rettung brauchten. Und die wollte er ihnen geben!
Wen oder was sehen wir, wenn ein untergründig aggressiver Betrunkener zu uns in die Straßenbahn steigt? Wen oder was sehen wir, wenn ein unsympathischer, aalglatter Typ mit fetten Ringen an den Fingern lässig in seinen Lamborghini steigt und den Motor aufheulen lässt? Wen oder was sehen wir, wenn ein Punk mit drei Hunden an seiner Seite uns auf der Straße anbettelt? Wen oder was sehen wir, wenn ein weißgewandeter Salafist mit gehäkelter Kappe uns in der Fußgängerzone anspricht und uns einen Koran aufdrängen will? Wen oder was sehen wir? Nur einen Menschen, der uns Angst macht, der uns stört oder uns schlicht auf die Nerven geht? Oder sehen wir mehr? Tiefer? Haben wir noch im Blick, dass auch dieser uns vielleicht sehr garstig erscheinende Mensch Rettung von seinen Sünden braucht? Jesus braucht? Sind wir in der Lage, wenigstens ein bisschen unter die Oberfläche zu blicken und hinter die Kulissen?
Der Gründer der Organisation „Open Doors“, Bruder Andrew, hat mal einen Satz gesagt, der bringt es auf den Punkt. Ein provozierender, ein unbequemer Satz. Er besteht nur aus fünf Worten: „Jesus liebt auch die Taliban!“ Und in der Tat so ist es. Denn Jesus sieht tiefer und schaut hinter die Kulissen. Auch bei uns!
Aber schauen wir ganz kurz noch, wie es bei Levi-Matthäus weitergegangen ist …
Eine unmissverständliche Botschaft.
Lukasevangelium 5, 31 – 32: Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.
Sehr wahrscheinlich haben die Jünger Jesus brühwarm von der Frage der Pharisäer und Schriftgelehrten erzählt. Und irgendwann ist Jesus dann vor´s Haus gekommen und hat ihnen geantwortet. Und diese Antwort, die hatte es in sich. Die enthielt eine unmissverständliche Botschaft. Jesus sagte: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Und wer waren die „Kranken“? Na, natürlich all die Zöllner und Kredithaie und Schlägertypen und was sonst noch so auf Levis Fest versammelt war. Das waren die Kranken. Und Jesus war der Arzt für diese Kranken.
Und jetzt kommt´s … Es ist, als ob Jesus sagt: „Wenn ihr, Pharisäer und Schriftgelehrte, es mir verübelt, dass ich bei all diesen Leuten da in Levis Haus bin, dann wollt ihr also nicht, dass ich, der Arzt, zu den Schwerkranken gehe. Ihr wollt mich doch tatsächlich davon abhalten, meine Arbeit als Arzt an all diesen geistlich schwerstkranken Leuten zu tun. Ihr gönnt all diesen Menschen da drinnen noch nicht mal den Arzt! Es ist euch lieber, sie gehen alle drauf! Ist es nicht so?“
Das ist - sinngemäß - die Botschaft Jesu an die versammelten Pharisäer und Schriftgelehrten. Das heißt: Jesus entlarvte das kalte Herz seiner Kritiker. Er führte ihnen ihre eiskalte Gleichgültigkeit vor Augen. Und er zeigte ihnen gleichzeitig, dass Gott eben ganz anders ist. Dass Gott eben gerade kein kaltes Herz hat, sondern ein Herz voller Mitgefühl. Dass es Gott eben nicht egal ist, wenn Menschen sich in Schuld verstricken und dann auf ewig verlorengehen, sondern dass er alles daransetzt, sie zu retten und sie zu heilen. Und dass er genau deswegen Jesus, seinen Sohn, zu den Menschen geschickt hat.
Mit einem Satz zeigte Jesus den versammelten Pharisäern und Schriftgelehrten, dass mit ihrem Herz etwas ganz und gar nicht stimmte: Dass es ein Herz voller Kälte war, ein Herz aus Eis.
Und dann schiebt Jesus noch einen Satz nach … Einen sehr ironischen, einen sehr sarkastischen Satz: Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße. Was heißt das? Das hieß: „Wenn ihr, Pharisäer und Schriftgelehrte, euch tatsächlich für rein und fehlerlos haltet mit eurem eiskalten Herz, dann habe ich euch nichts zu geben! Nichts! Denn ich bin gekommen, um Menschen zu retten, die begreifen, dass es vor Gott nur Sünder gibt und keinen einzigen Gerechten. Aber wenn ihr mit eurem kalten Herz in der Brust immer noch darauf besteht, dass ihr vor Gott rein und fehlerlos dasteht, dann habe ich euch nichts zu geben. Dann habe ich keine Rettung für euch, keine Vergebung, kein ewiges Leben. Dann habe ich einfach nichts für euch! Dann bleibt ihr allein mit eurer eingebildeten Fehlerlosigkeit. Und geht mit ihr verloren. Denn vor Gott gibt es nur Sünder und keine Fehlerlosen! Und nur den Sündern hat Gott etwas zu geben.“
Der Preußenkönig Friedrich II. (1712–1786), in späteren Lebensjahren auch der „Alte Fritz“ genannt, war beim Volk für seine Gerechtigkeit beliebt. Einmal, so wird erzählt, besuchte der Alte Fritz ein Gefängnis. Zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass alle unschuldig waren. Jeder hatte eine andere Ausrede. Schließlich traf er auf einen Mann, der mächtig den Kopf hängen ließ und sich selbst einen Schuft nannte. Ungeschminkt berichtete der, wie er auf die schiefe Bahn gekommen war. Der Preußenkönig sagte zu dem reuigen Mann: „Er ist hier der einzige Lump unter lauter anständigen Leuten. Scher er sich fort, damit die andern nicht durch ihn verdorben werden!“ Und so wurde der Mann noch am selben Tag aus dem Knast entlassen. (https://www.bibelpraxis.de/index.php?article.1006)
Vor Gott gibt es nur Sünder und keine Fehlerlosen! Und nur den Sündern hat Gott etwas zu geben! Aber ihnen – ihnen gibt er alles, was er hat.
Was zählt, ist der einzelne!
"Wenn jemand von euch hundert Schafe hat und eins davon sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe weitergrasen und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, trägt er es voller Freude auf seinen Schultern nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: 'Freut euch mit mir! Ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!' Ich sage euch: Im Himmel wird man sich genauso freuen. Die Freude über einen Sünder, der seine Einstellung geändert hat, ist größer als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben, umzukehren.“ (Die Bibel, Lukasevangelium 15, 3 – 7)
Dieses Gleichnis von Jesus hat vor allem anderen eine Botschaft. Die Botschaft lautet: „Was zählt, ist der einzelne!“ Man könnte auch sagen: „Was vor Gott zählt, ist der einzelne!“ Immer wieder taucht diese kurze Botschaft in dem Gleichnis „Vom verlorenen Schaf“ auf und wird von verschiedenen Seiten beleuchtet.
Jesus sagte: Wenn jemand von euch hundert Schafe hat und eins davon sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe weitergrasen und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?
„Hundert Schafe“, das war zu den irdischen Lebzeiten Jesu ein beachtlicher Reichtum. Wer hundert Schafe sein eigen nennen konnte, der war so ziemlich ein gemachter Mann. Allerdings gab´s da ein Problem: Je größer die Herde war, umso eher mussten auch die Weideplätze gewechselt werden. Und die Wege zwischen den Weideplätzen, die führten nicht selten auch durch unwegsames Gelände: Wüste. Und dort – war die Herde in Gefahr. Und genau dort geht nun eines der hundert wolligen Tiere verloren. Und Jesus stellt dazu eine Frage, eine sogenannte rhetorische Frage, auf die die Antwort schon mitgeliefert wird: Wer von euch lässt nicht die neunundneunzig in der Wüste und geht dem verlorenen nach, bis er´s findet? Und die Antwort lautet: Natürlich alle, jeder würde das tun!
Wirklich? Ist es vernünftig, neunundneunzig Schafe in der Wüste zurückzulassen – vielleicht in einer Höhle, vielleicht sogar mit einem Unterschäfer als Begleitung – und all das, nur um einem einzigen verloren gegangenen Tier nachzugehen?
Der Schäfer in unserm Gleichnis tut das. Er übernimmt sofort Verantwortung für den Verlust, für das eine verloren gegangene Tier. Er macht deutlich: Es ist der einzelne, der zählt! Er sagt nicht: Besser die wertvolle Herde bewachen und das eine abhanden gekommene Tier verschmerzen. Er sagt nicht: Die Herde ist wichtiger als das einzelne Tier! Er zeigt: Meine Verantwortung und meine ganze Aufmerksamkeit richten sich jetzt ganz auf das eine verschwundene Tier. Es ist der einzelne, der zählt!
Und damit gibt der Schäfer seiner Herde etwas sehr Wichtiges: Er gibt ihr Sicherheit! Würde er das eine verlorene Schaf verloren geben, würden alle anderen verunsichert werden. Sie wüssten: Die Herde ist wichtiger als ich. Und sollte ich eines Tages verloren gehen, dann wird mich niemand suchen! Ich allein bin nicht wichtig! Ich allein bin nicht wertvoll!
So aber, indem der Schäfer das eine verlorene Tier sucht, wird deutlich: Jeder einzelne ist wertvoll. Jeder einzelne zählt so viel, dass der Schäfer lieber alle anderen in der Einöde lässt, als auch nur einen einzigen verloren zu geben. Es ist der einzelne, der zählt.
Bei Gott – so will Jesus deutlich machen – ist das genauso. Gott ist wie der Schäfer. Er sieht den einzelnen. Er sieht jeden einzelnen Menschen, der verloren ist, der Ihn noch nicht kennt und auf eine Ewigkeit ohne Gott zusteuert. Und er übernimmt sofort Verantwortung für ihn. Nichts anderes ist wichtiger. Man könnte sagen: In gewisser Weise zählt Gott immer nur bis „eins“. Und das hat so etwas Ermutigendes: Menschen, die fern sind von Gott haben einen ganz starken Verbündeten: Gott selbst. Denn der übernimmt die Verantwortung dafür, dass sie gerettet werden und herauskommen aus ihrer Verlorenheit.
Und dann geht das weiter. Jetzt macht sich der Schäfer auf den Weg und sucht. Und zwar sucht er, ohne auf die Kosten zu achten! In der libanesischen oder palästinensischen Landbevölkerung weiß jeder, dass es einen oder mehrere Tage dauern kann, die der Schäfer in der zerklüfteten Wüste herumklettern muss, bis er sein verlorenes Schaf findet. Und wenn er es gefunden hat, liegt der schwerste Teil der Arbeit noch vor ihm: Jetzt muss er nämlich das schwere Tier auch noch zur Herde zurücktragen. Eine immens anstrengende Tätigkeit.
Der Theologe Kenneth Bailey schreibt dazu: „Ehrlich gesagt, ich bin froh, es geschafft zu haben, nur mich selbst über jenes abgeschiedene, unwegsame Gelände geschleppt zu haben. Ahnungslose Touristen, die in solchen Randgebieten voller Eifer und mit der Kamera in der Hand losziehen, müssen oft auf einer Trage wieder herausgetragen werden.“
Der Hirte aber nimmt seine schwere Last „voller Freude“ auf den Rücken und nimmt diese zermürbende Arbeit fröhlich auf sich. Er übernimmt die Verantwortung für das verlorene Tier. Und er sucht, ohne auf die Kosten zu achten.
Auch bei Gott ist das so. Er sucht Menschen, die ihn nicht kennen. Die ganz besonders! Und bei dieser Suche spielen Kosten keine Rolle. Gott zahlt jeden Preis! Genauer: Jesus zahlt jeden Preis. Er gibt sein Leben am Kreuz als Ausgleich für die Sünde und die Schuld von uns Menschen. In diesem Gleichnis von dem Schäfer, der sucht, ohne auf die Kosten zu achten, kommt also das Kreuz in den Blick. Das Kreuz steckt da drin! Gottes achtet nicht auf die Kosten, wenn er uns Menschen sucht, um uns zu retten. Er ist bereit, den höchsten Preis zu zahlen: Das Leben seines Sohnes Jesus.
Und dann fügt Jesus am Ende seines Gleichnisses noch einen sehr interessanten Satz hinzu:
Ich sage euch: Im Himmel wird man sich genauso freuen. Die Freude über einen Sünder, der seine Einstellung geändert hat, ist größer als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben, umzukehren.
Hier kommt nun abschließend noch einmal der einzelne in den Blick. Im Himmel herrscht ausgelassene Freude über einen Sünder der Buße tut. Aber besonders interessant ist, wie hier in diesem abschließenden Satz definiert wird, was „Buße“ ist. „Buße“ bedeutet – so macht es Jesus mit diesem Gleichnis klar – die Bereitschaft, sich von Gott (Jesus) finden und nach Hause tragen zu lassen. Kein Wort steht hier von besonderen Bußleistungen, die erst mal zu erbringen wären. Oh nein! Das Wort „Buße“ beschreibt die Bereitschaft, sich von Jesus finden und sich von ihm ins Vaterhaus Gottes tragen zu lassen. Ich finde, gerade an dieser Stelle, wo es um die Buße geht, kommen die Güte und die Freundlichkeit Gottes besonders stark zum Ausdruck. Ermutigend ist das!
Halten wir also fest: Vor Gott zählt immer der einzelne. Insbesondere zählt jeder einzelne Mensch, der Gott nicht kennt und auf eine Ewigkeit ohne Gott zusteuert. Gott übernimmt Verantwortung für ihn. Er scheut keine Kosten bei der Suche nach ihm. Er findet ihn und trägt ihn nach Hause und dann wird im Himmel gefeiert, dass es kracht. Es ist der Einzelne, der zählt vor Gott. Und in allem ist es immer der Lebendige Gott in Person, der die Initiative hat: Beim Verantwortung tragen, beim Suchen, beim Finden und beim nach Hause tragen.
Ein Bericht aus den USA illustriert das perfekt: Da erzählte ein Mann in einer Versammlung davon, wie Gott ihn gesucht und gefunden habe. Er sprach davon, wie Gott ihn geliebt, ihn gesucht, ihm nachgegangen, ihn schließlich gerettet und innerlich neu gemacht habe. Es war ein beeindruckendes Zeugnis für die Größe und Herrlichkeit Gottes.
Nach Ende der Versammlung aber kam einer der Zuhörer zu ihm und sagte: „Wissen Sie, ich fand das alles ja ganz wunderbar, was Sie da zu berichten hatten, was Gott für Sie getan hat. Aber: Sie haben überhaupt nicht über darüber gesprochen, was nun Ihr Anteil dabei war, und - was Sie getan haben! Wenn Gott uns rettet, dann ist es doch wohl so, dass er einen Teil tut und wir den anderen. Und deswegen wäre es doch gut gewesen, sie hätten auch davon etwas berichtet!“ – „Oh,“, sagte der Mann, „das tut mir leid. Ich bitte um Verzeihung. Ich hätte das wirklich erwähnen sollen. Also: Mein Part sah so aus, dass ich weggerannt bin vor Gott. Und Gottes Part bestand darin, dass er mir nachgerannt ist, bis er mich endlich gefunden hatte.“
Vor Gott zählt immer der
einzelne.
Als Pastor und Seelsorger in einer großen diakonischen Einrichtung in Norddeutschland gehören zu meiner Arbeit auch Ethik-Kurse im Berufsbildungswerk, wo einige hundert junge Leute zwischen 18 – 25 Jahren eine Ausbildung durchlaufen. Die allermeisten der jungen Leute im Berufsbildungswerk können mit Gott überhaupt nichts anfangen. „Religion ist unwissenschaftlich!“, sagen sie und meinen damit: Es lohnt nicht, über den Glauben nachzudenken.
Im Ethik-Unterricht sprechen wir über den Sinn des Lebens. Immer, wenn ich das Thema ankündige, stöhnen die meisten dumpf auf. Sie sind davon überzeugt, dass das Leben keinen irgendwie fassbaren Sinn hat. Sie finden, man könne nur versuchen, möglichst viel Spaß herauszuholen. Gleichzeitig brennt aber in vielen von ihnen die Frage nach dem Sinn des Lebens lichterloh.
Wir nähern uns dem Thema unter anderem mit drei Fragen: Wo bin ich zuhause? Wo werde ich geliebt? Wo werde ich gebraucht? – Diese drei Fragen stammen aus der Sinn-Theorie, und es ist für mich immer wieder erstaunlich, was sie bei den jungen Leuten auslösen.
Es ist, als ob tonnenschwere Betondeckel über lange verschlossenem Leid plötzlich hochklappen. Erschütternde Einzel- und Familienschicksale werden erzählt. Viel, viel Einsamkeit, Verlorenheit und Ratlosigkeit kommen heraus. Viele wissen nicht, wo sie zuhause sein könnten. Es gibt für sie keinen Ort, wo sie verlässlich geliebt und wirklich gebraucht werden. Und manchen dämmert jetzt zum ersten Mal, dass ihr Leben vielleicht deshalb so sinnlos ist, weil diese drei Fragen bei ihnen überhaupt nicht beantwortet sind: Wo bin ich zuhause? Wo werde ich geliebt? Wo werde ich gebraucht?
Zu einem späteren Zeitpunkt lade ich die Teilnehmer zu einem Gedankenexperiment ein. Ich platziere ein geräumiges Holzhaus-Modell auf dem Tisch. „Stellen Sie sich vor, dies sei Ihr Lebenshaus“, sage ich. „Und gehen Sie nur für die nächsten 30 Minuten mal davon aus, dass es Gott tatsächlich geben könnte. Vielleicht kommen wir der Antwort nach dem Sinn Ihres Lebens damit näher.“ Die meisten nicken. Sie haben Feuer gefangen beim Thema.
„Also“, fahre ich fort, „stellen Sie sich vor, dass Sie Gott eines Tages in Ihr Lebenshaus eintreten lassen. Er kommt ja nur herein, wenn man ihn ausdrücklich bittet. Was, meinen Sie, passiert dann?“ - Unschlüssiges Schweigen.
„Naja“, sage ich, „die Bibel betont, dass Gott Licht ist. Also wird es wahrscheinlich ziemlich hell, wenn er Ihr Lebenshaus betritt.“ - Zögernde Zustimmung.
„Ok, und nun sagt Gott zu Ihnen: >Wenn ich schon mal da bin, könntest du mich eigentlich ein bisschen in deinem Lebenshaus herumführen.<“ – Allgemeines zustimmendes Grinsen.
„Sie gehen also mit Gott die Treppe hinauf in Ihr Wohnzimmer. Dort befindet sich eine gemütliche Sofa-Gruppe, ein überdimensionaler Fernseher, eine ausladende Konsole und ein schönes Panorama-Fenster. >Schön hast Du´s hier!<, sagt Gott. >Wirklich gemütlich! Aber was ist mit dem Zimmer gleich nebenan?< Ein bisschen zögernd gehen Sie mit Gott dorthin. Das Zimmer ist fest verschlossen. An der Tür hängt ein Zettel: `Bitte nicht eintreten!´ - >Was ist mit dem Zimmer?<, fragt Gott. Und Sie sagen: >Da sind meine gesammelten Verletzungen drin. Alle in Regalen aufgestapelt.“
Einer der jungen Leute unterbricht mich: >Bei mir reicht ein Zimmer dafür nicht. Bei mir müssten es zwei sein.< Andere nicken stumm.
„>Wir könnten in das Zimmer hineingehen<, sagt Gott. >Ich könnte Deine Verletzungen berühren. Dann hören sie auf, Dich zu quälen.< Ihr betretet das Zimmer. Es ist dunkel dort und riecht muffig. Gott zieht die Rollläden hoch und öffnet das Fenster. Es wird hell. Er geht von Regal zu Regal. Und Sie bemerken, dass all die Verletzungen, Sie nicht mehr so stechen.
„Dann“, sage ich, „gehen Sie weiter hinauf, in die zweite Etage. Dort ist ein Zimmer, das mit Schlössern und Ketten gesichert ist. ´Auf keinen Fall eintreten!´ steht an der Tür. >Was ist mit dem Zimmer?<, fragt Gott. >Dort sind meine gesammelten Enttäuschungen aufbewahrt!<, antworten sie. Und wieder geschieht das Gleiche. Mit Gott an Ihrer Seite öffnen Sie ängstlich die Tür. Auch hier öffnet Gott Rollläden und Fenster. Auch hier wird es nun hell, und auch hier geht Gott mit Ihnen von Regal zu Regal. Und wieder erleben Sie, wie die alten Enttäuschungen ihre Schrecken verlieren.
>Was ist auf dem Dachboden?<, fragt Gott schließlich. >Oh, da sollten wir besser nicht hingehen!<, wehren Sie ab.“ - Die jungen Leute blicken mich fragend an. „Tja, mit dem Dachboden hat es eine Bewandtnis“, sage ich. „Sie gehen mit Gott schließlich doch noch dorthin. Und der Dachboden ist voller Bücher. >Hier<, sagen Sie zu Gott und zeigen auf all die Bücher , >sind meine gesamten Zweifel an dir aufbewahrt.<
Die Teilnehmer schnaufen. „Kann man Gott mit den eigenen Zweifeln konfrontieren?“ fragen sie.“ „Ja, man kann!“, antworte ich. „Gott ist allemal groß genug, um sich unsern Zweifeln zu stellen und sie so zu überwinden.“
„Und jetzt?“, fragen die Teilnehmer. - „Jetzt“, sage ich, „gehen Sie mit Gott in den letzten Teil des Hauses, wo Sie noch nicht waren: In den Keller.“ – „Oh, oh“, kommt es spontan zurück. Was da wohl zu finden ist …“
„Sie gehen mit Gott die Kellertreppe herunter“, fahre ich fort. „Dort sind drei große Räume. Sie sind mit Ankerketten und Eisenbalken gesichert. `Unter keinen Umständen eintreten!´ steht in großen Buchstaben an den Türen. Und Gott sagt: >Was ist mit diesen Räumen?< - >Hier lagern all die Dinge, die ich falsch gemacht habe in meinem Leben<, antworten Sie. >Dunkle Dinge, für die ich verantwortlich bin.< - >Ich mache Dir einen Vorschlag<, antwortet Gott. >Wir betreten jetzt diese Räume und schaffen den ganzen Müll nach draußen. Ich habe extra schon einen Müll-Container bestellt.< Und so geschieht es. Und als Sie später wieder durch Ihr ganzes Haus gehen, stellen Sie fest: Es ist richtig hell geworden und Sie haben so viel Platz gewonnen. So viele Zimmer - zum Leben!
Und Gott sagt zu Ihnen: >Ich bin gekommen, um zu bleiben, wenn das in Ordnung ist.< Und Sie spüren: Jetzt wissen Sie, wo Sie zuhause sind: Mit Gott ist Ihr Lebenshaus zum Zuhause geworden. Jetzt wissen Sie auch, wo sie verlässlich geliebt werden: In Gottes unmittelbarer Nähe. Und schließlich wissen Sie auch, wo Sie wirklich gebraucht werden: An Gottes Seite und in den guten Plänen, die er für Sie hat.“
Am Ende des Ethik-Kurses bedauern viele, dass die Zeit schon
vorbei ist. „Über sowas müsste man öfter reden!“, sagen sie.
Als wenig verlässlich hat sich ein Vater erwiesen, der seine Tochter bei einer Autofahrt schlicht vergessen hat. Während eines Tankstopps auf der Rückreise aus dem Urlaub – so berichteten die Zeitungen – ließ der Familienvater seine Tochter einfach zurück. Die 13jährige war unbemerkt aus dem Auto gestiegen und hatte sich die Zeitschriften angesehen, während ihr Vater nahe der österreichischen Stadt Salzburg tankte. Sie hatte zuvor schlafend auf der Rückbank gelegen und war aufgewacht. Als sie zum Auto zurückkehren wollte, war der Wagen weg. Erst zu Hause bemerkte der Mann das Fehlen des Kindes – nach einer Fahrt von rund 300 Kilometern. Die österreichischen Behörden hatten da bereits die Mutter informiert.
Tja, so kann es gehen: Dass ein Vater seine Tochter verlässt und es nicht mal bemerkt. Für die Tochter sicher eine prägende Erfahrung. Für den Vater wahrscheinlich auch. Ich meine: Natürlich war das Ganze nur ein Versehen, und dem Vater hat der ganze Vorfall mit Sicherheit hinterher sehr leid getan. Aber es zeigt doch: Wir Menschen sind nur bedingt verlässlich. Manchmal sind wir einfach gedankenlos, unaufmerksam, mit uns selbst beschäftigt oder einfach nachlässig. Und dann machen wir Fehler: Manchmal mit geringfügigen, manchmal aber auch mit schlimmen Folgen. Es gibt darum ein Sprichwort, das lautet: „Wer sich auf Menschen verlässt, der ist verlassen!“
Es gibt einen, der ist anders: Und das ist der lebendige Gott. Er ist die einzige mir bekannte Person, die nie einen Fehler macht, nie unaufmerksam, abgelenkt oder nachlässig ist. Er allein lässt uns nie im Stich. Er allein lässt uns niemals fallen. Er allein hält mit atemberaubender, unwandelbarer Treue an uns fest, egal, wer wir sind und was wir tun. Er allein ist im vollen Sinne des Wortes „verlässlich“. Er allein ...
In der Bibel (Buch Josua 1, 5) heißt es: So spricht der Herr: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht!“
Was wir
hier in diesem biblischen Wort haben, das ist eine Festlegung Gottes. Gott selbst legt sich uns Menschen gegenüber fest. Er macht sich gewissermaßen „berechenbar“. Wir sollen ganz genau wissen,
woran wir mit ihm sind. Und seine Festlegung sieht nun so aus, dass er sagt: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht!“ Und das wollen wir
uns jetzt im Einzelnen anschauen. Wir wollen dieses Wort aus der Bibel regelrecht „auspacken“, wir wollen es von verschiedenen Seiten in den Blick nehmen, und wir wollen herausfinden, was es für
uns und unser Leben bedeutet.
Eine bewegende Liebeserklärung.
Es war der US-Tennisprofi Andre Agassi, der im Juli 2004 das Publikum mit einer bewegenden Liebeserklärung zu Tränen gerührt hat. Bei der Aufnahme seiner Ehefrau Steffi Graf in die „Tennis Hall of Fame“ im US-Staat Rhode Island sagte Agassi: „Ich kämpfe damit, Worte zu finden für jemanden, der tatsächlich mein Leben verändert hat – Stefanie. Ich bewundere sie für ihr großes Herz und dafür, dass sie ihre Tenniskarriere beendet hat, um eine liebende Mutter zu sein.“
Nein wirklich, das war eine überaus schöne Liebeserklärung. Und es verwundert einen nicht, dass das Publikum zutiefst bewegt war davon. Und doch: Wie viel größer, gewaltiger, tiefer und bewegender ist die Liebeserklärung Gottes an uns Menschen: So spricht der Herr: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht!“ (Jos 1, 5)
Die Bibel ist voll von
Liebeserklärungen Gottes an uns Menschen. Aber: Haben Sie diese eine jemals bewusst wahrgenommen und aufgenommen in Ihr Herz: „Ich lasse dich nicht fallen,
spricht der Herr, „und verlasse dich nicht!“? Das sagt Gott zu Ihnen. Er sagt es zu Ihnen und zu ausnahmslos jedem Menschen, der am
heutigen Tag über diese Erde geht. Er sagt es zu jedem, egal ob der schwarz oder weiß, Mann oder Frau, fromm oder gottlos, klein oder groß, stark oder schwach, klug oder töricht, offen oder
verschlossen, glücklich oder verzweifelt ist. Er sagt es zu jedem Juden, Muslimen, Buddhisten, Hinduisten, Humanisten, Sozialisten oder Atheisten. Er sagt seine Liebeserklärung einfach zu jedem:
„Ich lasse dich nicht fallen, und ich verlasse dich nicht!“ Solange ein Mensch auf dieser Erde lebt und atmet, gilt ihm umfassend und ohne jede
Einschränkung diese Liebeserklärung
Gottes.
Vielleicht gehen Sie einmal in Gedanken durch die Jahre und Jahrzehnte Ihres Lebens hindurch. Sicher haben auch Sie Situationen erlebt, in denen Sie sich äußerst verlassen und allein gefühlt haben. Vielleicht war es der Augenblick, wo Sie mit drei Fünfen im Zeugnis nach Hause gehen mussten und Angst vor Ihren Eltern hatten. Vielleicht war es der Augenblick, wo Sie mit Ihrer Meinung ganz allein da standen und alle gegen sich hatten. Vielleicht war es eine Schuld, die Sie auf sich geladen haben, über die Sie aber mit niemandem sprechen konnten und die Sie entsetzlich einsam machte: Eine Abtreibung vielleicht oder etwas anderes. Vielleicht war es eine schlimme Diagnose beim Arzt, die Ihr Leben schlagartig völlig veränderte. Vielleicht war es ein Augenblick äußerster Hilflosigkeit und der Not, wo alle Sie im Stich ließen, auf die Sie bislang gezählt hatten. Vielleicht war es der Augenblick, als Sie voller Entsetzen vor den Trümmern Ihrer Ehe standen. Vielleicht war es auch eine ganz kleine unauffällige Situation, deren Tragik und Tiefe nur Sie allein spürten, alle anderen aber nicht. Was immer es auch gewesen sein mag: Solche Situationen, wo wir scheinbar allein und verlassen Dinge aushalten müssen, die viel zu groß für uns sind, solche Situationen verunsichern uns zutiefst. Sie treiben Risse in unsere Seele, die oft jahrelang nicht heilen. Sie machen uns misstrauisch und ängstlich und verschlossen.
Und nun, bitte, hören
Sie: Was immer es gewesen mag, das Sie erlebt haben: Niemals waren Sie wirklich verlassen, allein und ausgeliefert. Gott war sehr nahe bei Ihnen. Unmittelbar neben Ihnen. Vielleicht haben Sie
nichts von ihm geahnt. Vielleicht haben Sie ihn nicht gespürt. Vielleicht haben Sie ihn überhaupt nicht wahrgenommen. Vielleicht waren Sie ganz fest der Meinung, es gäbe ihn gar nicht. Und doch
war er bei Ihnen, als alle anderen Sie vielleicht längst fallen gelassen
hatten und Sie sich völlig verlassen vorkamen. Er war da, bereit, Ihr Leben und Ihre Not in seine Hände zu nehmen und
das Allerbeste für Sie daraus zu machen! Es hat keinen Moment in Ihrem Leben gegeben, wo er nicht da war. Denn Gott hat sich festgelegt: „Ich lasse dich nicht
fallen, und ich verlasse dich nicht!“ Das galt in jeder
vergangenen Sekunde Ihres Lebens. Es gilt natürlich auch heute, und es gilt erst recht in der Zukunft. Gott ist für Sie! Ist es immer gewesen! Nicht gegen Sie! Und er steht auf Ihrer
Seite!
Na ja, könnte man an dieser Stelle nun sofort einwenden, das ist ja nun mal eine ziemlich kühne Behauptung. Wie kann ich denn wissen, wie kann ich denn sicher sein, dass diese Behauptung auch wirklich stimmt?
Die Frage lässt sich beantworten. Denn es gibt einen Punkt, wo Gott seine Liebe für jedermann sichtbar unter Beweis gestellt hat. In der Bibel wird dieser Punkt mit den folgenden Worten beschrieben (Die Bibel, Johannesevangelium 3, 16): So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an IHN glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.
Es ist Gottes Art, dass er nicht einfach im Himmel bleibt, sondern zu uns Menschen kommt. Die Liebe Gottes ist von der Art, dass er uns einfach nicht verlassen und allein herumlaufen lassen kann. Er muss zu uns kommen. Seine Liebe treibt ihn. Und darum kam Jesus, Gottes einziger Sohn auf die Welt. Jesus war ein Teil von Gott. Er war Gott in Person. Und darum wohl hat er sich auch Sohn Gottes genannt.
Er kam zu uns Menschen. Er kam ganz einfach: Geboren wurde er zum Beispiel in denkbar einfachen Verhältnissen in der Stadt Bethlehem. Und er lebte dann auch ganz einfach: Als ein Handwerker, als Steinmetz und Zimmermann. Er tat Wunder und heilte viele Menschen. Er zeigte allen, die es wissen wollen, wie sie Kinder Gottes werden können. Und am Ende starb er an einem Kreuz. Nicht weil er das musste, sondern weil er das wollte. Er gab sein Leben für das, was uns Menschen trennt von Gott, und das ist nicht wenig. Und am dritten Tag danach, da war er wieder da: Von Gott zu einem neuen Leben auferweckt.
Gott gab seinen Sohn. Damit wir nur nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben bekommen können. Gott schaffte alle Voraussetzungen dafür, dass wir Menschen seine Kinder werden können. Und was meinen Sie, warum er das tat: Einfach, weil er uns liebt. Gott kann nicht fern von uns bleiben im Himmel. Er will, er ersehnt immer die Gemeinschaft mit uns. Seine Liebe treibt ihn in unsere Nähe.
Wie kann ich wissen, wie kann ich sicher sein, dass
Gottes Liebeserklärung auch wirklich stimmt? So hatten wir eben gefragt. Und jetzt wissen wir: Wir können es wissen, weil Gott seinen Sohn Jesus gab. In ihm hat er seine Liebe unter Beweis
gestellt.
Na gut, würde jetzt vielleicht der eine oder andere sagen, das leuchtet mir ja vorläufig soweit ein. Nur: Die Sache mit Jesus liegt nun schon eine Weile zurück. Ich aber lebe heute. Kann ich denn auch heute persönlich in meinem Leben erfahren, dass Gott mich nicht verlässt und mich nicht fallen lässt? Kann ich auch heute persönlich in meinem Leben erfahren, dass dieses Versprechen Gottes stimmt: „Ich
lasse dich nicht fallen, und ich verlasse dich nicht!“? Sie können! Jeder Tag Ihres Lebens kann angefüllt sein von Erfahrungen mit Gott. Aber an dieser Stelle gibt es etwas Besonderes zu beachten.
Eine zurückgewiesene Liebeserklärung.
Eigentlich – so sollte man meinen – müssten doch eigentlich alle Menschen mit Freude und Dankbarkeit auf die große verlässliche Liebe reagieren, die Gott ihnen entgegenbringt. Eigentlich müssten sie doch alle auf die große göttliche Liebe mit ihrer kleinen menschlichen Liebe antworten. Eigentlich müsste doch dieses große Versprechen Gottes „Ich lasse dich nicht fallen, und ich verlasse dich nicht!“ bei allen, die es hören, eine große Bewegung ihres Herzens hin zu Gott auslösen. Eigentlich müsste das doch so sein!
Ja, eigentlich ... Aber:
Merkwürdigerweise ist das nicht so. Faktisch ist die Liebe Gottes die am meisten
zurückgewiesene Liebe, die es gibt. Die allermeisten Menschen haben eine höchst zwiespältige, um nicht zu sagen eine gebrochene Beziehung zu Gott. Und zuweilen gehen sie dabei echt seltsame Wege
...
Da berichteten zum Beispiel die Zeitungen im (HAZ 15/10/2005) von einem Mann aus Rumänien, einem Häftling, der Gott verklagen wollte. In seiner Klage beschuldigte der wegen Mordes zu 20 Jahren Haft verurteilte Mann Gott, dass dieser ihn „nicht vor dem Teufel geschützt“ habe. Durch die Taufe, so schrieb der Mann, sei er einen Vertrag mit Gott eingegangen. Dieser habe sich verpflichtet, ihn vor dem Teufel und vor allen Unannehmlichkeiten im Leben zu schützen. In dem Schriftstück, das er beim Gerichtshof im westrumänischen Temesvar einreichte, forderte der Häftling die Eröffnung eines strafrechtlichen Verfahrens gegen „Gott, wohnhaft im Himmel“ wegen Betruges und Amtsmissbrauchs.
Man fasst sich an den Kopf: Da begeht ein Mann einen Mord, landet folgerichtig im Knast und strengt dann einen Prozess gegen Gott an, weil der dies alles nicht verhindert habe. Das ist stark! Das ist wirklich extrem! Aber so völlig ungewöhnlich ist es nun auch wieder nicht! Viele, viele Menschen heute leben mit so einer Anspruchshaltung Gott gegenüber: Sie finden, dass es seine Pflicht und Schuldigkeit sei, alle Unannehmlichkeiten aus ihrem Leben fernzuhalten. Geschieht das nicht, klagen sie ihn an. Vielleicht nicht schriftlich vor Gericht, wie der Mann aus Rumänien, wohl aber in ihren Gedanken und oft auch in ihren Worten.
Es gibt einen Satz, den kann man oft hören kann, wenn Menschen in Schwierigkeiten geraten sind. Der Satz lautet: „Was habe ich nur getan, dass der liebe Gott mich derart straft!“ Oft kommt dieser Satz mit ziemlicher Empörung heraus. Manchmal auch regelrecht zornig und beleidigt. Gott hat seine Schuldigkeit nicht getan. Darum muss er zur Rechenschaft gezogen werden, wegen Betruges und Amtsmissbrauch. So empfinden es viele.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich kann es gut nachvollziehen, dass Notsituationen, Krankheit und Schmerzen Menschen den Lebensmut nehmen oder auch tief verzweifelt machen können. Und wer entmutigt oder verzweifelt ist, der braucht natürlich Ermutigung und ganz viel menschliche Wärme und Verstehen, und nicht auch noch Kritik. Ganz klar!
Aber dennoch
bleibt es wahr:
Viele Menschen leben mit einer inneren Anspruchshaltung Gott gegenüber. Sie wollen – wie der Mann aus Rumänien – dass Gott möglichst alle Unannehmlichkeiten von ihnen fernhält. Aber bestimmen
wollen sie allein in ihrem Leben. Vielleicht gehen sie gelegentlich in die Kirche. Vielleicht wurden sie als Kinder getauft, als Jugendliche
konfirmiert und als Erwachsene kirchlich getraut. Mag alles sein! Aber bestimmen wollen sie selbst über ihr Leben. Gott soll sie – bitteschön – von allen Unannehmlichkeiten abschirmen, ansonsten
aber soll er sich aber raushalten aus ihrem Leben.
Und da macht Gott einfach nicht mit! Wenn wir Gott zum Butler machen, der uns bedienen, sich aber ansonsten besser raushalten soll aus unsern Angelegenheiten, dann ist das illusionäres menschliches Wunschdenken, sonst nichts! Nirgendwo in der Bibel wird versprochen, dass Gott sich auf so einen faulen Kuhhandel einlässt. So läuft das einfach nicht! Gottes Bedingungen sind andere!
Wenn wir seine Nähe und seine verlässliche Liebe wirklich handfest erfahren wollen in unserem Leben, dann müssen wir unser Anspruchsdenken ihm gegenüber aufgeben. Dann müssen wir aufhören, Gott in die Randbereiche unseres Lebens abzudrängen. Dann müssen wir ihm den Platz frei räumen, der ihm als der Designer des Alls und als Schöpfer des Lebens selbstverständlich zusteht: Den Platz in der Mitte unseres Lebens!
In der Bibel gibt es einen
wichtigen Satz, der gehört genau hierher. Der lautet (Die Bibel, Johannesevangelium 1, 12): Denen, die ihn (Jesus) aufnahmen, denen gab er die Macht Gottes Kinder zu
sein.
Verstehen Sie: Gott will in der Mitte unseres Lebens wohnen. Er begnügt sich ausdrücklich nicht damit, ein geduldeter Zaungast zu sein. Er will in der Mitte unseres Lebens wohnen und der Herr unseres Lebens sein. Er will, dass wir ihn aufnehmen in die innerste Mitte unseres Lebens und dann mit ihn in einer sehr persönlichen Beziehung als seine Kinder leben. So stellt Gott sich das vor! Er wünscht sich, dass wir eine Übergabe unseres gesamten Lebens an Ihn vollziehen. Zum Beispiel mit diesen Worten:
„Jesus, ich habe gehört und verstanden, dass Du heute lebst und dass Du der Herr meines Lebens sein willst. Darum gebe ich Dir jetzt mein gesamtes Leben mit allem, was dazugehört. Sei Du der Herr darin. Bitte vergib mir die vielen Dinge, die ich falsch gemacht habe! Hilf mir, mich Dir unterzuordnen in meinem Fühlen, Denken und Tun, jeden Tag neu. Und führe mein Leben nach Deinen Plänen und zu Deinem Ziel.“
So kann man beten. Und so wird man ein Kind Gottes. Und dann wird man die Nähe und Liebe und Güte und Fürsorge Gottes handfest und persönlich immer wieder erfahren. Also: Wenn Sie sich danach sehnen, persönliche Erfahrungen mit Gott zu machen, dann ist dies der Weg und die Bedingung: Die Übergabe Ihres Lebens an ihn.
Natürlich: Gott wird Sie auch dann weiter lieben, wenn Sie diesen Schritt nicht vollziehen und nicht sein Kind werden. Er wird Sie nicht verlassen und Sie auch nicht fallen lassen, wenn Sie ihn weiter draußen halten aus Ihrem Leben. Er wird weiter um Sie werben und immer wieder Ihren Weg kreuzen. Ganz sicher! Sein Versprechen bleibt verlässlich bestehen, solange Sie hier auf dieser Erde leben: „Ich lasse dich nicht fallen, und ich verlasse dich nicht!“
Aber: Es wird der Tag kommen, wo Sie auf dieser Erde die Augen für immer zumachen. Ich weiß nicht, wann bei Ihnen dieser Tag kommen wird. Und ich hoffe, dass er noch lange nicht kommt! Ganz klar! Aber irgendwann wird auch Ihr Leben hier auf der Erde enden. Und wenn dann Jesus immer noch nicht der Herr Ihres Lebens geworden ist, wenn Sie dann immer noch selbst über Ihr Leben verfügen und Gott immer noch auf Abstand halten, dann wird das endgültig werden. Das ist die Gefahr, in der Sie stehen. Gott wird dann Ihre Lebens-Entscheidung akzeptieren. Genauer: Er wird Ihre Entscheidung zu seiner machen. Und das heißt: Sie werden dann verloren gehen. Sie werden in eine Ewigkeit fern von Gott eingehen. Und sie werden keine Möglichkeit mehr haben, das zu korrigieren. So sagt es die Bibel sehr klar und sehr eindeutig (Die Bibel, 1. Johannesbrief 5, 12): Wer den Sohn (Jesus) hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat auch das Leben nicht! Und Jesus selbst hat einmal gesagt (Joh 14, 6): Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater (Gott) außer durch mich.
Verstehen Sie: Gott liebt Sie sehr. Er wünscht sich sehnlichst die persönliche Gemeinschaft mit Ihnen! Aber wenn Sie seine verlässliche, große Liebe auf Dauer von sich abweisen und Jesus raushalten aus der innersten Mitte Ihres Lebens, dann wird er sich Ihnen nicht aufdrängen. Er wird Sie suchen und um Sie werben, solange Sie auf dieser Erde leben. Aber wenn Ihre Zeit hier abgelaufen ist, dann wird er Ihr Leben ansehen, das sich nun vollendet hat und in dem nie Platz für ihn war. Und er wird Sie dann von sich abweisen. Er wird Ihnen Ihren Willen lassen auf ewig. Denn Gott ist nicht nur Liebe. Er ist auch heilig und gerecht.
Warum sage ich Ihnen dies alles so unverblümt? Um
Ihnen Angst zu machen? Nein, nicht um Ihnen Angst zu machen, sondern um Sie zu warnen! Gott hat so unendlich viel Gutes für Sie bereit: Aber Sie können es verpassen. Sie können verloren gehen. Und das wünsche ich Ihnen nun
wirklich, wirklich nicht!
Eine dringliche Liebeserklärung.
„Ich lasse dich nicht fallen, und ich verlasse dich nicht!“ Das ist auch eine dringliche Liebeserklärung, die uns in Bewegung bringen will.
Das ist so ähnlich wie mit jenem geheimnisvollen Mann, der von der Polizei der englischen Grafschaft Kent (HAZ 18/05/2005) in einem völlig durchnässten Abendanzug aufgelesen wurde. Der Mann sprach kein Wort. Im Krankenhaus malte er eine schwedische Flagge und einen Konzertflügel auf ein Blatt Papier. Daraufhin wurde er in der Krankenhauskapelle zu einem Flügel gebracht. Zum Erstaunen der Anwesenden gab der Mann ein zweistündiges klassisches Konzert auf hohem Niveau. Bald nannte man ihn „Piano-Mann“. Aber niemand wusste, wer er wirklich war.
Als alle Nachforschungen ergebnislos blieben, wandten sich die englischen Behörden mit der dringlichen Bitte an die Öffentlichkeit, doch bitte bei der Aufklärung des rätselhaften Falles zu helfen. Und die Öffentlichkeit wurde aktiv. Über 1000 Hinweise aus der Bevölkerung gingen ein! Im August schließlich konnte dann das Geheimnis um den der mysteriösen „Piano-Mann“ endlich gelüftet werden.
„Ich lasse dich nicht fallen, und ich verlasse dich nicht!“ Diese Liebeserklärung Gottes ist auch so etwas wie eine dringliche Bitte. Sie will uns in Bewegung bringen! Sie will uns aktiv machen! Es ist, als ob Gott zu uns sagt: „Hast Du nie bemerkt, dass ich da bin? Hast Du nie bemerkt, dass ich Dich suche? Hast du nie gespürt, wie lange ich mich schon sehne nach Gemeinschaft mit Dir? Du lebst Dein Leben. Tag für Tag. Aber Du lebst es ohne mich. In Deinem Herz ist Platz für alles mögliche. Aber es ist kein Platz für mich! Lass die Zeit nicht weiter vergehen. Es ist schon viel zu viel davon verstrichen! Ich stehe vor Deiner Tür und klopfe an. Heute! Lass Dich doch in Bewegung bringen von mir! Stehe auf, beweg´ Dich, sei nicht träge und entschlusslos und öffne die Tür Deines Lebens für mich!“
„Ich lasse dich nicht fallen, und ich verlasse dich nicht!“ Dies ist Gottes verbindliche, verlässliche Liebeserklärung an uns. Und wenn Sie klug sind, dann tun Sie doch dies Eine: Nehmen Sie Gottes Liebeserklärung für sich persönlich an und werden Sie sein Kind. Werden Sie verbindlich mit Gott. Legen Sie sich ihm gegenüber fest, so wie er sich längst schon Ihnen gegenüber festgelegt hat!
Er
wartet darauf!
Jesus sagte: Macht euch also keine Sorgen! Fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn damit plagen sich die Menschen dieser Welt herum. Euer Vater weiß doch, dass ihr das alles braucht! (Die Bibel, Matthäusevangelium 6, 31 – 32)
Macht euch keine Sorgen …! Fast reflexartig setzt bei vielen Menschen an dieser Aufforderung eine innere Gegenwehr ein. „Gott, du meinst es sicher gut mit dem, was du uns sagst“, so murmeln sie. „Aber ich bin nicht sicher, ob du diese Sache auch wirklich durchziehen kannst! Nein, ich bin nicht sicher, ob du die Sache auch wirklich durchziehen kannst.“
Machen wir uns nichts vor: Die unmissverständliche Aufforderung Jesu: Macht euch keine Sorgen …! trifft bei uns Menschen nicht selten auf eine massive und schwer zu erschütternde innere Mauer aus Misstrauen. Wir kennen das Leben – so meinen wir – und das Leben ist eben ohne Sorge nicht zu haben, - meinen wir. „Nein“, sagen wir: „So einfach, wie Jesus es sich hier macht, so einfach ist es eben nicht! – Naja“, sagen wir, „damals in Israel, da war alles anders, als heute hier bei uns! Dort war es allezeit warm und angenehm. Da fror keiner im Winter! Da brauchten die Leute auch nicht so zu rechnen und zu planen und vorzusorgen, so wie wir. Nein, die konnten einfach in den Tag hinein leben (mehr oder weniger jedenfalls) und hatten trotzdem ihr Auskommen. Die mussten auch nicht um eine auskömmliche Rente bangen, die hatten ja ihre Großfamilie. Für die war´s leicht zu sagen: Mach´ dir keine Sorgen!“
Wirklich?
Ich kann Ihnen sagen, wie es damals war in Israel, als Jesus diese Worte über die Sorge formulierte: Wenn es da im Winter nicht schneite auf den Bergen, dann trockneten im
Sommer die Flüsse aus. Und wenn die Flüsse austrockneten, dann gab es kein Wasser für die neue Saat und dann natürlich auch keine Ernte. Und dann, wenn die Ernte ausblieb, kam der Hunger ins
Land. Und wenn der Hunger ins Land kam, dann hatten die Leute kein Einkommen. Und wenn die Leute kein Einkommen hatten, dann konnten sie keine Kleidung kaufen und auch sonst nichts, was sie
dringend zum Leben brauchten. Dann reichte es nichtmal für eine einzige neue Hose im Jahr. Das waren die Verhältnisse damals. Und in diese Verhältnisse hinein, sagte Jesus: Macht euch keine Sorgen!
Und wie ist es bei uns? Bei uns wimmelt es von Lebensmittel-Discountern. Und selbst wenn bei uns mal die Ernte verregnet, dann kriegen wir das kaum mit! Denn in den Discountern sind die Regale ja immer so schön voll! Immer! Wir können dahin fahren mit unseren Autos, wann wir wollen und können verlässlich zu jeder Zeit alles einkaufen und in unsere Autos laden, was wir brauchen. Alles ist immer vorrätig, manchmal sogar Erdbeeren im Dezember! Und Kleidung? Die gibt´s auch immer! Die nehmen wir oft genug einfach mal so beim Einkaufen mit, ohne uns groß Gedanken zu machen: Jeans und Schuhe und Jacken und Gürtel und was weiß ich, zum Teil zu Spottpreisen. Eigentlich kriegen wir immer alles. Eigentlich haben wir viel, viel bessere Voraussetzungen zur Sorglosigkeit als die Menschen zu den irdischen Lebzeiten Jesu.
Aber wir sind nicht sorglos. Wir sorgen uns massiv: Um unsere Gesundheit. Um unser Konto. Um unsere Kinder. Um unser Fortkommen im Beruf. Um das Auskommen mit dem Chef. Um die Höhe der Rente. Um alles Mögliche! Jeden Tag.
Und jetzt wollen wir die Sorge mal ein bisschen demaskieren, damit wir klarkriegen, mit wem wir es da eigentlich zu tun haben. Wissen Sie, was Sorge ist: Sorge ist negativer Glaube! Sorge ist Vertrauen auf das Schlimme! Sorge ist Vertrauen auf das Unangenehme. Sorge ist Vertrauen auf das Unglück. Sorge ist Vertrauen auf die Niederlage. Sorge ist Vertrauen auf den Schrecken. Sorge ist Vertrauen auf die Katastrophe.
Und noch etwas: Sorge ist auch ein Lügner! Jawohl, ein Lügner! Sorge belügt uns, was die Zukunft angeht. Sie sagt uns nicht die Wahrheit. Das denken wir nur! Tatsächlich belügt sie uns. Denn sehr Vieles von dem, was die Sorge uns ankündigt, trifft gar nicht oder nur in Ausnahmefällen ein!
Hier ist ein Beispiel: Da gab´s mal eine Frau. Die plagte sich jahrelang mit der Sorge, ein Einbrecher könnte in ihr Haus eindringen. Sie machte sich so viel Sorgen, dass sie nachts nicht schlafen konnte. Eines Nachts nun hörte ihr Mann seltsame Geräusche im Haus. Er stand auf und ging nach unten, um herauszufinden, was es war. Unten im Wohnzimmer fand er einen Einbrecher vor. „Guten Abend!“, sagte der Mann zu dem Einbrecher. “Ich bin ja so froh, Sie zu sehen. Kommen Sie bitte mit nach oben und lernen Sie meine Frau kennen! Sie wartet schon seit zehn Jahren auf Sie!“ (William Marshall, Eternity Shut in a Span).
Und jetzt verrate ich Ihnen noch etwas: Sorge ist auch ein Dieb! Denn die Sorge stiehlt uns Lebensjahre. Jesus hat einmal gesagt (Die Bibel, Matthäusevangelium 6, 34): Sorgt euch nicht um das, was morgen sein wird! Denn der Tag morgen wird für sich selbst sorgen. Die Plagen von heute sind für heute genug!
So sagt es Jesus klipp und klar. Aber die Sorge widerspricht! Sie sagt: „Nein, heute schon, heute muss man sich Sorgen um das machen, was morgen sein wird. Denn morgen, ja morgen, da wird´s bestimmt sehr gefährlich! Morgen wird womöglich ganz viel schiefgehen! Man muss sich deswegen schon heute viele, viele schwere Gedanken darum machen und sich darauf einstellen.
Und das ist falsch! Gott gibt Kraft und Gelingen und Sieg immer nur für den heutigen Tag. Nicht heute schon für morgen. Und das heißt: Wer sich heute um die Zukunft sorgt, der lädt sich heute schon die Lasten zukünftiger Tage auf. Aber er tut es ganz allein. Er tut es entgegen der Anweisung Jesu: Die Plagen von heute sind für heute genug! Und: Er tut es ohne Kraft von Gott, ohne Segen von Gott, und ohne gutes Gelingen von Gott. Und das bedeutet: Er treibt Raubbau an seinen Kräften!
Und so verkürzt die Sorge unser Leben! Sie ist also ein Dieb! Der bekannte Arzt Charles Mayo, Mitbegründer der bekannten Mayo Kliniken, hat einmal gesagt: „Sorge beeinflusst den Kreislauf, die Drüsen und auch das Nervensystem. Ich habe viele Menschen einfach aufgrund ihrer vielen Sorgen sterben sehen.“ (http://www.archiv.dreikoenigsgemeinde.de/glaube/philSchmidt_predigt_200.php) Verstehen Sie: Sorgen lassen uns glauben, sie verlängerten unser Leben, weil sie uns rechtzeitig auf kommende Probleme aufmerksam machten. Tatsächlich aber tun sie das genaue Gegenteil: Sie verkürzen unser Leben. Sie stehlen uns Lebenszeit.
Also: Sorge ist ein negativer Glaube an das Schlimme. Sorge ist ein Lügner. Und Sorge ist auch ein Dieb. Und weil das so ist, darum sagt Jesus: Macht euch keine Sorgen!
Und jetzt verrate ich Ihnen das tiefste Geheimnis der Sorge: Die Haltung des Sorgens kann nur dann in uns einwurzeln, kann sich nur dann in uns einnisten, wenn wir vergessen, dass wir einen Vater im Himmel haben. Wie steht es: Machen Sie sich viele Sorgen? Dann haben Sie vergessen, dass Sie einen Vater im Himmel haben.
Und was sagt die Bibel über den Vater im Himmel? Sie sagt dies (1. Chr. 29, 11): Dir, Herr, gehören Größe und Kraft, Ehre, Ruhm und Hoheit! Denn alles im Himmel und auf der Erde ist dein. Und Psalm 24, 1 ergänzt: Die Erde gehört dem Herrn und was sie erfüllt, die Welt und ihre Bewohner.
Also, ganz klar: Dem Vater im Himmel gehört die Erde. Er verfügt über sie. Er kontrolliert alles, was sich auf ihr und in ihr befindet! Und zwar absolut! Also: Ohne Einschränkung! Und jetzt schauen Sie nochmal nach Vers 32, was Jesus da über diesen Vater im Himmel sagt. Er sagt: Euer Vater weiß doch, dass ihr das alles braucht! Euer Vater weiß doch, was ihr alles braucht. Er weiß … Und darum: Macht euch keine Sorgen!
So, und jetzt wollen wir herausfinden, was das bedeutet: Wenn der Vater im Himmel uns sagt: Sorgt euch (bloß) nicht um die Grunddinge des Lebens. Sorgt euch bloß nicht um Essen und Trinken und Kleidung und Zukunft. Denn ich weiß, dass ihr das alles braucht, dann ist es als ob er sagt: „Hallo, mein Lieber: Die Grunddinge des Lebens (Essen, Trinken, Kleidung, Zukunft), die sind mein Bereich! Die sind mein Bereich! Halte Du Dich da bitte heraus! Denn für die Grund-Dinge Deines Lebens (Essen, Trinken, Kleidung, Zukunft) sorge ich! Die sind mein Bereich! Und Du hast darin nichts suchen!“
So sieht uns der Vater im Himmel! Und darum ist es sehr, sehr unangemessen, wenn wir den Sorgen Raum geben. Wir weigern uns dann, den Vater im Himmel zu kennen, ihn zu lieben und ihm zu vertrauen. Wir halten die Sorgen für stark und den Vater im Himmel für schwach. Und das ist absurd! Denn der Vater im Himmel, der Lebendige Gott ist größer, viel größer als alles Geschaffene. Und über ihm kommt ja bekanntlich auch nichts mehr!
Bedeutet das nun, dass wir alle miteinander faul rumhängen sollen und uns vom Vater im Himmel bedienen lassen? Nein, das heißt es nicht! Die Vögel sitzen ja auch nicht auf dem
Ast eines Baumes herum und warten, dass es Würmer regnet. Die sind munter unterwegs und suchen und finden das Futter dass sie für sich brauchen und ihre Brut. Und so versorgt sie Gott! Genauso
läuft´s bei uns Menschen auch: Wir warten nicht, dass es Hamburger regnet, sondern arbeiten für unseren Lebensunterhalt. Und so (auf diese Weise) gibt uns der Vater im Himmel, was wir zum Leben
brauchen. Und damit wir uns bloß nicht sorgen, sondern Ihm vertrauen, hält Gott noch ein besonderes Versprechen für uns bereit. Das Versprechen lautet: Ich weiß … was ihr alles braucht. Ich weiß
…!
Ich musste an die vielen Waisenkinder denken, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ohne ihre Eltern leben mussten. Sie wurden in besondere Camps für Kinder gebracht und dort gut betreut und versorgt. Allerdings stellte sich bald etwas Seltsames heraus: Trotz der guten Versorgung konnten all diese Kinder nachts nicht schlafen. Sie waren sehr nervös und ängstlich und starrten die ganze Nacht schlaflos an die Decken der Schlafräume. Schließlich gelang es einem Angestellten herauszufinden, was der Grund für dieses absonderliche Verhalten war: Diese Kinder hatten so lange in Unsicherheit und Hunger gelebt, dass sie nachts vor lauter Sorge nicht schlafen konnten. Sie fürchteten sich davor, am nächsten Tag wieder hungern zu müssen. Das war der Grund für ihre rätselhafte Schlaflosigkeit.
Und nun verfielen die Betreuer der Kriegswaisen auf eine sehr kluge Idee. Jeden Abend, wenn es ans Schlafen ging, gaben sie jedem der Kinder ein kleines Stück Brot in die Hand. Und jetzt schliefen die Kinder sofort ein, das Stück Brot in der Hand fest umklammert. Das kleine Stück Brot gab ihnen Sicherheit, dass sie auch morgen essen und nicht hungern würden.
Der himmlische Vater macht es mit uns ganz ähnlich: Er gibt uns eine Zusage, ein Versprechen in die Hand, damit wir ganz sicher wissen können, dass er sich auch morgen um die Grunddinge des Lebens kümmern wird. Es ist, als ob Er zu uns sagt: Ich weiß, was du alles brauchst. Ich weiß! Und darum will ich für Dich und die Grunddinge Deines Lebens sorgen. Das ist mein Bereich! Aus dem sollst Du Dich raushalten! Du kannst weise planen und Vorsorge treffen für die Zukunft. Das ist gut! Aber Du sollst Dich auf keinen Fall sorgen! Denn für die Grunddinge Deines Lebens sorge ich! Bitte vertrau mir! Und darum: Wer den Vater im Himmel kennt und liebt und ihm vertraut, der verweigert sich der Sorge. Er weiß: Bei meinem Vater im Himmel bin ich wirklich in guten Händen. Und darum - tun wir gut daran, uns den Sorgen zu verweigern und sie sofort in die Wüste zu schicken, wenn sie bei uns anklopfen.
Hier ist ein Beispiel (http://www.christianity.com/church/church-history/church-history-for-kids/george-mueller-orphanages-built-by-prayer-11634869.html.): Es sah nicht gut aus für die Kinder in George Mullers Waisenhaus in der englischen Stadt Bristol. Es war Frühstückszeit, aber es war absolut kein Essen vorhanden. Ein kleines Mädchen, dessen Vater ein enger Freund von George Muller war, besuchte an diesem Tag das Waisenhaus. Müller nahm ihre Hand und sagte: „Komm und sieh, was der himmlische Vater tun wird.“ Im Speisesaal waren die langen Tische mit Tellern und Bechern gedeckt. Aber Teller und Becher waren leer. Es gab keine Nahrungsmittel in der Küche und kein Geld auf dem Bankkonto. Muller betete mit diesen Worten: „Lieber Vater, wir danken dir für alles, was du uns heute Morgen zu essen geben wirst.“
Unmittelbar danach hörten sie ein Klopfen an der Tür. Als sie öffneten, stand dort ein Bäcker, der in der Nähe seinen Laden hatte. „Mr. Muller“, sagte er, „ich konnte vergangene Nacht nicht schlafen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Sie kein Brot zum Frühstück hätten. Also stand ich um 2.00 Uhr morgens auf und backte Brot für Sie: Hier ist es!“
Muller dankte ihm und lobte Gott. Wenig später klopfte es wiederum an der Tür. Es war der Milchmann. Sein Wagen war direkt vor dem Waisenhaus mit Motorschaden stehen geblieben. Der Milchmann
sagte, er würde die Milch auf dem Wagen gern den Kindern im Waisenhaus überlassen, da der Wagen zum Abschleppen vollständig entladen sein müsste. Und so geschah es.
Wer den Vater im Himmel kennt und ihm vertraut, kann den Sorgen Adieu sagen.