Sehnsucht nach Glück

Quelle:  pixabay
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Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (Die Bibel, 1. Johannesbrief  5, 4)

 

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wenn man diesen Satz aus der Bibel das erste Mal unvoreingenommen hört, könnte man denken: Die Bibel hat was gegen die Welt. Sie hat was gegen unsere sichtbare Welt, in der wir tagtäglich leben und uns bewegen. Wenn sie so ausdrücklich betont, dass die Welt überwunden werden müsse, dann – so könnte man meinen -  ist sie wohl der Überzeugung, dass unsere Welt irgendwie nicht gut, nicht passend und - nicht in Ordnung ist. Warum sonst das starke Wort „überwunden“?

Aber andererseits: Die Bibel sagt ebenso klar und ebenso unmissverständlich, dass Gott die Welt mit ihrer ganzen Schönheit, ihrer Vielfalt und mit all ihren Freuden und Genüssen vor Zeiten gemacht hat und „sehr gut“ fand. Wie könnte er nun etwas gegen sie haben?  Rätselhaft dieser Satz: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wie soll man ihn bloß verstehen?

Wir kommen der Sache auf die Spur, wenn wir uns auch einen kleinen Denkweg machen, auf den ich Sie gern mitnehmen würde. Am Anfang dieses Denkweges steht ein Zitat des Mathematikers und christlichen Philosophen Blaise Pascal. Er schrieb einmal 

„Alle Menschen streben nach Glück. Es gibt dabei keine Ausnahme. Auch wenn sie dabei unterschiedliche Mittel anwenden, streben sie alle auf dieses Ziel hin. ... Der Wille macht auch den kleinsten Schritt nur auf dieses Ziel hin: Glück.“

Ich glaube, dass das eine sehr präzise Beschreibung von uns Menschen ist. In jedem von uns steckt diese große, nicht klein zukriegende Sehnsucht nach Glück.

Und nun ist es so: Prinzipiell kann man dieses Glück nur an zwei verschiedenen Stellen suchen: Entweder in der sichtbaren Welt oder bei dem unsichtbaren Gott. Etwas Drittes gibt es nicht. Jeder Mensch, egal wann und wo er geboren wurde und egal wer er ist, kann nur an zwei Stellen das Glück suchen, nach dem er sich sehnt: In der sichtbaren Welt oder bei dem unsichtbaren Gott. Eine weitere Möglichkeit besteht nicht.

Und jetzt gehen wir auf unserem Denkweg einen Schritt weiter und fragen: Ja, wie ist es denn? Wo suchen denn die Menschen mehrheitlich das Glück, nach dem sie sich sehnen? Und da ist die Antwort nun sehr einfach. Sie lautet: Die meisten Menschen suchen nach dem Glück in der sichtbaren Welt. Sie versuchen ihre starke, wuchtige Sehnsucht nach Glück mit Menschen oder Dingen aus der sichtbaren Welt zu stillen.

Ein Beispiel: Da eröffnete vor ein paar Jahren in Berlin am Alexanderplatz das Alexa-Einkaufszentrum, ein Elektronikmarkt. Der Verkauf sollte um Mitternacht beginnen und - angezogen von zahlreichen Lockangeboten standen auch um Mitternacht über 5000 Kunden vor den noch verschlossenen Türen. Bald kam es unter den Wartenden zu Rangeleien. Die Glastür des Alexa hielt dem Andrang nicht stand und zersplitterte. Einige Schnäppchenjäger zogen sich Schnittwunden zu. Menschen fielen in Ohnmacht, andere verletzten sich an den Knien. Dann stürmte die Menge den Laden. Besucher kletterten über die Kassen und liefen Rolltreppen gegen die Fahrtrichtung hoch. Verkäufer brachen in Tränen aus. „Das ist die Hölle hier“, sagte ein Mitarbeiter in dem Chaos kurz nach Mitternacht. Verzweifelt versuchten Angestellte und Sicherheitsleute die Menschenmassen in halbwegs geordnete Bahnen zu lenken. Vergeblich. Um 1. 40 Uhr sperrte die Polizei die Eingänge. Erst um 5.00 Uhr morgens konnte das Geschäft wieder geöffnet werden.

Wie würden Sie das Verhalten der Menschen vor dem Alexa-Einkaufsmarkt erklären? Nun, die wahrscheinlichste Erklärung ist wohl die, dass sie meinten, hier könnten sie Dinge finden, die ihr Leben – zum Schnäppchenpreis – mit Glück füllen würden. Und dafür setzten sie alle Kraft ein, auch – auf Kosten anderer. Sie suchten Glück in sichtbaren (kaufbaren) Dingen.

Natürlich ist dies ein extremes Beispiel. Aber es illustriert doch eindrücklich, dass viele Menschen unwillkürlich das Glück ihres Lebens in sichtbaren Dingen suchen. Sie gehen mit der ganzen Sehnsucht ihres Herzens eine sehr starke Bindung an diese sichtbare Welt ein und versuchen dort ihre Sehnsucht zu stillen.  Und werden enttäuscht. Immer wieder. Und immer und immer und immer wieder. Und versuchen es doch immer aufs Neue! Wie tragisch, und wie hoffnungslos!

Noch einmal Blaise Pascal ... Er schreibt: „Es gab einst im Menschen ein wahres Glück, von dem ihm heute nur noch das Merkmal und die leere Spur bleiben, die er vergebens zu füllen versucht mit allem, was ihn umgibt ... Aber diese Dinge sind alle unzureichend, weil die unendliche Kluft nur gefüllt werden kann von einem unendlichen und unveränderlichen Objekt, - das heißt nur von Gott selbst.“

Und damit wird jetzt etwas klar: Nicht unsere sichtbare Welt mit ihrer Schönheit und Vielfalt, ihren Freuden und Genüssen ist das Problem. Die hat Gott uns ja zur Freude gegeben. Das Problem ist, dass wir Menschen dazu neigen, in sichtbaren Dingen und in der sichtbaren Welt etwas zu suchen, das nur bei dem unsichtbaren Gott zu finden ist. Wir neigen dazu, uns an irdische Dinge zu binden und verpassen so den Lebendigen Gott, der allein unsere Sehnsucht nach Glück stillen kann. Und so gehen wir verloren.

Und das ist der Grund, warum die Bibel so unnachgiebig darauf besteht, dass die Welt überwunden werden müsse, wenn man ein Kind Gottes werden will. Nicht weil die Welt an sich schlecht wäre, sondern weil wir uns so leicht an sie binden. Weil wir in ihr unser Glück suchen und so das Leben mit Gott verpassen. Weil wir die Erfüllung mit Glück am falschen Ort suchen und dann leer ausgehen.

Es gibt ein altes Glaubensbekenntnis, darin heißt es: „Des Menschen Hauptziel ist es, Gott zu verherrlichen und sich für immer an ihm zu erfreuen.“ (Kleiner Westminster Katechismus).

Das bringt die Dinge auf den Punkt: Wenn wir, Sie und ich, mit unserer Sehnsucht nach Glück zum Ziel kommen wollen, dann müssen wir sie auf Gott in Person richten. Auf ihn und auf nichts und niemanden sonst! Wir müssen ihm die Chance geben, unser Leben zu erfüllen bis zum Rand und uns dann an ihm zu freuen und zu freuen und zu freuen für immer. Nur so finden wir das Glück, nach dem unsere Sehnsucht uns treibt. Sehr genau gesagt: Wir müssen unsere sehr starke Bindung an sichtbare Dinge kappen und sie ersetzen durch die noch viel stärkere Bindung an den Lebendigen Gott (Jesus). Wir müssen die falsche Bindung an die Welt überwinden, sonst gehen wir leer aus.

Wie kann das sein, und wie kann das geschehen? Unser Bibeltext verrät es: Es geschieht durch den Glauben. Haben Sie es noch in Erinnerung: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.

Und so ist es wirklich! Glauben heißt, eine persönliche Beziehung zu Gott zu haben. Glauben heißt, eine persönliche Beziehung des Vertrauens zu Jesus zu haben. Diesen Glauben kann man nicht machen. Aber man kann ihn sich schenken lassen. Und: Wer Gott mit ganzem Ernst um diesen Glauben bittet, der wird ihn bekommen. Keine Bitte erfüllt Gott lieber als diese Bitte um eine persönliche Beziehung des Glaubens zu Ihm.

Und: Wenn ein Mensch anfängt zu glauben ... Wenn ein Mensch anfängt, in einer persönlichen Beziehung zu Gott zu leben, dann löst sich die alte, falsche Bindung an die Welt und an sichtbare Dinge. Sie wird überwunden. Sie wird ersetzt durch eine neue, viel stärkere Beziehung zu Gott in Person. Und wo das geschieht, da kommt die große Sehnsucht nach Glück an ihr Ziel.

Wie hieß es in dem alten Glaubensbekenntnis: „Des Menschen Hauptziel ist es, Gott zu verherrlichen und sich für immer an Ihm zu erfreuen.“

Und darum, wenn Sie eine große unerfüllte Sehnsucht nach Glück in sich spüren, dann bitte: Verdrängen Sie sie nicht! Gott hat sie Ihnen gegeben. Es ist eine gute Sehnsucht! Richten Sie aber diese Sehnsucht nicht auf sichtbare Dinge. Sie werden enttäuscht werden. Richten Sie Ihre Sehnsucht auf Gott in Person. Bitten Sie ihn, in Ihr Leben zu kommen. Bitten Sie ihn, Ihr Leben zu erfüllen bis zum Rand. Bitten Sie ihn, dass er Ihnen Glauben schenkt.

Entdecken Sie die unvorstellbare Größe und Schönheit Gottes. Entdecken Sie seine Güte, seine Allmacht, seine Bereitschaft zu vergeben. Entdecken Sie seine Freundlichkeit, seine Fürsorge, die Genialität, mit der er Ihr Leben führen wird. Entdecken Sie, wie gut es ist, mit ihm zu leben. Entdecken Sie Gott in Person. Und lassen Sie sich füllen mit Freude an ihm. Denn dazu sind wir Menschen gemacht und bestimmt.

Lassen Sie sich den Glauben schenken, der die Welt überwindet und Gott findet.