Nachdenken über die Feigheit - 4

Quelle:  pixabay
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Sehr viele Menschen sind feige.

 

Ich auch.

Ich musste im Laufe meines Lebens sehr oft mutig sein, viel mutiger, als ich mich innen drin fühlte. Ich musste meine Feigheit, die mich zum Schweigen, zum Kopfeinziehen und zum Weglaufen verleiten wollte, überwinden.

Wie hat das funktioniert?

Der Schlüssel war das Gewissen.

Das Gewissen ist jene Instanz in uns, die uns in jeder Situation sagt, was richtig und was falsch ist, oder zumindest die Richtung andeutet, in er Richtig und Falsch liegen könnten.

Das Gewissen ist eine (akustisch) unhörbare Stimme, die sagt: "Du musst jetzt das Richtige tun, auch wenn es dir massiv Angst macht. Du musst das Richtige tun, einfach, weil es das Richtige ist!"

Ich habe immer mit dem Gewissen als einem sehr aktiven Teil meiner Person gelebt. Es hat mich angetrieben, das Richtige zu tun. Es hat mich motiviert, das Richtige zu tun, auch wenn es gefährlich wurde, meine Feigheit sich massiv zu Wort meldete und mich dringlich zur Flucht, zum Nachgeben und zu (falscher) Anpassung aufforderte.

Als ich Christ wurde, bekam mein Gewissen ein sehr stabiles, tragfähiges Fundament: Den Willen Gottes. Jetzt sagte es: "Du musst das Richtige tun, weil es dem Willen Gottes entspricht. Tu es, und Gott wird dich nicht im Stich lassen!"

So begann ein sehr spannender, aber manchmal auch kräftezehrender Prozess. Ich geriet im Laufe der Jahre immer wieder in Situationen, in denen Menschen mich aus den unterschiedlichsten Gründen dazu bewegen wollten, dem Willen Gottes zuwider zu handeln. Oft ging es dabei direkt um meine Existenz. Das war eine große Herausforderung, insbesondere, als ich irgendwann Familie (und damit viel Verantwortung) hatte.

Das bisschen Mut, das mir von Natur aus zur Verfügung stand, hat in diesen Situationen nicht weitergeholfen. Meine Feigheit hätte locker gesiegt!

Geholfen hat ganz allein die Bindung meines Gewissens an den Willen Gottes, so wie die Bibel ihn präsentiert. Es gibt Situationen, in denen man sich völlig überfordert, hilflos, allein und verlassen fühlt. Alle inneren Weichen sind dann auf Nachgeben und Einknicken gestellt. Und dann hilft wirklich nur das Gewissen weiter, das fest an die Maßstäbe Gottes gebunden ist. Die einzige Sicherheit, die dann bleibt, ist die Wirklichkeit Gottes und seine verbindlichen Zusagen für solche Krisen-Situationen.

Feigheit kann also überwunden werden. Sie kann aber nicht ein für allemal überwunden werden. Jede neue Situation, in der sich die Feigheit artikuliert, ist eine brandneue Herausforderung. Diese Herausforderung kann positiv bewältigt werden, wenn man bereit ist, "Gott auf jeden Fall mehr zu gehorchen als den Menschen". (Die Bibel, Apostelgeschichte 5, 29).