Die Akte Kain - Eine nicht verjährte Geschichte (4)

Quelle:  pixabay
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Gott ist der Anwalt der Wehrlosen und Verfolgten. Er ist der Rächer aller Menschen, denen Unrecht geschehen ist. „Mein ist die Rache! Ich will vergelten! Spricht der Herr“ heißt es in der Bibel (5. Buch Mose 32, 35) Und weil Gott der Rächer ist, darum brauchen wir uns nicht mit der Rache zu befassen, sondern können sie getrost ihm überlassen. Für uns ist es dran, die Stimme zu erheben und zu widersprechen. Rache und Vergeltung sind Gottes Angelegenheit. Für uns reicht es zu wissen: Jeder Schwangerschaftsabbruch läuft vor Gottes Augen ab. Und alle, die daran Verantwortung tragen, werden unerbittlich danach gefragt werden. Das ist aber – ich betone das noch einmal – ausschließlich Sache von Gottes Gericht. Und weil es Gott mehr auf die Vergebung als die Vergeltung ankommt, darum schützt er bis zum großen Gericht sogar den schuldigen Menschen, wie hier den Kain.

Denn als Kain zur Strafe für sein Verbrechen als Flüchtling das Land verlassen muss, da fängt er an und fließt über vor Mitleid. Aber nicht etwa Mitleid mit seinem erschlagenen Bruder, sondern Mitleid mit sich selber. Als seine Schuld herauskommt, da ergreift ihn das Selbstmitleid. Die Akte Kain berichtet:

Die Bibel, 1. Buch Mose 4, 13 – 14:  Da sagte Kain zu dem Herrn: "Diese Strafe ist zu schwer für mich. Ich werde sie nicht ertragen können. Du vertreibst mich vom fruchtbaren Land, und auch vor dir muss ich mich verstecken. Als ruheloser Flüchtling werde ich umherirren, und jeder, der mich findet, kann mich erschlagen."

 

Selbstmitleid statt Reue: Das ist sehr menschlich und sehr verbreitet. Es gibt Menschen, die im Laufe ihres Lebens viele Fehlentscheidungen getroffen haben. Menschen, die alle Warnungen in den Wind schlugen. Und die dann irgendwann vor den Zerstörungen stehen, die sie bei anderen angerichtet haben und vor den Trümmern ihres eigenen Lebens stehen, das sie selbst zerstört haben. Und sie zerfließen in Selbstmitleid über so viel Zerstörung. Und natürlich ist das oft auch tragisch. Nur: Zur echten Reue finden sie den Weg nur schwer.

Feststeht jedenfalls: Dem Kain hilft weder sein Selbstmitleid noch sein Lamentieren. Gott schickt ihn fort. Aber er gibt ihm auch eine Chance, indem er ihm das Kainszeichen schenkt. Noch einmal die Akte Kain: 

Die Bibel, 1. Buch Mose 4,  15 – 16: "Nein", erwiderte der Herr, "ich ordne an: Wer Kain erschlägt, wird siebenfach bestraft!" Und er machte ein Zeichen an Kain, damit niemand es wagen würde, ihn zu erschlagen, wenn er ihm begegnete. So verließ Kain die Nähe des Herrn und siedelte sich östlich von Eden an, im Land der Heimatlosigkeit, in Nod.

 

Niemand weiß, was für ein Zeichen das war, das Kain damals bekommen hat. Aber soviel ist doch klar: Dieses Zeichen war für Kain die Chance zu leben!

Und genau an dieser Stelle sind wir Menschen dem Kain von damals sehr nahe! Denn: Auch uns gibt Gott eine Chance! Und das Zeichen dafür, das ist das Kreuz, an dem Jesus hängt. Auch er ist ein Ermordeter. Auch er ist einer, dessen Blut zum Himmel schreit. Aber sein Blut schreit nicht nach Rache, sondern nach Vergebung.

Die Bibel sagt (1. Johannesbrief 1, 7): Das Blut von Jesus Christus macht uns rein von aller Sünde. Und das heißt: Wer sich seine Sünde abwaschen lässt, wer also durch Jesus Vergebung für sich in Anspruch nimmt, der kommt nicht in Gottes Gericht. Und der landet nicht in der Hölle. Der wird davor gerettet. Deshalb hat Jesus sich kreuzigen lassen. Deshalb hat er sein Leben gegeben als Sühneopfer für unsere Schuld. Und deshalb ist das Kreuz das Rettungszeichen schlechthin.

Wegen dieses Zeichens gibt es Hoffnung: Hoffnung für Leute, die mit der Gesinnung Kains herumlaufen. Wegen dieses Zeichens gibt es Hoffnung. Hoffnung für die, denen kein Mensch mehr eine Chance gibt. Es gibt Hoffnung für die, deren Taten zum Himmel schreien. Es gibt Hoffnung für die seelisch Schwerverletzten, die Versager, die Feiglinge, die gescheiterten Existenzen. Wegen dieses Zeichens gibt es sogar Hoffnung für die Ordentlichen, die Braven, die Unauffälligen, die Kains mit der Tarnkappe.

Wegen dieses Zeichens, dem Kreuz, an dem Jesus hängt, haben wir alle noch eine Chance. Denn in uns allen steckt die Kains-Gesinnung: Neid, Hass, Rachegedanken. In unser aller Leben gibt es Dinge, die zum Himmel schreien. Aber uns allen bietet Gott in diesem Zeichen Vergebung und Neuanfang an. Egal, was war.

Gott gibt uns noch eine Chance. Er gibt uns die Chance, dass die alte Kains-Gesinnung aus uns herauskommt und etwas ganz Neues anfängt. Aber: Ohne Jesus schaffen wir das nicht. Ohne ihn bleibt alles, wie es warheute. Ohne ihn geht´s weiter wie gehabt: Mit Neid und Hader, mit Vergeltung und Groll. Seien wir ehrlich!

Jesus hat am Kreuz noch seinen eigenen Mördern vergeben. Er hat uns damit ein Beispiel gegeben und ein Zeichen, dass durch ihn doch noch alles anders werden kann in unserm Leben.

Wenn es noch eine Hoffnung gibt für diese von Hass und Unversöhnlichkeit und Feindschaft vergiftete Welt, dann ist er es, Jesus, Gottessohn, Retter, der am Kreuz sein Leben gab für die Schuld einer verlorenen Menschheit.